Der alte Schafstall am Randecker Maar in Bissingen/Teck wird fit gemacht für die Zukunft. Jugendliche der benachbarten Ziegelhütte haben bei vielen Gewerken Hand angelegt. Nun ist das Richtfest gefeiert worden.

Bissingen/Teck - Der alte, vor zwei Jahren noch dem Verfall preisgegebene Schafstall bei Bissingen-Ochsenwang steht an der Schwelle zu einem neuen Leben. Ermöglicht haben es die Zöglinge der Ziegelhütte, einer benachbarten Jugendhilfeeinrichtung am Randecker Maar. Trägt die pädagogische Idee des aufwändigen Sanierungsprojekts wie geplant Früchte, dann stehen auch die Jugendlichen dank der auf dem Bau gemachten Erfahrungen an der Schwelle zu einem neuen Leben.

 

Am Mittwoch ist auf der Schwäbischen Alb, dort, wo die Hepsisauer Steige die Hochfläche erreicht, das Richtfest gefeiert worden. Mit der Bauherrschaft, mit den Jugendlichen, mit den Handwerker, mit Leberkäs’, Kartoffelsalat und vielen Reden. Das alte Gemäuer hat es geduldig ertragen. An dem vom Richtkranz gekrönten Rohbau ist das historische Gesicht des Schafstalles, der künftig der Ziegelhütte als Veranstaltungsraum dienen wird, wieder gut abzulesen. Gegen Mitte des 19. Jahrhunderts war der für damalige Verhältnisse geräumige Unterstand aus Floßholz vom Schwarzwald gezimmert worden, mangels geeigneter Bäume auf der kargen Alb.

Durchhaltevermögen und Einsatz gefordert

Richtfest – in dem Begriff steckt auch das Verb „richten“, im Sinne von gerade biegen, auf ein Ziel hinlenken, in Ordnung bringen. Gerade biegen und auf ein Ziel hinlenken, das gilt nicht nur für den bald 200 Jahre alten Schafstall, sondern auch für die jungen Menschen, die über die Arbeit am Schafstall an einen Beruf oder eine Berufsausbildung herangeführt worden sind. „Sie haben gelernt, dass es Durchhaltevermögen und Einsatz erfordert, um in der Arbeitswelt zu bestehen“, sagt Hendrik van Woudenberg, der Geschäftsführer der Erziehungshilfeeinrichtung.

Das ist nicht wenig für die Jugendlichen, die am Randecker Maar in dieser „ Auffangstation für Jugendliche mit sozialem und emotionalen Förderbedarf“ gestrandet sind. „Früher hätte man gesagt, das sind schwer erziehbare Jugendliche“, sagt van Woudenberg. Die Ziegelhütte mit ihrem Bildungsangebot an Haupt-, Werkreal-, und Förderschule ist für die rund 35 Jugendlichen die letzte Chance, in der Gesellschaft Fuß zu fassen.

1,14 Millionen Euro kostet der erste Bauabschnitt

Als ein dort arbeitender Lehrer vorgeschlagen hat, den noch im Besitz der Gemeinde Bissingen befindlichen Stall im Zuge eines Jugendprojekts zu renovieren, war van Woudenberg, wenig angetan. „Ich dachte, wir hätten kein Geld für solche Späße“, gibt er ehrlich zu. Doch der Lehrer blieb hartnäckig und nach einem „Denkprozess“, bei dem auch der fehlende Veranstaltungsraum für die Ziegelhütte eine Rolle gespielt hat, hat sich van Woudenberg vom Charme der Idee überzeugen lassen.

In zwei Jahren Bauzeit haben seither rund 25 Jugendliche Hand angelegt und rund ein dutzend Berufsfelder kennengelernt. Die Bandbreite reicht vom Gerüstbauer, Zimmermann, Dachdecker, Flaschner, Elektriker Schlosser und Maurer bis hin zu der für den Brandschutz zuständigen Feuerwehr oder zur Arbeit eines Filmemachers, der den Baufortschritt in Bild und Ton festgehalten hat.

Parallel dazu hat van Woudenberg seinerseits gelernt, auf der Klaviatur der Sponsoren- und Spendenbeschaffung zu spielen. Rund 1,14 Millionen Euro kostet der erste Bauabschnitt, die Sicherung der Substanz, der Umbau des Dachgeschosses in einen Veranstaltungssaal, die Treppe und die Sanitärräume. „Wir sind auf einem guten Weg, aber noch haben wir nicht alles finanziert“, sagt van Woudenberg. Das gilt um so mehr für die Vision, eine Kantine samt Küche ins Erdgeschoss einzubauen. Hier müsste die Ziegelhütte noch einmal zusätzlich 600 000 Euro auftreiben.