Grün-Rot will mehr Güterverkehr auf den Wasserstraßen, doch statt dessen wird auf den Flüssen im Land weniger Fracht transportiert als früher. Das liegt auch an den Schleusen.

Stuttgart - Zwei Jahre hat die positive Entwicklung angehalten, vergangenes Jahr ist sie aber wieder ins Negative gekippt: Der Güterumschlag in den baden-württembergischen Häfen ist 2014 um fünf Prozent zurückgegangen. Das allerdings gegen den bundesweiten Trend, wonach der Gütertransport mit Binnenschiffen um 0,7 Prozent angestiegen ist. Das besagen Zahlen des Statistischen Landesamtes.

 

Ob damit auch die Zielsetzungen der Verkehrspolitik konterkariert wurden, lässt sich noch nicht sagen. Nicht erst seit Grün-Rot regiert, will die Landespolitik mehr Güter von der Straße auf Schiene und Wasserwege bringen. „Wir wollen eine Verlagerung des Gütertransports weg von der Straße auf die umweltfreundlicheren Verkehrsträger Schiene und Binnenschiff“, sagt etwa Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne).

Dass der Warenverkehr auf den Flüssen rückläufig war, spricht nicht dafür, dass man diesem Ziel im vergangenen Jahr nähergekommen wäre. Doch gibt es noch keine Daten darüber, wie sich 2014 der Gütertransport auf der Straße und auf der Schiene entwickelt hat.

Fast die Hälfte weniger Güter umgeschlagen als noch 1990

Der Anteil der Lastwagen an der Güterverkehrsleistung im Land schwankt zwischen 75 und 78 Prozent, der der Binnenschifffahrt ist seit 1990 von 12,4 Prozent auf derzeit sechs bis sieben Prozent gesunken. Die Eisenbahn hält sich bei knapp 15 Prozent einigermaßen konstant. Der Rest ist Rohöl, das durch Leitungen gepumpt wird.

Die Verkehrsleistung wird errechnet aus der Tonnage und den zurückgelegten Strecken. An den Häfen wird auch der Umschlag ermittelt – und der ist insgesamt an den Lösch- und Beladeplätzen im Land seit 1990 mehr oder weniger kontinuierlich um fast 29 Prozent zurückgegangen. Besonders gelitten hat Heilbronn, das 2014 um fast die Hälfte weniger Güter umgeschlagen hat als noch 1990. Zwar ist Heilbronn der wichtigste Hafen am Neckar, doch ist der landesweit jetzt hinter Kehl am Rhein auf die vierte Position zurück gefallen.

Karlsruhe hat vergangenes Jahr um mehr als 40 Prozent weniger Güter umgeschlagen als 1990 und ist inzwischen weit weg von der früheren Position als umschlagstärkster Hafen im Südwesten. Das ist unangefochten Mannheim, wo allein mehr als ein Viertel des gesamten Güterumschlags an baden-württembergischen Häfen abwickelt wird. Stuttgart hat etwa 28 Prozent Menge seit 1990 verloren.

Einbußen in alle Richtungen

Vergangenes Jahr war die Entwicklung auf allen Transportrichtungen negativ. Aus dem Ausland, der mengenmäßig wichtigsten Verbindung, kamen um sieben Prozent weniger Waren an. Zu ausländischen Häfen wurde um vier Prozent weniger verschifft, der Versand an deutsche Häfen ging um knapp fünf Prozent zurück. Allein der Empfang von Waren aus Deutschland, so die Statistiker, bewegte sich in etwa auf dem Vorjahresniveau.

Das Geschäft wurde von rund 35 000 Schiffen betrieben, die zu 53 Prozent unter niederländischer Flagge fuhren. Deutsche Schiffe hatten einen Anteil von 38 Prozent.

Das bedeutendste Transportgut waren mit 28 Prozent Erze, Steine und Erden, hier legte das Transportgeschehen sogar leicht zu. Kokerei- und Mineralölerzeugnisse hatten einen Anteil von 17, Kohle, rohes Erdöl und Erdgas von 15 Prozent. In diesen beiden Gütergruppen wurde um acht respektive um 16 Prozent deutlich weniger verschifft als im Jahr zuvor.

Lichtblick des Jahres 2014 war der Transport von Containern. Davon wurden fast zwölf Prozent mehr auf baden-württembergischen Gewässern bewegt als im Jahr zuvor – damit ist der Zuwachs sogar größer als der des gesamtdeutschen Containertransports, der um knapp acht Prozent zulegte. Im Land wurden elf Prozent aller Container in Deutschland umgeschlagen, die Häfen im Südwesten schafften es damit auf den dritten Platz, wenngleich in Rheinland-Pfalz mehr als das Doppelte, in Nordrhein-Westfalen das Vierfache an Containern umgeschlagen wurde.

Längere Schleusen nötig

Auch das ist ein Thema für die Politik. Denn Winfried Hermann möchte den kombinierten Verkehr verbessern, also das Umsetzen von Containern von Lastwagen oder Zügen auf Schiffe vereinfachen. Dazu braucht es geeignete Verladestationen. Es braucht aber auch längere Schleusen, denn auf dem Neckar können nur weniger rentable kleinere Schiffe verkehren. Das führt dazu, dass in der Containerschifffahrt 87 Prozent des Verkehrs über den Rhein gehen, in der traditionellen Binnenschifffahrt sind es „nur“ 78 Prozent. Mit 53 Prozent Anteil am Containerumschlag ist Mannheim die wichtigste Anlaufstation.

Tatsächlich steht der Ausbau der Neckarschleusen auf der politischen Agenda: Man hat das Jahr 2025 ins Auge gefasst, dann will man fertig sein. Danach könnte der Containerverkehr im ganzen Land boomen. Bisher steht er für acht Prozent am Gütertransport per Binnenschiffen.