Während sich die Debatte um eine Bebauung des Birkacher Felds weiterdreht, fühlen sich die Gegner vor Ort von der Stadt und dem Gemeinderat ignoriert.

Klima & Nachhaltigkeit: Judith A. Sägesser (ana)

Einen Eindruck will das Aktionsbündnis erst gar nicht entstehen lassen: dass die Bürger tatenlos zusehen, wie Teile des Birkacher Feldes doch irgendwann in Wohnraum umgemünzt werden. Nachdem die Bebauung von Freiflächen in der Landeshauptstadt im Februar erneut Thema in den gemeinderätlichen Gremien war, geht das Aktionsbündnis in Birkach nun ein weiteres Mal in die Offensive.

 

Das Sprachrohr der Gegner für eine Bebauung des Birkacher Felds ist Günter Seyfferth. Er hat nun erneut alle Fraktionen des Gemeinderats und die Verwaltungsspitze der Stadt Stuttgart angeschrieben. Darin nimmt er Bezug auf die neuesten Entwicklungen, aber auch auf aus seiner Sicht nach wie vor ungeklärte Fragen. Bereits Ende Januar 2021, vor mehr als 13 Monaten, habe das Bündnis einen Fragenkatalog versandt sowie ein 48-seitiges Plädoyer mit Argumenten, warum das Feld aus der Sicht der Bürger nicht für Wohnraum herhalten darf. Konkret darauf geantwortet habe bisher so gut wie keiner. „Wir haben ausführlich dargelegt, dass mit einer Bebauung die Lebensqualität vieler Bürger nachhaltig zerstört, die Attraktivität der gesamten Stadt ernsthaft gemindert und Schaden in vielerlei Hinsicht verursacht würde“, schreibt Seyfferth in seiner neuen Mail. „Mit der Verweigerung einer Antwort auf die Sachargumente signalisiert man eine Besorgnis erregende Missachtung der Belange und Beurteilungsfähigkeiten der Bürger.“

Sorge um die Lebensqualität

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Günter Seyfferth erinnert zudem an ein Schreiben des Verbands Region Stuttgart und zitiert daraus: „Das Birkacher Feld ist im Regionalplan als Regionaler Grünzug ausgewiesen und kommt damit für eine bauliche Entwicklung nicht in Betracht.“ Wie die Stadt Stuttgart diese Vorgabe umschiffen will, ist ihm ein Rätsel.

Vollversammlung des Aktionsbündnisses geplant

Für Mai 2022 plane man eine Vollversammlung des Aktionsbündnisses gegen die Bebauung des Birkacher Felds, lässt Seyfferth die Adressaten nun wissen. Bis zum 29. April sei noch Zeit, auf die Fragen und Argumente der Birkacher einzugehen, sagt Seyfferth. Stadt und Gemeinderat müssten aufpassen, dass sie die Beteiligung der Bürger, wie versprochen, nicht ad absurdum führten. Der Birkacher, der sich vor vielen Jahren schon einmal gegen die Bebauung des Feld engagiert hat, referiert hier auf eine Aussage des Oberbürgermeisters Frank Nopper, der sogar Bürgerentscheide zur Frage der Bebauung von Freiflächen ins Spiel gebracht hatte. Dass er in Birkach mit Widerstand zu rechnen hat, dürfte dem OB klar sein, im vergangenen Sommer war er in Stuttgarts zweitkleinstem Stadtbezirk zu Besuch und im Zuge dessen auch auf dem Birkacher Feld.

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Gründe, warum die Initiative gegen eine Bebauung des Feldes ist, gibt es viele. In dem Plädoyer, das Anfang 2021 versandt worden ist, wird die Historie beschrieben, die Funktion als Naherholungsgebiet, aber auch als Nische für die Landwirtschaft mit bestem Boden. Das Aktionsbündnis führt zudem das Stadtklima an, dem das Birkacher Feld als Freifläche zuträglicher sei als ein Neubaugebiet. Darauf wolle man nun endlich Antworten beziehungsweise Reaktionen sehen, macht Seyfferth in dem Schreiben deutlich. „Wir vertreten Bürger, denen eine gute Zukunft unserer Stadt sehr am Herzen liegt. Es ist eine klare Mehrheit, die fest zu unseren Anstrengungen steht und eine entsprechend verantwortungsvolle Vertretung durch Sie erwartet.“