Viele Jahre lang war der Steinbruch Wenninger vor allem wegen seiner Altlasten in den Schlagzeilen. Nun ist das Areal Teil eines Biotopprojektes und soll geschützten Pflanzen und Tiere einen Rückzugsort bieten.

Zazenhausen - Wenn bislang über den Steinbruch Wenninger etwas in der Zeitung zu lesen war, dann standen dort meist negative Schlagzeilen: Von 1967 bis 1982 waren auf dem Grundstück an der Blankensteinstraße insgesamt 22 000 Kubikmeter Sondermüll gelagert worden. Zwar wurde die Deponie 1985 saniert, dennoch traten immer noch Schadstoffe aus. Ein neues Sanierungskonzept musste entwickelt und umgesetzt werden. Mittlerweile scheinen die Sünden der Vergangenheit passé zu sein und aus dem Schmuddelkind könnte ein Glanzstück werden – wenn es nach der Stadt und dem Land geht: „Steinbruch Wenninger erstrahlt in neuem Glanz“, so lautet die Überschrift einer Pressemitteilung der Stadt.

 

Zusammen mit zwei anderen Arealen (der Felswand auf dem Zuffenhäuser Friedhof und dem Steinbruch Stephan in Mühlhausen) ist er Teil des Projektes „Trockenwarme Trittsteinbiotope in Stuttgart“. Knapp 108 000 Euro aus der Stiftung Naturschutzfonds Baden-Württemberg werden in das Vorhaben gesteckt. Am Montag haben sich der Stuttgarter Umweltbürgermeister Peter Pätzold sowie Andre Baumann, Staatssekretär im Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg, vor Ort über das Projekt informiert.

Der Steinbruch soll zum Rückzugsraum für Insekten werden

„Artenschutz ist kein Luxusproblem“, sagte Pätzold und betonte, dass mit der Biotop-Maßnahme ein Zeichen gesetzt werde. Trockenwarme Standorte wie der Steinbruch Wenninger besäßen eine hohe Bedeutung für viele Insekten. Würden die Lebensräume verschwinden, dann verschwänden auch die Insekten. Diese hätten allerdings wichtige Aufgaben im Ökosystem. Einerseits bildeten sie die Nahrungsgrundlage für viele andere Tiere, andererseits trügen sie zur Verbreitung von Blütenpflanzen bei. Auf diese Weise würden Insekten zum elementaren Bestandteil der Nahrungsproduktion gehören, sagte der Umweltbürgermeister.

Um dem Insektenschwund zu begegnen, wurden am Steinbruch die Felswände von Sträuchern und Gehölzen befreit. So kann die Sonne die Wände besser bescheinen. Demnächst soll auch noch der dortige Tümpel von Schlamm befreit werden. Ziel ist, dass Tiere, die auf Wärme angewiesen sind, Rückzugsmöglichkeiten bekommen. Durch Verschattung von Gehölzen und durch mangelnde Pflege verkleinern sich diese Standorte mehr und mehr. „Die biologische Vielfalt schmilzt wie Schnee in der Sommersonne“, sagte Andre Baumann. Das Artensterben werde immer schlimmer, es sei Fünf vor Zwölf. Nur wenn die Lebensräume der heimischen Tier- und Pflanzenarten in einem engmaschigen Netz miteinander verknüpft seien, könne die Entwicklung aufgehalten werden und die Kulturlandschaften in ihrer Vielfalt bewahrt werden. Ein wirksamer Biotopverbund sei deshalb eine der wichtigsten Aufgaben der Politik. Dabei komme es nicht nur auf die finanziellen Mittel an, sondern auch auf das Engagement der Bürger vor Ort. In diesem Zusammenhang lobte Baumann ausdrücklich den Arbeitskreis Biotopverbund Mühlhausen/Zazenhausen.

Hans-Wolf Zirkwitz, der Leiter des Stuttgarter Amtes für Umweltschutz, erläuterte, dass die Felswände des Steinbruchs bis zu sechs Biotop-Typen beherbergen. Seit der Stilllegung des Steinbruchs würden sich hier seltene Pflanzen und Tiere ansiedeln, die trockenwarme, magere Flächen und Steinwände bräuchten. Eines der Ziele des vom Umweltamt betreuten Projektes sei der Erhalt dieser Flächen.