Im Cusanus-Haus stellen Bewohner und Mitarbeiter die Ergebnisse ihres künstlerischen Schaffens aus.

Birkach - Die Eröffnung ist inzwischen ein multimediales Kulturfest. Alle zwei Jahre – seit der Premiere im Jahr 1994 – stellen Bewohner und Mitarbeiter des Birkacher Nikolaus-Cusanus-Hauses ihre eigenen Arbeiten auf vielen künstlerischen und kunsthandwerklichen Gebieten vor. Am vergangenen Sonntag war die nunmehr 16. Vernissage.

 

Andreas Bockemühl, im Freien Altenheim für die Kultur zuständig, hob in seiner Begrüßung den „Werkstatt-Charakter“ hervor. Damit muss er die Vielfalt gemeint haben, denn Halbfertiges, Unvollendetes oder Zwischenergebnisse waren nicht zu sehen, im Gegenteil: Von Bildern über Skulpturen bis hin zu Puppen und Papierschnitt-Büchern zeugte alles von dem Anspruch des anthroposophisch orientierten Hauses, den Künsten und den Musen einen besonderen Platz einzuräumen.

Dazu gehört natürlich auch Musik. Der von Ursula Koepf geleitete Hauschor stimmte zunächst mit dem Publikum den Kanon „Lachen, Lachen“ an und ließ dann eine der ältesten Melodien dieser Art folgen, „Sommer ist ins Land gekommen“ aus dem 13. Jahrhundert. Aber auch Modernerem gegenüber ist der Chor – der übrigens aus lauter Frauen und nur einem Mann besteht– ganz aufgeschlossen. Gottfried Wolters’ „O musica“ zeigte das.

Kunst als Kommunikation

„Entstehen lassen, was im Raum entstehen will“ – in seiner Rede widmete sich Andreas Bockemühl dem Charakter der Kunst als Kommunikation, was er am Ende für alle Kunstformen als „das Mitteilen innerer Bilder“ beschrieb. Ein Flöten-Streicherquartett hatte gewissenhaft die „hauseigene Bearbeitung“ eines Rondos in G-Dur von Mozart einstudiert, ein Duo trug mit ganz ähnlichem Schwung eine Händel-Sonate zur musikalischen Kommunikation bei. Friedrich Schillers Ballade „Der Handschuh“ rezitierte der Sprech-Chor. Ein gewisser exotischer Höhepunkt waren die Klangfarben-Experimente einer Percussiongruppe, die mit birmanischem Gong, Klangschalen und einer geschmiedeten Blechkuppel ätherisch fremde, faszinierende Töne erzeugte.

Zu den vielen bemerkenswerten künstlerischen Arbeiten zählen beispielsweise die klassischen Aquarelle, mit denen der Haus-Architekt Gundolf Bockemühl Eindrücke seiner Reisen verdichtet, aber auch Arbeiten in diesem Genre von Margarete Veil und Doris Karutz oder die Farbminiaturen von Eva Grahl. Beeindruckend, welche Lebendigkeit, welchen Charakter der Zeichner Heinz Siegmund seinen teils historischen „Menschen“-Bildern beigibt: Einstein, Descartes, dem jungen Dalí. Faszinierende Lebensalter-Zeichnungen sind auch die (autobiografischen?) „Entwicklungsstufen“ von Barbara Friedrich.

Originell das „Blätter-Gesindel“, das Edda Epple aus dem bunten Herbstlaub des Hausgartens zu Figuren zusammenfügte, die „Inseln“ aus Perlmut auf Sand von Dietrich Esterl, Freya Jaffkes „Tiere für Puppenspiele“, das Faltbilderbuch „Der Rattenfänger“ von Arnica Esterl oder Haike Heuses hölzerne Körperfragmente. Auch Fotoserien, wie die mystisch-religiösen Indien-Porträts von Alfred Gansel sind so eingehender Betrachtung wert wie viele ganz individuelle Ergebnisse aus den kunsttherapeutischen Kursen.