Die härteste Kältewelle in den USA seit 20 Jahren hat auch New York erreicht - und stärker getroffen als erwartet. Bei minus 15 Grad und eisigen Böen bis zu minus 30 Grad leiden vor allem die 50.000 Obdachlosen und Menschen, die im Freien arbeiten müssen.

Die härteste Kältewelle in den USA seit 20 Jahren hat auch New York erreicht - und stärker getroffen als erwartet. Bei minus 15 Grad und eisigen Böen bis zu minus 30 Grad leiden vor allem die 50.000 Obdachlosen und Menschen, die im Freien arbeiten müssen.

 

New York - Nach außen ist er der starke Held, aber innen drin friert er. Im Spiderman-Kostüm steht Carlos Res am New Yorker Times Square und posiert - wie um ihn herum auch eine Freiheitsstatue, ein Cowboy und zahlreiche Zeichentrick-Figuren - gegen Geld für Fotos mit Touristen.

Aber die eisige Kältewelle, die über die USA hereingebrochen ist, hat die Touristen spärlich und Res' Job zu einer frostigen Angelegenheit werden lassen. „Gegen die Kälte trage ich Thermounterwäsche, Pullover, eine Jacke - alles unter dem Spiderman-Anzug. Dazu Winterschuhe.“ Jede Stunde mache er zehn Minuten Pause und wärme sich irgendwo auf, sagt Res. „Wenn es noch kälter wird, nehme ich den Rest des Tages frei.“

Die arktische Kältewelle, die sich vom Norden und Mittleren Westen der USA inzwischen fast über das ganze Land ausgebreitet und das öffentliche Leben vielerorts erstarren ließ, hat nun auch die Millionenmetropole New York erreicht - und härter getroffen als erwartet. Binnen 24 Stunden sank die Temperatur von angenehm milden 12 Grad auf minus 15 Grad - so kalt war es in der Stadt noch nie an einem 7. Januar. Dazu kommen eisige Windböen, die die gefühlte Temperatur auf minus 30 Grad sinken lassen.

Wer sich auch nur eine halbe Stunde ungenügend geschützt draußen aufhalte, müsse ernsthaften gesundheitlichen Problemen rechnen, warnt die städtische Notfallbehörde. Die Wohnungsbehörde forderte die Menschen auf, so weit möglich zu Hause zu bleiben und nach älteren und kranken Nachbarn und Bekannten zu sehen.

Schulen bleiben geöffnet - öffentliche Verkehrsmittel fahren

Für die mehr als 50.000 Obdachlosen der Stadt, darunter 22.000 Kinder, stehen Schutzräume offen. Die Obdachlosen-Behörde der Stadt rief den sogenannten „Code Blue“ aus, der immer dann aktiviert wird, wenn die Temperaturen unter den Gefrierpunkt sinken. Dann sind rund doppelt so viele Autos auf den Straßen im Einsatz, die kontrollieren, ob es einzelnen Obdachlosen gut geht, ihnen zum Beispiel etwas zu Essen geben oder sie überreden, in einen Schutzraum zu kommen. Die ansonsten übliche bürokratische Aufnahmeprozedur der Schutzräume ist ausgesetzt.

Viel Schnee und eisige Temperaturen sind die New Yorker im Winter eigentlich gewöhnt - und auch dieser Kältewelle will die Stadt trotzen. Alle Schulen bleiben offen, U-Bahnen, Fähren und Busse fahren, wenn auch oft mit Verspätung, und auch die drei Flughäfen bleiben trotz massiver Flugausfälle und Verspätungen geöffnet. Das öffentliche Leben soll weitergehen.

Natürlich würde er bei solchen Temperaturen gerne zu Hause bleiben, sagt Hassan Hatani, der aus einem kleinen Alu-Anhänger in der Nähe des Rockefeller Centers heraus Falafel und Getränke verkauft. Aber darüber entscheide sein Chef. „Wenn es schneit, fällt die Arbeit manchmal aus, weil wir den Wagen nicht in die Stadt fahren können. Bei Kälte nicht.“

Auch Anmkamal Uddin arbeitet trotz Eiseskälte. Der 58 Jahre alte Rikscha-Fahrer kutschiert Touristen durch den Central Park - bei diesem Wetter sei es allerdings schwer, sie zu einer Spazierfahrt überreden, sagt Uddin, der sich mit Mütze, Schal, zwei Jacken, spezieller wasserdichter Unterwäsche und Gummistiefeln warm hält. In kleinen Schlucken trinkt er aus seiner Thermoskanne Tee, wenn er erzählt steigen kleine Atemwolken auf. „Die Kälte merkt man nach einem Arbeitstag in allen Knochen.“