Die Biotech-Branche in Deutschland hinkt der internationalen Entwicklung hinterher – das reicht von Neugründungen über Börsengänge bis hin zur Beschaffung von Risikokapital. Sie hat noch viel Potenzial.

Wirtschaft: Imelda Flaig (imf)

Tübingen - Das Tübinger Biotech-Unternehmen Curevac ist eine Ausnahme in Deutschland. Mit Bill Gates und Dietmar Hopp hat es gleich zwei prominente Investoren an Bord – ein Glücksfall, der allerdings das Problem der noch relativ jungen Branche zeigt. Denn von dem 2015 der Branche bereitgestellten Risikokapital (Venture Capital) von insgesamt 236 Millionen Euro in Deutschland entfielen 167 Millionen Euro allein auf Curevac. Das sind 71 Prozent. Ohne diesen Sondereffekt sammelte die Biotech-Branche hier zu Lande 56 Prozent weniger Risikokapital ein als im Jahr zuvor. Das geht aus dem aktuellen Deutschen Biotechnologie-Report 2016 der Stuttgarter Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Ernst & Young hervor.

 

Auch nur ein deutsches Unternehmen (Curetis) ging 2015 an die Börse – im Jahr zuvor waren es zwei. Damit sei Biotech aus Deutschland unterrepräsentiert, heißt es in dem Report. In Europa gingen 33 Firmen an die Börse, in den USA 45. Die Biotech-Branche schöpfe ihr Potenzial zu wenig aus. Dennoch ist die Stimmung in der Branche gut. Das liegt unter anderem daran, dass der Umsatz im vergangenen Jahr insgesamt um zwölf Prozent auf 3,4 Milliarden Euro gestiegen ist. Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung legten auf mehr als eine Milliarde Euro zu (nach 950 Millionen Euro im Jahr zuvor). Die Zahl der Unternehmen in Deutschland stieg nur leicht um zwei Prozent auf 590. Die Zahl der Mitarbeiter blieb 2015 mit knapp 17 900 nahezu gleich.

Wachstumstreiber der Branche sind die börsennotierten Firmen. Während die privaten Unternehmen 2015 beim Umsatz um acht Prozent zulegten und die Forschungsausgaben gerade mal um zwei Prozent steigerten, vergrößerte sich der Umsatz der börsennotierten Unternehmen um 18 Prozent, die Forschungsausgaben stiegen sogar um ein Drittel.