Über den Protzbau von Tebartz-van Elst hat sich einst die Öffentlichkeit entrüstet, die katholische Kirche lenkte schließlich ein. An Geld mangelt es ihr freilich nicht. Nun hat das Bistum München sein Vermögen bewertet.

München - Das Erzbistum München hat zum ersten Mal sein Vermögen bewertet und ist auf rund sechs Milliarden Euro gekommen - ein Rekordwert in Deutschland. Die Besitztümer von 750 eigenständigen Pfarrkirchen- und Pfründestiftungen auf dem Gebiet des Erzbistums seien in der Bilanz noch nicht enthalten, sagte Generalvikar Peter Beer am Montag in München.

 

Einen Großteil des Vermögens - rund zwei Milliarden Euro - hat die Kirche Stiftungen zugewiesen, die dem direkten Zugriff des Erzbistums entzogen sind und von unabhängigen Experten kontrolliert werden. Die Erträge dürfen nur zweckgebunden für Seelsorge, Wohlfahrtspflege und Bildung verwendet werden.

Franziskus fordert: “Arme Kirche für die Armen“

Nach dem Finanzskandal um den damaligen Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst hatten sich etliche der 27 katholischen Diözesen in Deutschland entschieden, mit den Finanzen transparenter umzugehen. Bisher galten Paderborn (rund 4 Milliarden Euro Vermögen) und Köln (3,4 Milliarden Euro) als die reichsten Bistümer. Jetzt konkurriert München mit Chicago (USA) um den Titel der reichsten Diözese der Welt.

Für den Münchner Erzbischof und Kardinal Reinhard Marx ist das heikel. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz gehört zu den engsten Beratern des Papstes und koordiniert den Wirtschaftsrat im Vatikan. Franziskus fordert dabei immer wieder eine „arme Kirche für die Armen“.

Arm ist relativ

Arm sei „ein relativer Begriff“, sagte Beer. „Diese Möglichkeiten, die wir haben, sind kein Selbstzweck, dass wir uns das möglichst schön und bequem machen, sondern dass wir unseren Auftrag erfüllen.“ Das Erzbistum unterstütze die kirchlichen Hilfswerke in den Entwicklungsländern und setze sich insbesondere für das Partnerland Ecuador ein.

Den Wert Hunderter kirchlicher Gebäude, Grundstücke, Kunstgegenstände, Verträge, Anlagen und Kapitalrücklagen hat das Erzbistum München und Freising erstmals in einem Jahresabschluss aufgelistet. Die Bilanzsumme beträgt demnach 3,3 Milliarden Euro. Ein großer Teil davon sind Immobilien und andere Sachanlagen im Wert von 1,3 Milliarden Euro; hinzu kommen Finanzanlagen von 1,5 Milliarden Euro und liquide Mittel von 440 Millionen Euro.