Eigentlich soll der Macintosh zur Begrüßung ein paar Worte sprechen, eine unglaubliche Leistung für die kurzatmigen Einzelbitumwälzungskisten jener Tage. Jobs Mitstreiter denken, der Gimmick sei nicht so wichtig, man lasse ihn lieber weg, bevor die Präsentation schiefgehe. Nur Jobs wütet, droht, treibt an, sieht den kleinen Gag als notwendige psychologische Trumpfkarte in einem Spiel, in dem immer noch die Produzenten der müllpressengroßen Rechnermonster wie IBM die Asse auf der Hand haben.

 

Jobs, wird uns da in Erinnerung gerufen, war kein genialer Programmierer. Er war ein ausgefuchster Verkäufer, ein instinktsicherer Psychologe, ja, ein Bedürfnismedium, das fühlte, was das Publikum wünschte, noch bevor sich bei dem auch nur das geringste Sehnsuchtskribbeln bemerkbar machte.

Eher kein netter Kerl

Ein schöner Einstieg, denkt man sich, und ist gespannt, was folgt. Prompt verstößt „Steve Jobs“ gegen alle Regeln des modernen US-Kinos, so wie Jobs auf die Marktgewissheiten der Konkurrenz pfiff. Boyle und Sorkin wechseln den Schauplatz nicht, bleiben hinter der Bühne und zeigen uns in Gänze die letzten vierzig Minuten vor Präsentationsbeginn. In denen wird Jobs auch von privaten Problemen eingeholt. Die Mutter seiner Tochter ist mit dem gemeinsamen Kind aufgetaucht. Nur dass Jobs noch immer bestreitet, der Vater zu sein. Nein, er war kein netter Kerl.

Nach einer Weile wird, und das ist ein Moment des Glücks, klar, was nun folgen soll: „Steve Jobs“ wird das Leben seiner Hauptfigur nur anhand von solchen Präsentationen beschreiben. Die Filmemacher stellen sich eine extreme Herausforderung und meistern sie bravourös: wir erleben dann noch jeweils vierzig Minuten vor der Präsentation des NeXT Cube im Jahr 1988 und vor der des ersten iMac 1998.

Nicht nur brillante Dialoge

Dank mehrerer ineinander verschachtelter Rückblenden bekommen wir so mit, wie Jobs als Belastung aus der eigenen Firma gedrängt und später als letztmöglicher Heilsbringer zurückgeholt wird. Wenn dieses Drehbuch nicht den Oscar bekommt, können sich die Mitglieder der Academy schon mal Eselsohrenmützen bestellen.

Eigentlich soll der Macintosh zur Begrüßung ein paar Worte sprechen, eine unglaubliche Leistung für die kurzatmigen Einzelbitumwälzungskisten jener Tage. Jobs Mitstreiter denken, der Gimmick sei nicht so wichtig, man lasse ihn lieber weg, bevor die Präsentation schiefgehe. Nur Jobs wütet, droht, treibt an, sieht den kleinen Gag als notwendige psychologische Trumpfkarte in einem Spiel, in dem immer noch die Produzenten der müllpressengroßen Rechnermonster wie IBM die Asse auf der Hand haben.

Jobs, wird uns da in Erinnerung gerufen, war kein genialer Programmierer. Er war ein ausgefuchster Verkäufer, ein instinktsicherer Psychologe, ja, ein Bedürfnismedium, das fühlte, was das Publikum wünschte, noch bevor sich bei dem auch nur das geringste Sehnsuchtskribbeln bemerkbar machte.

Eher kein netter Kerl

Ein schöner Einstieg, denkt man sich, und ist gespannt, was folgt. Prompt verstößt „Steve Jobs“ gegen alle Regeln des modernen US-Kinos, so wie Jobs auf die Marktgewissheiten der Konkurrenz pfiff. Boyle und Sorkin wechseln den Schauplatz nicht, bleiben hinter der Bühne und zeigen uns in Gänze die letzten vierzig Minuten vor Präsentationsbeginn. In denen wird Jobs auch von privaten Problemen eingeholt. Die Mutter seiner Tochter ist mit dem gemeinsamen Kind aufgetaucht. Nur dass Jobs noch immer bestreitet, der Vater zu sein. Nein, er war kein netter Kerl.

Nach einer Weile wird, und das ist ein Moment des Glücks, klar, was nun folgen soll: „Steve Jobs“ wird das Leben seiner Hauptfigur nur anhand von solchen Präsentationen beschreiben. Die Filmemacher stellen sich eine extreme Herausforderung und meistern sie bravourös: wir erleben dann noch jeweils vierzig Minuten vor der Präsentation des NeXT Cube im Jahr 1988 und vor der des ersten iMac 1998.

Nicht nur brillante Dialoge

Dank mehrerer ineinander verschachtelter Rückblenden bekommen wir so mit, wie Jobs als Belastung aus der eigenen Firma gedrängt und später als letztmöglicher Heilsbringer zurückgeholt wird. Wenn dieses Drehbuch nicht den Oscar bekommt, können sich die Mitglieder der Academy schon mal Eselsohrenmützen bestellen.

Sorkin genießt als Autor von TV-Serien viel Ruhm, „The West Wing“ und „The Newsroom“ werden ihrer brillanten Dialoge wegen bewundert. Aber „Steve Jobs“ zeigt seine Fähigkeit zur Verknappung, sein Formgefühl – und auch wieder einen großen Rest Menschenfreundlichkeit. Jobs war auch ein Angestelltenschinder, Ideendieb und Egomane, es fiele leicht, ihn als Monstrum darzustellen. Sorkin, Boyle und Fassbender aber suchen einen Mittelweg zwischen der Pop-Ikone und dem Fiesling mancher Silicon-Valley-Anekdoten.

Der Mensch hinter den Produkten

Vision und Charisma sollen hier ebenso spürbar werden wie die Abseiten. Und irrwitzigerweise, obwohl wir Jobs immer nur sehen, wie er sich auf Produktpräsentationen vorbereitet, geht es überhaupt nicht um Produkte. „Steve Jobs“ ist noch einmal an einem Menschen interessiert, auch noch an einem, der jene Ära mit heraufbeschworen hat, in der Menschen mehr an Nähesimulationen in sozialen Netzwerken als an realer Begegnung mit anderen Menschen interessiert sein werden.

Steve Jobs. USA 2015. Regie: Danny Boyle. Mit Michael Fassbender, Kate Winslet, Seth Rogen, Jeff Daniels. 123 Minuten. Ab 6 Jahren.