Mit „Tod im Asemwald“ hat Carin Chilvers kürzlich ihren dritten Kriminalroman veröffentlicht.

Birkach - Sie heißt tatsächlich so. Nur das C des Vornamens hat sie dezent angepasst an den englischen Familiennamen. Und die Erklärung hierfür ist einfach: Sie war mit einem Engländer verheiratet und hat einige Zeit in London gelebt und gearbeitet. Irgendein aufgebrezeltes Pseudonym käme für sie nicht infrage. Inzwischen lebt sie seit vielen Jahren in Schönberg und hat jetzt den Kriminalroman „Tod im Asemwald“ veröffentlicht. Es ist ihr dritter.

 

„Bei mir fließt das Blut ganz unauffällig“, sagt sie. Unterhalten will sie, und zwar spannend und anspruchsvoll, „ein bisschen ungewöhnlich und mit psychologischem Tiefgang“. Und genau das gelingt ihr erstklassig. Carin Chilvers legt keinen Wert auf ausgesuchte Brutalitäten wie oft in skandinavischen Krimis. Ein paar gut recherchierte kleine seelische Abseitigkeiten gibt es schon. Auch ein wenig Glamour kommt vor. Phil etwa, der Hauptverdächtige, modelt und ist ein Frauenschwarm mit exotischem Touch. Gelegentlich hilft er seiner Freundin ein wenig, der Privatermittlerin Rita Volk. Aber da steckt keine schwülstige Liebesgeschichte dahinter.

Das Lokalkolorit, das in der Krimi-Szene schon fast generalstabsmäßig gesucht wird, ist für Carin Chilvers nur ein praktisches Mittel. „Regio-Krimis gibt es schon genug.“ Aber in Stuttgart kennt sie sich aus. Im Asemwald auch. Die ohne alle Aufdringlichkeit in gekonnter Knappheit und mit eleganter Sprache geschilderten Schauplätze bilden eine in allen Details fein beobachtete Szenerie für die Handlung.

Mit einer rätselhaften beiläufigen Begebenheit beginnt ihr Buch. Kleo beobachtet in einem Club an der Theodor-Heuss-Straße ein Paar. Es tanzt zu ihrem Lieblingssong „Crazy for You“. Madonna. Kleo wirkt verwirrt. Erst nach vielen Seiten wird sie wieder auftauchen als eine der Hauptfiguren, deren Zahl überschaubar bleibt.

Ihre Gestalten und die Geschichten mit einigen Nebensträngen handelt Carin Chilvers ganz souverän ab. Der Plot ist gut konstruiert, mit gelassener Geduld abgewogen und aus den drei, vier Strängen in einem raffinierten Bogen als Thriller ausgespannt. Carin Chilvers platzt nicht mit spektakulärem Knall herein. In einer feinen Folge von kleinen Rückblenden stellt sie ihren Fall vor. Rita Volk steht im Stau auf der Weinsteige. In der Tiefgarage der Hochhäuser vom Asemwald liegt eine erstochene junge Frau neben ihrem Auto. Es war nicht mehr als eine beiläufige Bettgeschichte für den schönen Phil. Weil er natürlich zum Hauptverdächtigen wird, trinkt er nach dem Verhör weiter Whiskey, von dem er schon in der fraglichen Nacht etwas zu viel hatte. Bei schlechten Autoren wäre der Schnaps jetzt ein plattes Ausrufezeichen, einer von diesen banalen Bausteinen mühsam und schlecht konstruierter Storys. Bei Carin Chilvers nicht. Ihre Figuren sind lebensnah, das Ambiente echt. „Und ich will auch schon beim Schreiben mal herzhaft lachen“, sagt sie.

Das erfreut gerade auch Stuttgarter Leserherzen. Bienzle taucht da auf, der als Schauspieler tatsächlich im Asemwald wohnt, an den Schwabenrocker Wolle Kriwanek wird nebenbei erinnert wie an jenen realen Fall aus der RAF-Zeit, als ein Sonderkommando den völlig zu Unrecht in Verdacht geratenen Schotten Ian McLeod im Asemwald durch die Schlafzimmertür erschoss. Auch die gelegentlichen Selbstmorde und die stille Übereinkunft der Asemwälder, darüber zu schweigen, spricht Carin Chilvers an. Oder sie lässt eine nackt sonnenbadende Frau sich fragen, warum die Hubschrauber auf ihrem Weg zu den Kelley Barracks oft so nah an den Balkonen vorbeiknattern.

Ein Jahrzehnt ist es her, dass ein Literaturwettbewerb und eine Kurzgeschichte den Beginn ihrer Schreibkarriere markierten. Der schon recht erfolgreiche Debütroman „Irezumi“ erschien 2003, drei Jahre später der erste Krimi, in dem die Privatdetektivin R. Volk ermittelt.

Weil sie sich auch fürs Drehbuchschreiben interessiert, hat sie ihre fein geschliffene Dialogführung bei einem entsprechenden Seminar erlernt. Das kommt ihr auch bei den Hörspielen zugute, die sie immer öfter für den SWR erarbeitet. „Jetzt habe ich auch da Leute gefunden, die meine Schreibe gut finden.“