Risiko Aus den Neandertaler-Erbeigenschaften scheinen einige Krankheitsrisiken beim modernen Menschen hängengeblieben zu sein. So finden die Erbgutforscher einige Regionen im Erbgut heute lebender Menschen, die von Neandertalern stammen und deren Träger relativ häufig an chronischen Krankheiten wie der Darmentzündung Morbus Crohn oder durch das eigene Immunsystem ausgelösten Leberentzündungen leiden.

Diabetes Sogenannter Altersdiabetes könnte ebenfalls von Erbeigenschaften der Neandertaler begünstigt werden, die heute noch im modernen Menschen aktiv sind. Diese in der modernen Zivilisation sehr häufig gewordene Zuckerkrankheit tritt oft zusammen mit deutlichem Übergewicht auf und betrifft zunehmend auch jüngere Altersgruppen. Auch in diesem Fall könnte eventuell ein Zusammenhang mit der früheren Umwelt der Neandertaler hängengeblieben sein.

Übergewicht Die Neandertaler lebten in Regionen mit ausgeprägten Jahreszeiten, in denen einige Monate lang die Nahrung knapp sein konnte. Einen körpereigenen Speckgürtel als Energievorrat aus den guten Zeiten in die kargen Monate mitzunehmen war da sicher von Vorteil. Vor allem, da das Körperfett im Winter rasch wieder abschmolz. Heute dagegen fehlen diese kargen Zeiten in vielen Regionen der Welt, und das Körperfett wird nicht mehr abgebaut, sondern wächst immer weiter. Unter diesen Umständen aber bildet sich häufig Diabetes – der frühere Vorteil für die Neandertaler würde bei dieser Hypothese zum Nachteil für die modernen Menschen.

„Wir haben dazu das Erbgut von mehr als tausend Menschen aus unserer Zeit angeschaut und mit der Neandertaler-DNA verglichen“, erläutert Kay Prüfer die Grundlagen dieser neuen Studie. Dabei stellt sich rasch heraus, dass jeder Europäer oder Ostasiate zwar einen Teil Neandertaler-Erbgut in sich trägt, diese Fragmente sich aber von Mensch zu Mensch stark unterscheiden können. Zählen die Forscher diese verschiedenen Fragmente zusammen, haben anscheinend rund 1,1 Milliarden Bausteine des Neandertaler-Erbgutes und damit ungefähr die Hälfte des ermittelten Genoms überlebt.

Erbeigenschaften verteilen sich nicht gleichmäßig

„Man kann sich das so ähnlich wie einen winzigen Tropfen Farbe vorstellen, der sich in einem Glas Wasser verteilt“, vergleicht Kay Prüfer. In der Welt der Frühmenschen wäre der Farbtropfen ein Neandertaler, der mit einem Partner der modernen Menschen gemeinsame Kinder hatte. Diese Nachkommen haben selbst wieder Kinder, Enkel, Urenkel und so weiter. Dabei verteilt sich der Farbtropfen in Form des Neandertaler-Erbgutes immer weiter und verdünnt sich gleichzeitig. Bis heutzutage das Wasser nur noch leicht gefärbt ist – jeder Mensch hat nur noch ein gutes Prozent Neandertaler in sich. Und solange bestimmte Eigenschaften nicht bevorzugt oder benachteiligt werden, verteilen sie sich gleichmäßig, und jeder trägt ein anderes Stück Neandertaler in sich.

Die Evolution funktioniert aber bekanntermaßen anders: Sie führt keineswegs zu einer gleichmäßigen Verteilung, sondern bevorzugt zum Beispiel Erbeigenschaften, die gerade Vorteile bieten. Die Neandertaler lebten zum Beispiel schon lange außerhalb der afrikanischen Heimat unserer Vorfahren und hatten sich an die harscheren Bedingungen in einem stark von den Eiszeiten geprägten Klima angepasst. Das aber heißt in der Sprache der Evolutionsbiologen nichts anderes, als dass sich einige Erbeigenschaften ändern. Helfen diese Variationen, dass ein Neandertaler besser mit sehr unterschiedlichen Jahreszeiten und Temperaturen oder auch mit völlig anderen Krankheitserregern in der neuen Heimat fertig wird, hat er nicht nur bessere Überlebenschancen, sondern oft auch mehr Nachkommen. Im Laufe der Jahrtausende werden die nicht an die harschen Bedingungen angepassten Erbeigenschaften langsam ausgedünnt, am Ende haben die meisten Neandertaler die vorteilhaften Gene.

Neandertaler war gut an raues Klima angepasst

Zwischenzeitlich hatte sich in Afrika der moderne Mensch entwickelt und war von dort Richtung Europa und Ostasien weitergewandert. An die Bedingungen in seiner neuen Heimat aber war er höchstwahrscheinlich viel schlechter als die alteingesessenen Neandertaler angepasst. Bei gemeinsamen Nachkommen beider Linien wirkt die Evolution dann wie üblich: Eigenschaften, die den Neandertalern das Leben in der raueren Welt Europas und Ostasiens erleichterten, überleben im Erbgut viel besser als Nachteile, die über kurz oder lang verschwinden.

Genau dieses Muster fanden sowohl David Reich, Kay Prüfer und ihre Kollegen wie auch Joshua Akey und Benjamin Vernot bei ihren Erbgutvergleichen: In manchen Bereichen des Erbgutes moderner Menschen häufen sich die Neandertaler-Anteile, während sie in anderen Regionen fehlen. Dabei fiel den Forschern auf, dass Erbgutgebiete mit einem hohen Neandertaler-Anteil häufig Erbinformationen für Keratine enthalten. Diese Proteine sind zentrale Bestandteile von Haut, Haaren und Nägeln. „Die Haut aber ist die erste Barriere gegen Krankheitserreger“, erklärt EVA-Forscher Kay Prüfer. Veränderte Eigenschaften der Keratine im Erbgut der Neandertaler könnten also eine Anpassung an die Keime Europas und Ostasiens gewesen sein, während die Neuankömmlinge aus Afrika diese Barriere nicht hatten. Genau diese – nun wichtig gewordenen – Erbeigenschaften aber sollten sich nach den Spielregeln der Evolution durchsetzen.

Manche Erbgut-Regionen enthalten kaum Neandertal-DNA

Die Forscher finden aber auch ganze Regionen im Erbgut heutiger Menschen, in denen nur sehr wenig Neandertaler-DNA steckt. „Diese Wüsten, wie wir sie genannt haben, sind mit zehn Millionen Bausteinen manchmal riesengroß“, wundert sich Max-Planck-Forscher Kay Prüfer. Verteilt sich doch das gesamte menschliche Erbgut auf gerade einmal 23 Chromosomen, von denen die kleinsten auch nur rund 50 Millionen Bausteine haben. Diese Wüsten aber finden sich vor allem auf dem X-Chromosom, auf dem sich viele für die Fortpflanzung wichtige Erbeigenschaften befinden. Besonders betroffen scheinen die Gene zu sein, die in den Hoden der Männer aktiv sind. Da liegt der Verdacht natürlich nahe, dass dort Neandertaler-Erbeigenschaften die Fruchtbarkeit beeinträchtigt haben könnten. Betroffene Männer könnten also weniger Nachkommen gehabt haben. Kein Wunder, wenn die Evolution solche Erbinformation schnell fallen lässt, während sie an den vorteilhaften Genen bis heute festgehalten hat.

Krankheiten aus dem Neandertal-Erbgut

Risiko Aus den Neandertaler-Erbeigenschaften scheinen einige Krankheitsrisiken beim modernen Menschen hängengeblieben zu sein. So finden die Erbgutforscher einige Regionen im Erbgut heute lebender Menschen, die von Neandertalern stammen und deren Träger relativ häufig an chronischen Krankheiten wie der Darmentzündung Morbus Crohn oder durch das eigene Immunsystem ausgelösten Leberentzündungen leiden.

Diabetes Sogenannter Altersdiabetes könnte ebenfalls von Erbeigenschaften der Neandertaler begünstigt werden, die heute noch im modernen Menschen aktiv sind. Diese in der modernen Zivilisation sehr häufig gewordene Zuckerkrankheit tritt oft zusammen mit deutlichem Übergewicht auf und betrifft zunehmend auch jüngere Altersgruppen. Auch in diesem Fall könnte eventuell ein Zusammenhang mit der früheren Umwelt der Neandertaler hängengeblieben sein.

Übergewicht Die Neandertaler lebten in Regionen mit ausgeprägten Jahreszeiten, in denen einige Monate lang die Nahrung knapp sein konnte. Einen körpereigenen Speckgürtel als Energievorrat aus den guten Zeiten in die kargen Monate mitzunehmen war da sicher von Vorteil. Vor allem, da das Körperfett im Winter rasch wieder abschmolz. Heute dagegen fehlen diese kargen Zeiten in vielen Regionen der Welt, und das Körperfett wird nicht mehr abgebaut, sondern wächst immer weiter. Unter diesen Umständen aber bildet sich häufig Diabetes – der frühere Vorteil für die Neandertaler würde bei dieser Hypothese zum Nachteil für die modernen Menschen.