Hape Kerkeling gilt als Favorit für die Nachfolge von Thomas Gottschalk bei "Wetten, dass...?" Nun ist ein Buch über ihn erschienen.

Stuttgart - Schon der Titelzusatz ist ein Missverständnis. "Auf den Spuren des lustigsten Deutschen": als ob Hans-Peter Kerkeling ein ewiger Possenreißer sei. Dabei weiß man doch längst: Wie so viele Komödianten erweist er sich in Interviews als ernster, reflektierender Mensch, ein Eindruck, den er mit seinem Pilgerbuch "Ich bin dann mal weg" mehr als bestätigt hat. Andererseits setzt sich Alexandra Reinwarth in ihrer Arbeitsbiografie vor allem mit dem öffentlichen Ich Kerkelings auseinander. Abgesehen von einigen Sätzen zur Trennung von seinem Lebensgefährten Angelo Colagrossi handelt die Autorin das Privatleben des Stars angenehm beiläufig ab.

 

Anspruchsvolle Leser könnten trotzdem etwas enttäuscht sein: "Hape", der Titel legt es nahe, ist ein fröhliches Fan-Buch. Mit Hingabe und Sorgfalt arbeitet sich Reinwarth durch Kerkelings TV-Stationen und Kinofilme, mit Begeisterung schildert sie seine schönsten Streiche vor versteckter Kamera; aber mehr auch nicht.

In früheren Arbeiten hat Alexandra Reinwarth beschrieben, wie sie versuchte, der glücklichste Mensch ("Das Glücksprojekt") oder zumindest die beste Liebhaberin ("Miss Sex") der Welt zu werden. Das erklärt nicht nur den Superlativ im Untertitel, sondern auch den Status, den sie Kerkeling einräumt: Lebensgefährte. Immerhin teilt sie ihn bereitwillig mit ihren Leserinnen und Lesern, die sie der Einfachheit im umfassenden "Wir" immer wieder hinter sich vereinigt. Wie der unentwegt und zwangsläufig mitunter auch etwas distanzlos gepriesene große Komiker, so unterbricht auch die Autorin den Rezeptionsfluss oft für Solidarisierungsmomente, gern in Form von Kameradschaft stiftenden Kommentaren zu den allseits bekannten Geniestreichen des gemeinsam verehrten Idols: "Brüller, oder?"; "Knaller, oder?"; "Wahnsinn, oder?".

"Er ist unser kleinster gemeinsamer Nenner"

Das wirkt nicht bloß ranschmeißerisch und ein bisschen naiv, es entwertet auch die vorhandene Qualität des Buches. Wie gut Reinwarth schreiben kann, zeigt sich bei den Schilderungen der Streiche, die man ja postwendend bei einschlägig bekannten Internetportalen sichten kann: Ihre Nacherzählungen sind regelmäßig witziger als die Filme. Ohnehin fragt man sich mitunter, ob der Sockel, auf dem sie Kerkelings Denkmal errichtet, all den verdienten Preisen zum Trotz nicht doch zu hoch ausfällt. Deshalb mutet es auch fast dialektisch an, wenn sie seinen Erfolg unter anderem damit erklärt, er sei "einer von uns" und "unser kleinster gemeinsamer Nenner". "Wir sind Hape", konstruiert sie keck eine passende Boulevard-Schlagzeile.

Die Fans des Entertainers werden sich wohl auch anschließen, wenn die Autorin ihm und seinem Ex-Freund "alles Gute und viel Kraft" wünscht. Das mag zwar einerseits von Herzen kommen, würde aber andererseits in einem seriöseren Werk ähnlich deplatziert wirken wie die ziemlich überflüssige Anmerkung, sie finde Yvonne Catterfeld "zum Kotzen".

Angesichts solcher Entgleisungen darf sich Alexandra Reinwarth nicht wundern, wenn man ihr Geständnis eines "vollkommen dilettantischen Hintergrunds" als durchaus angebracht empfindet.

Alexandra Reinwarth: Hape. Auf den Spuren des lustigsten Deutschen. Riva Verlag, München. 256 Seiten, 19,99 Euro.