Der Handball-Bundesligist TVB Stuttgart trifft am Dienstag in der ausverkauften Porsche-Arena auf den THW Kiel. Mit dabei: Simon Baumgarten, der Kreisläufer, der bei der Stadt Waiblingen auch Geld eintreibt.

Sport: Joachim Klumpp (ump)

Stuttgart - Der TVB Stuttgart ist neu in der Handball-Bundesliga. Und arbeitet auf allen Ebenen. So will der Verein seinen vorletzten Platz in der Facebook-Rangliste der Liga möglichst rasch verlassen. Besser läuft es da schon im Bereich Merchandising. Die blau-weißen Trikots jedenfalls finden reißenden Absatz, dafür sorgen im Zweifel die Spieler – und ganz speziell Simon Baumgarten. Im letzten Heimspiel gegen Nettelstedt verschliss der bullige Kreisläufer gleich drei Stück. Und weil der Lieferant inzwischen nicht mehr nachgekommen war, musste sogar ein Leibchen aus dem Fanshop herhalten.

 

Vor der Partie an diesem Dienstag (20.15 Uhr) gegen den Meister Kiel ist längst wieder für Nachschub gesorgt, das Spiel kann kommen. Auch für Baumgarten, der sagt: „Für mich geht ein Kindheitstraum in Erfüllung.“ Mit 31 Jahren. Obwohl er zu Beginn seiner Karriere schon mal mit einem Zweitspielrecht für Frisch Auf Göppingen Bundesligaluft geschnuppert hatte, ist es der erste Auftritt gegen den Rekordmeister. Und auch wenn der TVB aktuell gegen den Abstieg kämpft, hat zumindest ein Spieler absolutes Bundesligaformat: Baumgarten.

„Der beste Baumgarten aller Zeiten“

„Es ist der beste Simon Baumgarten, den wir je erlebt haben“, lobt der Geschäftsführer Jürgen Schweikardt. Zu Recht. Nicht nur wegen seiner 31 Tore. Insgesamt stehen nur acht Fehlwürfe in der Statistik, das entspricht einer Trefferquote von 80 Prozent, ein absoluter Topwert. „Das ist eine fantastische Effizienz“, sagt der Trainer Thomas König – und der Manager wirft den Ball zurück. „Ich denke, Simon hat auch vom Trainer profitiert.“ Der hat in Friesenheim auf dieser Position Erik Schmidt (jetzt Hannover) zum Nationalspieler gemacht. Selbst wenn es für Baumgarten dazu wohl nicht mehr reichen wird, hat er ein Ziel: „Den Klassenverbleib schaffen.“

Das liegt auch an ihm, der vor allem mit Spielmacher Michael Schweikardt, dem Bruder des Geschäftsführers, blendend harmoniert, weshalb König diese Achse so oft wie möglich einsetzt. Sehr zum Leidwesen von Teo Coric, dem kroatischen Neuzugang, der eine ähnliche Statur wie Baumgarten aufweist, bis jetzt aber nur selten zum Einsatz kommt, was nicht an dessen Schwächen liegt, sondern an Baumgartens Stärken. Trotz seiner 1,92 Meter und 112 Kilo ist er wahnsinnig ballsicher und schafft so immer wieder Räume für die Mitspieler. Auch gegen Kiel in der ausverkauften Porsche-Arena? „Da muss schon alles passen“, macht sich Baumgarten kaum Illusionen, während König betont, dass man sich auf dieses Highlight vorbereiten werde wie immer. Was zum Ausdruck bringen soll: „Auch Kiel ist zu schlagen.“ Selbst wenn Königs Bilanz dagegen spricht. Mit Friesenheim hat er sechsmal gegen den THW gespielt – und sechsmal verloren. Doch der Meister ist diese Saison vor allem auswärts noch nicht so stabil wie früher.

Geldeintreiber bei der Stadt Waiblingen

„Wir müssen unsere Fehlerquote gering halten“, betont Baumgarten. Ein Sieg wäre natürlich das Größte: für ihn und die Mannschaft. Wobei dieser zugegeben unwahrscheinliche Fall zumindest den Kreisläufer in Gewissensbisse brächte. Denn die Siegerfeier müsste kurz und knapp ausfallen. Am Mittwoch morgen ruft die Arbeit. Bei der Stadt Waiblingen, wo er in der Kasse der zentralen Vollstreckung arbeitet. 15 Stunden die Woche, mehr lässt der Handball nicht zu. Und wer weiß, was da für ein Einsatz wartet. „Da muss man schon manchmal raus und Geld eintreiben“, erzählt Baumgarten. Wenn er vor der Tür steht, dann sollte das eigentlich gelingen. Groß und stark, das verschafft Respekt. Den erwartet er auch an diesem Abend: „Wenn Kiel uns keinen Respekt entgegenbringt, werden sie verlieren.“