Rund um den Black Friday und den Cyber Monday können Klamotten, Elektrogeräte oder auch Möbel günstiger gekauft werden. Aus Nachhaltigkeitssicht ist das ein Problem – zumindest wenn man sich nicht selbst schützt, sagt ein Handelsexperte aus Nürtingen.

Klima und Nachhaltigkeit: Julia Bosch (jub)

Rabatte die ganze Woche! Bis zu 70 Prozent reduziert! Jeden Tag ein Top-Angebot! Wer in diesen Tagen durch Städte wie Stuttgart läuft, sieht an etlichen Schaufenstern solche Reklame, im Internet ist es noch mehr. Rund um den Black Friday am 25. November bieten viele Händler ihre Produkte zu reduzierten Preisen an. Unter Nachhaltigkeitsperspektive werden solche Sonderangebote aber kritisch betrachtet.

 

Beim nachhaltigem Einkauf muss man sich informieren

„Aktionstage wie Black Friday oder Cyber Monday sind kein guter Zeitpunkt für einen nachhaltigen Einkauf“, sagt Dirk Funck, Professor für Betriebswirtschaft und Handelsexperte an der Hochschule für Umwelt und Technik in Nürtingen (HfWU). Denn beim Versuch, nachhaltig einzukaufen, müsse man sich in der Regel intensiver informieren, und der Preis sei nicht das zentrale Einkaufsargument. Rund um den Black Friday stünde aber eben der günstigere Preis im Mittelpunkt – und durch dieses Versprechen ließen sich Menschen „seit jeher stark aktivieren“, sagt Funck.

Allerdings betont der Handelsexperte, dass der Großteil der Einkäufe rund um den Black Friday nicht zusätzlich getätigt würden, sondern mit dem Ziel, ohnehin geplante (Weihnachts-)Einkäufe günstiger zu erwerben. „Natürlich gibt es aber auch einen Anteil an Impulskäufen.“ Einen Schutz vor solchen unnötigen Käufen könne sich jeder nur selbst auferlegen, meint Dirk Funck.

48 Prozent wollen den Black Friday nutzen

Laut einer Befragung des Kölner Marktforschungsinstituts IFH für den Handelsverband Deutschland (HDE) kennen inzwischen 96 Prozent der Deutschen den Black Friday, 48 Prozent beabsichtigen ihn dieses Jahr auch zu nutzen. Beim Cyber Monday liegt der Bekanntheitsgrad bei 82 Prozent, diesen wollen 34 Prozent nutzen. Dabei handelt es sich um eine relativ steile Kurve: So kannten vor fünf Jahren erst 77 Prozent den Black Friday, 23 Prozent nutzten ihn, beim Cyber Monday lag der Bekanntheitsgrad bei 63 Prozent und lediglich 18 Prozent kauften bewusst an diesem Tag etwas.

Der HDE erwartet in diesem Jahr einen Umsatzzuwachs von einer Milliarde Euro auf 5,7 Milliarden Euro im Vergleich zu 2021 für die Tage rund um die Black Week. Als Grund für die erwartete Steigerung wird einerseits die größere Rolle von Weihnachtseinkäufen genannt, andererseits die „unsicheren Zeiten“, also Inflation, Energiekrise und die politische Situation. „Während die Konsumstimmung derzeit allgemein eher verhalten ist, bleibt der Preis ein starkes Attraktionsmerkmal“, heißt es vom Handelsverband.

Gegenaktion: Händler schließt Laden und Onlineshop

Einige Firmen, die sich der Nachhaltigkeit verschrieben haben, setzen den Sonderangeboten rund um den Black Friday mittlerweile eigene Aktionen entgegen. Der niederländische Händler Dille und Kamille beispielsweise, der auch einige Läden in Deutschland hat, schließt am 25. November all seine Geschäfte und den Onlineshop. Die Mitarbeiter sollen sich am Green Friday, wie er dort heißt, in der Freiwilligenarbeit für die Natur engagieren. Und die Kundinnen und Kunden werden aufgerufen, spazieren zu gehen oder Vögel auf dem eigenen Balkon oder dem Garten zu unterstützen.

Tage der Rabatte

Herkunft
Eigentlich stammt der Black Friday aus den USA; dort wurde traditionell am Tag nach Thanksgiving mit ermäßigten Preisen im Einzelhandel geworben. Der Cyber Monday, der dieses Jahr am 28. November ist, sollte die Antwort des Onlinehandels auf den Black Friday sein. Inzwischen wird sowohl in Läden als auch im Internet oftmals eine ganze Woche mit Rabatten geworben; die sogenannte Black Week. jub