10.10.2010 - 10:13 Uhr
Nicht viel besser ist es um das Renommee der Neozoen bestellt, also jenen Tierarten, die nach 1492 in Europa gelandet sind. In Deutschland zählen rund 1100 der 45.000 Tierarten zu den Neozoen. Etwa 260 der Neuankömmlinge wie Waschbär, Bisamratte und amerikanischem Flusskrebs haben stabile Bestände in freier Natur aufgebaut. "Neozoen haben einen schlechten Ruf, weil eingeschleppte Tiere in Australien, Neuseeland und pazifischen Inseln viele einheimische Arten ausgerottet haben", sagt Ragnar Kinzelbach, Zoologe an der Universität Rostock.
Die Natur kann sich sehr gut selbst helfen
In Deutschland sei das bisher nicht der Fall gewesen. "Keine einzige Tierart wurde durch Neozoen ausgerottet", sagt Kinzelbach. Wirtschaftliche Schäden bringen die neuen Arten dennoch mit sich: Eine vom Umweltbundesamt beauftragte Studie ermittelte im Jahr 2003, dass die 20 wichtigsten gebietsfremden Tier- und Pflanzenarten in Deutschland einen Schaden von 156 Millionen Euro pro Jahr verursachen.
In der emotionalen Diskussion um den Umgang mit den Neubürgern plädiert die Präsidentin des Bundesamts für Naturschutz für mehr Gelassenheit: "In Deutschland bereiten derzeit nur 30 invasive Pflanzenarten und eine vergleichbare Zahl an Tierarten dem Naturschutz Probleme", sagt Beate Jessel. Auch Kinzelbach warnt vor Hysterie: "Seit der letzten Eiszeit, in der der Bestand der Tier- und Pflanzenarten stark zurückging, ist Deutschland zoologisch gesehen ein Einwanderungsland." Die Natur könne sich sehr gut selbst helfen, sagt Kinzelbach. So ist beispielsweise die Population des aus Osteuropa eingewanderten Marderhunds stark rückläufig, nachdem voriges Jahr viele Tiere an Räude und Staupe zugrunde gingen.