Die Luft wird dünn für den Limburger Bischof. Immer mehr Katholiken glauben nicht mehr an seinen Verbleib im Amt. Nun will Tebartz-van Elst nach Rom reisen - wider Erwarten aber erst kommende Woche. Wird er kämpfen - oder seinen Amtsverzicht anbieten?

Limburg/Berlin -  Angesichts des massiven öffentlichen Drucks wegen seiner Amtsführung reist der umstrittene Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst nicht kurzfristig, aber "im Laufe der Woche" nach Rom. Das sagte ein Bistumssprecher in Limburg am Samstag und fügte hinzu, wann genau dies geschehe, sei ihm nicht bekannt.

 

Zuvor hatte es ein Verwirrspiel um die erwartete Vatikan-Reise von Tebartz-van Elst gegeben. Die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" (FAS) berichtete vorab, der Bischof fliege bereits am Samstag nach Rom. Dies dementierte sein Sprecher nicht. Am Flughafen warteten Journalisten und Kamerateams dann aber vergeblich.

Mit einer Rom-Reise am Samstag wolle der Limburger Bischof dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, zuvorkommen, hies es in dem Zeitungsbericht. Zollitsch reist an diesem Montag nach Rom, wo er im Vatikan zunächst Gespräche mit der Kurie führen will. Voraussichtlich am Donnerstag möchte er dann mit Papst Franziskus über die Situation im Bistum Limburg sprechen.

Tebartz-van Elst wird Verschwendung vorgeworfen, zudem hat die Hamburger Staatsanwaltschaft einen Strafbefehl wegen falscher Versicherung an Eides Statt beantragt. Mögliche Hintergründe einer Reise seien reine Spekulation, sagte der Bischofssprecher. Ein Bischof der römisch-katholischen Kirche kann nicht selbst zurücktreten, laut Kirchenrecht kann er dem Papst aber seinen Amtsverzicht anbieten.

Irritationen gab es am Samstag auch um die Haltung des Kölner Kardinals Joachim Meisner zu Tebartz-van Elst: Die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" schrieb, Meisner habe dem Limburger Bischof seine Unterstützung entzogen. Meisners Sprechers Christoph Heckeley indes sagte am Samstag der Nachrichtenagentur dpa in Köln: "Der Kardinal beobachtet weiterhin die Vorgänge sehr aufmerksam, und das lässt ihn auch nicht unberührt." Meisner sehe, dass nach der Bekanntgabe exorbitant gestiegener Baukosten für die Limburger Residenz und durch den von der Hamburger Staatsanwaltschaft beantragten Strafbefehl "eine neue Lage" eingetreten sei. "Ich weiß aber nicht, wie die FAS zu ihrem Schluss kommt, dass sich der Kardinal vom Bischof distanziert habe", betonte Heckeley. Vielmehr gelte es nun, die Ergebnisse der geplanten Rom-Reise abzuwarten.

Zollitsch hält Lage für untragbar

Der Präfekt der Glaubenskongregation, Erzbischof Gerhard Ludwig Müller, sprang laut Zeitung Tebartz-van Elst zur Seite. Es handele sich bei den Vorwürfen um eine "Erfindung von Journalisten" und eine "Medienkampagne", sagte Müller dem Bericht zufolge bei einer Messe am Freitagabend in Rom.

Zollitsch hält die Lage für untragbar, nachdem die Baukosten für die Residenz des Bischofs auf 31 Millionen Euro in die Höhe geschnellt sind und der Strafbefehl wegen falscher eidesstattlicher Versicherungen beantragt wurde. Der Vorsitzende der Bischofskonferenz hat sich mehrfach öffentlich vom Gebaren des Limburger Bischofs distanziert.

Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Alois Glück, hält einen Verbleib von Tebartz-van Elst im Amt inzwischen für unwahrscheinlich. "Viele in der Kirche, auch viele seiner bischöflichen Amtsbrüder, erwarten einen Rückzug", sagte Glück der Zeitung "Die Welt" (Samstag). Aber sehr viele befürchteten, dass der Bischof nicht zu dieser Einsicht kommen werde: "Am Ende wird wohl Rom die Entscheidung treffen."

Glück hofft, dass es im Vatikan schon nächste Woche zu einer klaren Entscheidung kommt. "Die katholische Kirche in Deutschland muss von der Last dieser schon so lang schwelenden Affäre möglichst rasch befreit werden", sagte der Vorsitzende der Laienorganisation. "Es ist nicht mehr ein Problem eines Bischofs allein, sondern der katholischen Kirche in ganz Deutschland."

Der Kirchenkritiker und Theologe Eugen Drewermann nahm Tebartz-van Elst in Schutz und warf Kritikern Scheinheiligkeit vor. "Ich finde es nicht richtig, dass ein Mann, der mit dem Rücken zur Wand steht, skandalisiert wird für ein Problem, das nicht personell, sondern strukturell ist", sagte Drewermann der "Neuen Westfälischen" (Samstag). Die katholische Kirche habe enorme Rücklagen und sei der größte Großgrundbesitzer in Deutschland. "Das ist der eigentliche Skandal, nicht der Limburger Bischof." In Köln und München lebten die Bischöfe auf größerem Fuß als in Limburg.

Viele Gläubige wenden sich inzwischen ab: Das Limburger Amtsgericht registrierte vergangene Woche einen sprunghaften Anstieg der Kirchenaustritte im Bistum. An diesem Sonntag wollen sich enttäuschte Katholiken auf dem Limburger Domplatz versammeln, um über einen Neuanfang im Bistum zu sprechen. "Es muss einfach mal ein Forum gegeben werden für die Gläubigen", sagte Pastoralreferent Joachim Schaefer von der katholischen Domkirchengemeinde Wetzlar.