Die Dickhäuter könnten im Prinzip sogar singen, denn ihr Stimmapparat ist ähnlich aufgebaut wie der des Menschen. Doch sie kommunizieren über tiefe Töne – zu tief für das menschliche Gehör.

Stuttgart - Mit seinem Kehlkopf könnte ein Elefant so ähnlich wie ein Mensch singen, nur drei Oktaven tiefer“, sagt der Stimmenforscher Christian Herbst von der Universität in Wien. Ob die Dickhäuter wirklich eine Arie anstimmen, ist zwar mehr als zweifelhaft, ihre Stimmbänder aber produzieren Töne jedenfalls auf die gleiche Weise, wie sie aus der Kehle eines Menschen kommen, zeigt ein Team um Herbst mit Laborexperimenten in der Fachzeitschrift „Science“.

 

In der Natur verständigen Elefanten sich nicht nur über lautes Trompeten. Über große Entfernungen nutzen sie auch sehr laute Töne, die Menschen nicht hören können, weil ihre Frequenz größtenteils unter 20 Hertz liegt. Nur einige Töne kommen über diese Hörgrenze und werden von Menschen als tiefes Schnauben wahrgenommen. Mit ihrem Ultrabass bestätigen die Dickhäuter eine Regel in der Biologie, nach der größere Säugetiere auch tiefere Stimmen haben. „Katzen aber umgehen diese Regel, weil sie ihre Stimmbänder mit Muskelkraft bewegen und so ein viel tieferes Schnurren hören lassen, als es ihrer Körpergröße entspricht“, nennt Christian Herbst eine Ausnahme. Der Mensch und viele andere Säugetiere dagegen versetzen ihre Stimmbänder ohne Muskeleinsatz in Schwingungen, wenn sie Luft durch den Kehlkopf strömen lassen.

Ein Todesfall im Zoo ermöglicht den Forschern einen Test

Wie Elefanten ihren Bass anstimmen, konnten die Forscher erst nach einem Todesfall im Berliner Tierpark untersuchen. Als dort die 25-jährige Elefantenkuh Sabah im Oktober 2010 an einer Infektion starb, sezierten Tierärzte vom Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung in Berlin das Tier, um die Todesursache herauszubekommen. Den dabei ebenfalls entnommenen Kehlkopf stellten sie ihren Kollegen von der Wiener Universität zur Verfügung.

Dort ließen Herbst und seine Kollegen 36 Grad warme Luft mit hundert Prozent Feuchtigkeit durch den Kehlkopf strömen und ahmten so die Vorgänge an den Stimmbändern eines lebenden Elefanten nach. Tatsächlich entstanden Töne, die sowohl im Ohr der Forscher wie auch mit technischen Analysen dem Ultrabass lebender Elefanten verblüffend ähnlich klangen. Da der Kehlkopf aber ohne Muskeleinsatz angeregt wurde, schied ein Schnurren nach Katzenart aus. Elefanten intonieren ihren Ultrabass daher genau wie Menschen durch Luftströme aus dem Brustraum, die ihre Stimmbänder schwingen lassen.

„Die Stimmbänder eines Elefanten sind mit einer Länge von 10,5 Zentimetern rund achtmal länger als die Stimmlippen eines Menschen“, sagt Herbst. Daher liegen auch die Frequenzen achtmal niedriger und entsprechen etwa dem Ton der tiefsten Orgelpfeife, die eine Kirche mit einem bedrohlich wirkenden, wummernden Ton durchzieht. Daher würden Elefanten eben drei Oktaven tiefer als ein Männerchor singen – wenn sie denn singen würden.