Ursprünglich war geplant, dass die Anlage im Sommer oder Herbst in Betrieb geht. Nun verzögert sich der Zeitplan um zwei weitere Jahre. Laut AWS ist nicht zuletzt die Corona-Pandemie daran schuld.

Zuffenhausen - Eigentlich hätte in diesem Sommer oder Herbst die Bioabfallvergärungsanlage in Betrieb gehen sollen. Das hatte die Stadt so geplant, und so ist es auch in einer entsprechenden Beschlussvorlage vom Dezember 2018 nachzulesen. Dass daraus nichts wird, ist jedem klar, der an dem entsprechenden Grundstück auf dem Gewann Hummelsbrunnen Süd vorbeikommt. Noch ist dort nämlich nichts zu sehen, zumindest nichts, was baulich auf das Großprojekt hindeutet. Auf Nachfrage unserer Zeitung hat die AWS (Abfallwirtschaft Stuttgart) nun eingeräumt, dass sich das Projekt um zwei weitere Jahre verzögert. „Derzeit wird mit der Inbetriebnahme der Anlage im Herbst 2022 gerechnet“, heißt es in der Mail der AWS. Insbesondere die Corona-Pandemie habe beim Ausschreibungsverfahren zu einer „mehrmonatigen Verzögerung“ geführt.

 

Acht Jahre Planung

Seit dem Jahr 2012 plant die AWS im Norden Zuffenhausens den Bau einer Bioabfallvergärungsanlage. Im Juli 2015 hatte der Gemeinderat dann den Projektbeschluss dafür gefasst. Seit damals hat sich das Vorhaben immer wieder verzögert. So musste mit dem Gewann Hummelsbrunnen Süd ein neuer Standort gefunden werden (ursprünglich war die Sauhalde angedacht). Dort wiederum tauchten dann Zauneidechsen auf, die bedrohte Tierart zwang die Planer zu umfangreichen Änderungen, die für das Projekt benötigte Fläche wurde aus Rücksicht auf die Natur von 4,3 auf 2,1 Hektar verkleinert. Was nicht nur den Zeitplan, sondern auch den finanziellen Rahmen kräftig durcheinander brachte. Zuletzt war von 21 Millionen Euro die Rede. Ob es trotz der erneuten Zeitverzögerung dabei bleibt, kann die AWS momentan nicht sagen. Zu den Kosten könne man „erst nach abschließender Angebotslage“ nähere Auskünfte geben.

Die europaweite Ausschreibung läuft

Laut AWS läuft momentan die europaweite Ausschreibung für den Bau der Anlage einschließlich der dazugehörigen Technik. Die Ausschreibung erfolge über einen Teilnahmewettbewerb in mehreren Stufen, die Angebote sollen im Herbst vorliegen. Alle planungs- und baurechtlichen Voraussetzungen seien gegeben, der Baubeschluss werde nach Vorliegen aller Ausschreibungsergebnisse gefasst. Das Baufeld, auf dem unter anderem die Gebäude einer ehemaligen Gärtnerei standen, sei mittlerweile weitgehend geräumt, Schadstoffe seien dabei nicht aufgetaucht.

Sowohl an den technischen Gegebenheiten als auch am Energiekonzept hat sich laut der AWS nichts geändert: Es sollen zwei Blockheizkraftwerke gebaut werden, die unter anderem die Biogasanlage selbst versorgen. Auch die Firma Porsche möchte Energie abnehmen. Nicht benötigtes Biogas könnte eventuell an die Stadtwerke verkauft werden. Maximal sollen in der Anlage jährlich 35 000 Tonnen Bioabfälle aus Stuttgarter Haushalten verarbeitet werden.