Eigentlich hatten Wissenschaftler gedacht, dass sehr große Vögel – mit mehr als fünf Meter Spannweite – nicht fliegen können. Doch eine Computersimulation des ausgestorbenen Riesenvogels Pelagornis sandersi zeigt, dass er den Gleitflug beherrscht haben müsste.

Stuttgart - Ein ausgestorbener Riesenvogel mit einer Rekord-Flügelspannweite von etwa 6,4 Metern war vermutlich ein guter Gleitflieger. Er nutzte die aufsteigende Luft für seinen Flug. Zu diesem Ergebnis kommt Daniel Ksepka vom Nationalen Zentrum für evolutionäre Synthese in Durham (US-Bundesstaat North Carolina), nachdem er die Flugeigenschaften der Art Pelagornis sandersi im Computer simuliert hat. Über seine Erkenntnisse berichtete der Experte im Fachjournal „Proceedings“ der US-Akademie der Wissenschaften.

 

Bis jetzt ist der Wissenschaft den Angaben zufolge kein flugfähiger Vogel mit einer größeren Flügelspannweite bekannt. Der Wanderalbatros gilt als der heute lebende Vogel mit der größten Spannweite – er kommt aber nur auf 3,5 Meter. Pelagornis sandersi gehört zu einer ausgestorbenen Familie riesiger Seevögel und lebte vor etwa 25 bis 28 Millionen Jahren.

Frühere Untersuchungen hatten ergeben, dass albatrosähnliche Vögel nicht in der Lage sein könnten, sich in der Luft zu halten, wenn der Abstand zwischen linker und rechter Flügelspitze mehr als 5,1 Meter betragen würde. Ksepka testete den aus dem Schädel und verschiedenen Flügel- und Beinknochen rekonstruierten Riesenvogel in einer Computersimulation. Die Berechnungen hätten eine Gleitflugfähigkeit ergeben, erläutert er. Allerdings sei es fraglich, ob der Vogel mit eigener Flügelschlagkraft von der Meeresoberfläche hätte abheben können. Heutige Wanderalbatrosse schaffen es durch einen flatternden Lauf auf dem Wasser, während Fregattvögel mit einer Flügelspannweite von drei Metern nicht dazu in der Lage sind.