Der Traum von einem Veranstaltungszentrum für die Ziegelhütte drohte in den Flammen zu sterben. Doch die Jugendhilfeeinrichtung gibt nicht auf. Wie Phönix aus der Asche wächst aus der Brandruine bald ein Neubau.

Bissingen - Der historische Schafstall an der Albkante – und mit ihm die Arbeit, die von den Betreuern und Jugendlichen der Ziegelhütte in seinen Ausbau gesteckt worden war – ist vor beinahe einem Jahr ein Raub der Flammen geworden. Doch das Projekt lebt weiter, wenn auch unter anderen Vorzeichen. Aus dem Wiederaufbau wird nun ein Neubau.

 

„Nachdem wir uns mit der Versicherung geeinigt haben und auch die letzten Genehmigungshürden mit dem Landratsamt genommen sind, fangen wir wieder von vorne an“, sagt Hendrik van Woudenberg, der Geschäftsführer der Jugendhilfeeinrichtung Ziegelhütte, die sich am Rande des Randecker Maars, unweit des Bissinger Teilorts Ochsenwang bemüht, gestrauchelten Jugendlichen wieder auf die Beine zu helfen. In dem Internat der Ziegelhütte werden 35 Jugendliche im Alter zwischen 14 und 19 Jahren unterrichtet. Für sie, die bisher durch alle Raster der Gesellschaft gefallen sind, ist das Haus in der Abgeschiedenheit der Schwäbischen Alb die letzte Auffangstation vor dem Absturz.

Die Botschaft lautet: Nicht aufgeben, weiter kämpfen

In dem Bemühen, ihnen eine Perspektive zu verschaffen, hatte der Schafstall gleich mehrere wichtige Funktionen erfüllt. So war der Wiederaufbau des rund 200 Jahre alten, dem Verfall preisgegebenen Gebäudeveteranen für die jungen Menschen eine Möglichkeit gewesen, ergänzend zum Unterricht Erfahrungen in der Arbeitswelt zu sammeln und über die praktische Arbeit Einblicke in die Baugewerke zu bekommen.

Gleichzeitig hat die Ziegelhütte in dem Projekt die Chance gesehen, ihr Angebot am Randecker Maar mit einem dringend benötigten Veranstaltungsraum abzurunden. Jetzt ist eine weitere Botschaft hinzugekommen: Nicht aufgeben, nicht von Rückschlägen entmutigen lassen.

„Im Nachhinein ist aus dem Unglück ein Glück geworden“, sagt Hendrik van Woudenberg. Sichtbares Symbol der aus der Zerstörung wachsenden neuen Hoffnung ist der Geländewagen, der den Flammen ebenfalls zum Opfer gefallen war. Jugendliche haben das Wrack in ein Kunstwerk verwandelt. Jetzt steht es auf der anderen Straßenseite – als Teil des Kunst- und Kulturpfads, den die Ziegelhütte im kommenden Jahr wieder aufleben lassen will.

Mehr Gestaltungsspielraum

Während sich die pädagogischen Zielsetzungen des Projekts „Schafstall“ van Woudenbergs Worten zufolge auch mit einem ökologischen Neubau umsetzen lassen, wächst der praktische Nutzwert sogar noch. Zwar müssen die Abmessungen des Baukörpers gleich bleiben, im Innern jedoch hat der Bauherr freie Hand. „Statt eines Saals im Obergeschoss und der Mensa im Erdgeschoss planen wir nun mit einer kombinierten Lösung“, sagt van Woudenberg. Durch die Konzentration auf das Erdgeschoss werde unter anderem der behindertengerechte Aufzug gespart. War für den Wiederaufbau noch mit einem Etat von 1,1 Millionen Euro kalkuliert worden, hofft van Woudenberg nun, unter der Millionengrenze zu bleiben.

Der Brand, dessen Ursache nie geklärt worden ist, hatte eine Welle der Hilfsbereitschaft ausgelöst. „Es hat uns berührt zu sehen, wie unsere Arbeit wahrgenommen und geschätzt wird“, sagt van Woudenberg rückblickend. Wahrgenommen und geschätzt wird die pädagogische Arbeit der Ziegelhütte auch vom Gemeinderat der Standortgemeinde Bissingen. Der hat vor der Sommerpause einmütig beschlossen, das zuvor nur in Erbpacht verliehene Grundstück der Einrichtung ganz zu übereignen. „Das ist eine großartige Geste und ein ganz wichtiger Beitrag für unser Projekt“, sagt van Woudenberg.