So gut wie heute ist es Birenbach noch nie gegangen. Jahrhundertelang herrschten Not und Elend. Aber an diesem Wochenende wird gefeiert.

Birenbach - Ein Supermarkt, Firmengebäude, Brachland – Birenbach ist von der Bundesstraße 297 aus gesehen ein Ort im Irgendwo, gesichtslos, langweilig. Wer das Dorf entdecken möchte, muss von Göppingen her kommend nach links abbiegen. Von dort führen alle Straßen bergauf. Den ganzen Hang entlang reiht sich Häuschen an Häuschen. Ein Neubaugebiet ziemlich weit oben bietet einen wunderschönen Blick über die Dächer auf die Wallfahrtskirche, die Ende des 17. Jahrhunderts errichtet wurde. Erhaben reckt sie sich hinter stattlichen Bäumen und vor der Kulisse der Schurwaldhöhen in den Himmel. Seinen 600. Geburtstag feiert der 1900 Einwohner zählende Flecken am kommenden Wochenende und ist damit das Nesthäkchen der selbstständigen Gemeinden im Kreis Göppingen.

 

Unter der Fuchtel von drei Herren

Im Jahr 1414 wurde Birenbach erstmals urkundlich erwähnt. Bürbach hieß es damals noch und gehörte wohl zum staufischen Kloster Lorch. Historiker vermuten, dass sich der Ortsname vom benachbarten Wäschenbeuren (Büren) ableitet, das mit dem staufischen Herzogtum in Schwaben eng verbunden war. Die Siedlung muss winzig gewesen sein. Mit dem Tod des letzten Staufers Konradin 1268 begannen auch in Birenbach politisch äußerst unübersichtliche Zeiten. Sie waren geprägt vom Ringen Württembergs und Habsburgs um Einfluss und nicht zuletzt auch von den Auseinandersetzungen im Gefolge der Reformation. Jahrhundertelang stand der Ort unter der Fuchtel von drei Herren. Das Rittergut Wäschenbeuren, das Kloster Adelberg und das Oberhofenstift in Göppingen hatten dort Grundbesitz. Später teilten sich Württemberg, Wäschenbeuren und Rechberghausen die Herrschaft.

Da der Ort nie eine eigene Pfarrgemeinde bildete, mussten die Gläubigen je nach religiöser Zugehörigkeit die Gottesdienste in Wäschenbeuren, Börtlingen oder Bartenbach besuchen. Börtlingen gehörte damals zum Kloster Adelberg, Bartenbach zum Oberhofenstift. Diese Zersplittertheit spiegelt sich heute noch im Ortsbild wider. Da die verschiedenen Herrschaften verschiedene Siedlungsschwerpunkte bildeten, gab es nie eine wirkliche Ortsmitte.

Zurück zum Katholizismus

Wie viele Orte wurde auch Birenbach im 30-jährigen Krieg (1618 bis 1648) zerstört. Nur langsam erholte sich der Flecken. Auch die katholische Kirche bekam wieder Zulauf, was sich nicht zuletzt daran zeigt, dass in den Jahren 1690 bis 1698 die Wallfahrtskirche Zur schmerzhaften Muttergottes im Stil des sogenannten Bauernbarock wieder aufgebaut wurde. Der Vorgängerbau war 1499 geweiht worden.

Zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurde die Lage wieder verworren. Französische Truppen zogen marodierend durch den Südwesten. Sie plünderten auch Birenbach. Das 19. Jahrhundert brachte große Veränderungen. Die Kleinstaaten hatten ausgedient, der Flächenstaat Württemberg entstand. Während Birenbach als Teilort von Börtlingen dem Oberamt Göppingen zugeschlagen wurde, kam Wäschenbeuren zum Oberamt Welzheim. 1827 wurde der Ort selbstständig, der damals 233 Einwohner zählte, von denen lediglich 35 das Bürgerrecht besaßen. 15 davon waren evangelisch, 19 katholisch, eine Familie unterstand den Grafen von Degenfeld in Eybach.

Das Leben war hart

Das Leben in Birenbach muss früher nicht sehr komfortabel gewesen sein. Missernten und Hochwasserkatastrophen beutelten den Ort, die Einwohnerzahlen gingen konstant zurück. Erst mit dem Bau der Bahnlinie von Göppingen nach Schwäbisch Gmünd im Jahr 1912 fand der Ort Anschluss an die Industriezentren im Fils- und im Remstal. Damit begann auch die Entwicklung zu einer Wohngemeinde.

Wochenende im Zeichen des Ortsjubiläums

Vor dem Fassanstich am Freitag,25. Juli, um 20 Uhr im Festzelt auf dem Sportgelände ist bereits vieles geboten. Um 14 Uhr übergibt die Kreissparkasse den Birenbacher Kindern auf dem Spielplatz ein Knax-Spielschiff. Um 15 Uhr öffnet der Rummel auf dem Festplatz und um 21.30 Uhr steigt noch eine Party mit einem lokalen Radiosender.

Die Buden und Fahrgeschäfte auf dem Festplatz öffnen am Samstag um 12 Uhr. Für Unterhaltung sorgen die Jugendmusikkapelle Wäschenbeuren, das Kinderhaus Rappelkiste und die Jugend-Jazztanzgruppen des Turnvereins Birenbach. Die Erwachsenen-Jazztanzgruppe hat um 16.45 Uhr ihren großen Auftritt. Das Hofbräu-Regiment, die Partyband vom Cannstatter Wasen, bestreitet das Abendprogramm im Festzelt.

Nach einem ökumenischen Gottesdienst (10 Uhr) gastieren am Sonntag die Steigerburschen beim Frühschoppen im Festzelt. Zum Ausklang spielt die schwäbische Mundart-Folkrockband Wendrsonn. Einlass ist von 18 Uhr an.