Am Black Friday rufen viele Händler zu einer Rabattschlacht, ohne dass es sich wirklich für sie lohnt. Andere verzichten komplett auf Preisnachlässe und spenden sogar einen Teil ihrer Einnahmen. Warum tun sie das?

Stuttgart - Die Schaufensterpuppen tragen alle schwarze Kleidung. Für den sogenannten Black Friday haben die Mitarbeiterinnen von Greenality Woman in der Stuttgarter Innenstadt eigens das Schaufenster umdekoriert. Keineswegs aber, um auf den großen Rabatttag an diesem Freitag, 29. November, aufmerksam zu machen. Die Puppen haben nämlich Schilder um den Hals, auf denen zum Beispiel „buy less choose well“ („Kaufe weniger, wähle bewusst“), „Want! . . . Need?“ („Brauchst du das wirklich?“) oder „Less is more“ („Weniger ist mehr“) steht.

 

Die Mitarbeiter von Greenality demonstrieren am Black Friday lieber für den Klimaschutz

Markus Beck, Inhaber der Greenality-Stores, setzt bewusst auf eine Gegenbewegung zu dem amerikanischen Konsumtag: „Wir wollen die Leute darauf aufmerksam machen, nicht einfach alles blind zu konsumieren, weil es an dem Tag vielleicht etwas billiger ist.“ Bei ihnen gebe es keine Rabatte am Black Friday. „Wir haben sowieso bis nachmittags zu, weil wir bei der Klimademo sind“, sagt Beck. Während der Friday-for-Future-Demos habe man die Stores immer geschlossen.

Klimademo statt Konsum. Viele andere Geschäfte in der Innenstadt – vor allem große Modeketten – haben sich, wenn man ihre Schaufenster betrachtet, ganz klar für Konsum entschieden. Dort wird statt auf bewusstes Einkaufen auf „die besten Deals“ hingewiesen.

Das Konzept stammt aus den USA und war lange hauptsächlich im Online-Handel verbreitet

Der Black Friday stammt aus den USA und war einst der Brückentag nach Thanksgiving. Seine Premiere feierte der Rabatttag 1961 in Philadelphia, damals lockten Händler die Kunden mit gezielten Preissenkungen in die Stadt. Später führten Händler am darauffolgenden Montag zusätzlich den Cyber Monday ein, der den Start der Weihnachtssaison bei Online-Shops markiert. Die Firma Apple importierte den Schnäppchentag im Jahr 2006 dann nach Deutschland. Seitdem versuchen nicht nur deutsche Online-Händler, die Kunden zu schnellen Käufen zu animieren.

Auch der stationäre Handel ist auf diesen Trend längst aufgesprungen. So wirbt das Einkaufszentrum Milaneo in der ganzen Stadt auf Litfaßsäulen mit Rabatten an mehreren Tagen. Denn ein Tag ist vielen Händlern längst nicht mehr genug: Viele machen aus dem Black Friday gleich eine Black Week wie zum Beispiel die Kaufhauskette Kaufhof. Große Ketten wie H&M werben schon einige Tage vor dem offiziellen Black Friday mit sogenannten „Pre-Deals“. „Ich finde das irgendwie ein bisschen krank, das so abzufeiern“, sagt Markus Beck. In seinen Stores gibt es nur nachhaltig und fair produzierte Mode, für ihn passt das eigene Konzept mit dem schnellen Konsumrausch des Rabatttages nicht zusammen.

Viele Händler setzten sich bewusst ab und spenden einen Teil des Umsatzes an dem Tag

Auch die nachhaltige Modemarke Armedangels, die es in Stuttgart unter anderem bei den ökofairen Läden Schlechtmensch oder Glore gibt, will sich am Black Friday nicht beteiligen. Das Label wirbt mit: „Rabattschlacht? Nicht mit uns.“ Für jede Online-Bestellung wolle man stattdessen zehn Euro an die Aktivisten von Fridays for Future spenden.

Die Vereinigung Stuttgarter Traditionsgeschäfte hat sich ebenfalls für eine soziale Aktion am Black Friday entschieden. Lederwaren Acker, Feinkost Böhm, Hochland-Kaffee, Kästner, Korbmayer, Spielwaren Kurtz, Maute-Benger, Mußler Beauty, Tritschler und das Buchhaus Wittwer-Thalia wollen einen Teil ihrer Tagesumsätze am Black Friday für einen sozialen Zweck spenden. So verweist Rainer Bartle vom Buchhaus Wittwer-Thalia, Sprecher der Traditionsgeschäfte, auf die Werte, welche die zehn Geschäfte verbinden: „Wir sind seit Generationen in unserer Stadt verwurzelt und setzen uns ein für ein respektvolles Miteinander und übernehmen soziale Verantwortung.“

Viel Umsatz, wenig Gewinn? Einzelhändler profitieren gar nicht so sehr von dem Rabatttag

Obwohl einige Online-Versandhäuser die ganze Woche über Angebote machten, spüre man bislang noch keinen großen Konkurrenzdruck bei den eigenen Geschäften. Bartle hält es aber auch für falsch, sich dem Trend komplett zu verschließen: „Wir machen online und in den Filialen auf unsere eigene soziale Aktion aufmerksam.“ Natürlich freue man sich, wenn die Umsätze höher seien. „Es ist aber nicht unser Hauptaugenmerk, in dieser Woche mehr Gewinn zu machen.“

Sven Hahn, Geschäftsführer der City-Initiative Stuttgart (CIS), findet die Aktion der Stuttgarter Traditionsgeschäfte eine „sehr gute Idee“: „Die Kunden geben ihr Geld lokal aus, und es wird lokal weitergegeben.“ Statt nur nach schnellen Schnäppchen zu suchen, können Kunden also zumindest auch etwas Gutes tun.

Hahn hat sogar den Eindruck, der Black Friday ist für die stationären Händler häufig mehr ein Problem als „etwas Schönes“. In erster Linie sei es ja eine „Online-Veranstaltung“, für den hiesigen Handel sei es oft schwierig, diese Rabatte großer Konzerne zu unterbieten: „Das ist für viele Läden schon eine Konkurrenz.“