Mit bunten Werbetafeln locken die Läden in der Stuttgarter Innenstadt an diesem Freitag die Passanten an. Am Black Friday wird auch in diesem Jahr ein hoher Kundenansturm erwartet. Was denken die Stuttgarter über die Rabattaktionen?

Stuttgart - In der Innenstadt ist viel los. Bepackt mit schweren Einkaufstüten eilen die Passanten über die Königstraße, während sich vor den Geschäften nach und nach Warteschlangen bilden. Zu Corona-Zeiten ein eher ungewohnter Anblick. Nicht jedoch am vierten Freitag im November, dem sogenannten Black Friday. Nach dem Vorbild des Konzepts aus den USA werden an diesem Tag teilweise stark reduzierte Produkte im Internet und in Geschäften angeboten. Der Trend, der lange vor allem im Online-Handel verbreitet war, ist seit einigen Jahren auch in Deutschland angekommen.

 

Schaufensterwerbung regt zum Kauf an

So auch in Stuttgarts Einkaufsstraßen, wo auffällige Werbetafeln in den Schaufenstern die Kunden locken. Manche Händler dehnen den Black Friday gleich auf mehrere Rabatttage aus, teilweise wird bereits Tage vorher mit „Pre-Deals“ auf die Rabattaktion hingewiesen. Susanne Wunderlin, eine Passantin auf der Königstraße, meint dazu: „Mich interessiert der Black Friday eigentlich nicht, aber ich lasse mich ein bisschen stressen von der ganzen Werbung in den Schaufenstern. Da denkt man, man verpasst was“. Die Passantin Marion Dewar wiederum lässt sich durch die Werbung nicht groß zum Shoppen verleiten, allerdings nutzt sie die Sonderangebote gezielt aus: „Ich will mir sowieso einen PC kaufen und wollte deshalb jetzt auf Angebote warten“.

Ähnlich macht es Hakim Djawadi. „Online kaufe ich generell nie ein. Ich will das, was ich kaufe, immer schon vorher anschauen und in der Hand halten. In den Läden werde ich die Sonderangebote des Black Friday aber schon nutzen“, meint er. Andere scheinen vor allem auf die Rabatte im Internet zurückzugreifen: „Ich habe alles online gekauft. Das mache ich jedes Jahr am Black Friday. Dieses Jahr gibt es im Internet anscheinend auch mehr Rabatte als sonst, habe ich das Gefühl. Das liegt sicherlich an Corona“, vermutet die Passantin Hanruo Zhao.

Konsum-Tag unter dem Einfluss von Corona

Dass nicht nur der Black Friday, sondern auch die Corona-Pandemie eine Auswirkung auf das Kaufverhalten der Stuttgarter hat, denkt auch Gundolf Hartlieb. „Ich habe da vorne schon Schlangen vor den Läden gesehen. Ich denke schon, dass das heute ein Thema für viele ist. Im Verhältnis zu den letzten Tagen ist ja auch schon mehr los in der Stadt“, stellt er fest. „Corona wird aber sicherlich eine starke Auswirkung haben. Viel wird sich bestimmt auf das Online-Shopping verlagern, weil die Leute mehr zu Hause sind“. Auch der Passant Peter Herrmann erwartet, dass sich das Geschäft an diesem Black Friday verstärkt auf das Internet konzentrieren wird: „Corona hat, denke ich, schon einen Einfluss darauf. Das Maskentragen in den Läden ist ja schon etwas anstrengend, deshalb sind sicher eher weniger Leute in der Stadt unterwegs als sonst am Black Friday. Online wird es aber mit Sicherheit mehr sein“. Er selbst wird sich nicht an der Rabattschlacht beteiligen: „Dieses Jahr kaufe ich nicht ein am Black Friday. Ich brauche momentan nichts“.

Lokale Händler brauchen Unterstützung

Sven Hahn, der Geschäftsführer der City-Initiative Stuttgart, macht sich vor allem Sorgen um den stationären Handel in Stuttgart. „Alles, was gerade passiert, ist für den Handel extrem wichtig. Wir haben etwa 40 Prozent weniger Menschen in der Stadt, seit Corona im Frühjahr begonnen hat. Wir rechnen momentan nicht damit, dass mehr Kunden kommen“, so Hahn. Er appelliert an die Kunden, trotz Corona in die Geschäfte zu gehen und lokale Händler zu unterstützen, anstatt alles online zu bestellen. In den Läden seien professionelle Hygiene-Konzepte umgesetzt worden, so dass Kunden beim Einkauf auf der sicheren Seite seien. „Im Weihnachtsgeschäft wird ein Drittel des Umsatzes gemacht. Daran hängen Arbeitsplätze. Es gilt jetzt mehr denn je, den Handel zu unterstützen. Wenn man zu Weihnachten etwas Gutes tun will, sollte man in den Geschäften einkaufen gehen“, so Hahn.