Dreifacher Mord, schwere Körperverletzung, Landfriedensbruch: Nach mehr als zwei Jahren stehen im Verfahren gegen 21 Mitglieder der Black Jackets die Plädoyers an. Damit endet eine der längsten Beweisaufnahmen in der Geschichte des Stuttgarter Landgerichts.

Regio Desk: Oliver im Masche (che)

Stuttgart - Sie gilt als eine der längsten Beweisaufnahmen in der Geschichte des Landgerichts in Stuttgart. Seit dem März 2010 müssen sich dort insgesamt 21 Sympathisanten der Jugendbande Black Jackets wegen dreifachen versuchten Mordes, wegen diverser gefährlicher Körperverletzung und wegen Landfriedensbruchs verantworten. 42 Verteidiger sitzen den Angeklagten zur Seite, fast 70 Zeugen sind an den mehr als 180 Verhandlungstagen gehört worden. Und nun nähert sich der Mammutprozess offenbar dem Ende.

 

Für den Verhandlungstag am Freitag steht möglicherweise bereits das Plädoyer des Staatsanwalts an. „Geplant sind zunächst noch ergänzende Angaben zur Person diverser Angeklagter“, so ein am Prozess beteiligter Rechtsanwalt. Danach könnten noch kleinere Beweisanträge gestellt werden, die offenbar aber zu keiner deutlichen Verfahrensverlängerung führten, so der Verteidiger. Intern rechne man im Kollegenkreis damit, dass danach die Anklage das Wort ergreife.

Auslöser war wohl gekränkte Ehre

Die Vorwürfe gegen die 21 Sympathisanten der Black Jackets (zu deutsch: Schwarzjacken) im Alter von 20 bis 27 Jahren reichen drei Jahre zurück: In der Nacht zum 26. Juni 2009 sollen sie auf dem Gelände der Waisenhofschule in Esslingen maskiert bis zu 15 junge Leute überfallen und zusammengeschlagen haben. Einige Opfer gehörten einer rivalisierenden Gruppe namens La Fraternidad (zu deutsch: die Brüderschaft) an. Der Auslöser des Überfalls war offenbar die gekränkte Ehre eines Bruders des 22 Jahre alten Hauptangeklagten.

Bewaffnet mit Baseballschlägern, Schlagstöcken sowie Holz- und Eisenstangen sollen die Angeklagten dann im Dunkeln auf dem Schulgelände in Esslingen wahllos auf ihre Opfer eingeprügelt, aber auch gezielt auf die Köpfe eingeschlagen haben. Mehrere Opfer erlitten dabei schwere Verletzungen. Ein 28-Jähriger, der gar nicht zur „Brüderschaft“ zählte, sondern lediglich zur falschen Zeit am falschen Ort war, erlitt lebensgefährliche Blessuren am Kopf – der Mann lag mehrere Wochen lang im Koma und leidet noch heute an den Folgen der schweren Verletzungen.

Laut der Anklage sollen die Black Jackets die Schlagwerkzeuge in ihrem Clubheim in Fellbach (Rems-Murr-Kreis) gehortet haben. Und von dort seien sie dann auch schwer bewaffnet nach Esslingen aufgebrochen, um der „Brüderschaft“ eine Abreibung zu verpassen. Tatsächlich hatten die meisten Opfer aber gar nichts mit dem schwelenden Konflikt zwischen den Black Jackets und der „Brüderschaft“ zu tun.

Urteil kommt früher als erwartet

Die Beweisaufnahme gestaltete sich bisher äußerst schwierig. Denn lange Zeit schwiegen die Angeklagten, von denen elf noch in Untersuchungshaft sitzen, zu den Vorwürfen. Mittlerweile haben aber fast alle Teilgeständnisse abgelegt.

Nach dem Plädoyer des Staatsanwaltes werden wohl vom 10. September an, dem übernächsten Verhandlungstag, die Verteidiger das Wort ergreifen. Mit einem Urteil ist somit deutlich früher zu rechnen. Es war bisher für Mitte Dezember vorgesehen.