Die Verteidiger im zähen Black-Jackets-Prozess sind genervt. Aber sie stehen wohl vor einem Teilerfolg.

Nachrichtenzentrale: Tim Höhn (tim)

Ludwigsburg - Der Polizeibeamte spricht von Geodaten, Abstrahlwinkeln, Mobilfunkmasten. Er erklärt detailliert, wie die Ermittler die Handys der Black-Jackets-Mitglieder abhörten. Der Vortrag ist zäh. Der ganze Prozess ist zäh. So zäh, dass am Donnerstag einer der Zuhörer hinten im Saal einfach einschläft. Auch die Verteidiger sind genervt. „Ich kann dieses Verfahren kaum noch ertragen“, erzählt ein Anwalt in einer Pause.

 

Seit Ende Mai verhandelt die 4. Große Jugendkammer des Stuttgarter Landgerichts gegen sechs teils hochrangige Black Jackets aus dem Kreis Ludwigsburg. In der Anklage steht, die Männer hätten in großem Stil mit Kokain gedealt, Spielautomaten manipuliert und Schutzgeld erpresst. Die Verteidiger sind überzeugt, dass vieles davon kaum haltbar ist, und werfen der Ludwigsburger Polizei vor, einseitig ermittelt zu haben. „Man wollte wohl unbedingt zum Ergebnis kommen, dass es sich um eine gefürchtete Bande handelt“, kritisiert eine Anwältin.

Tatsächlich wird die Staatsanwaltschaft wohl zumindest den Kokain-Vorwurf nicht aufrecht halten. Die Anklage basierte auf einem Telefonat, in dem einer der Angeklagten erwähnte, er halte „gerade fünf Kilo in der Hand und werde abgehört“. Vor Gericht sagten die Beteiligen, es habe sich um einen Scherz gehandelt. Man habe zu diesem Zeitpunkt längst gewusst, dass die Polizei alle Gespräche belausche.

Weitere vier Verhandlungstage angesetzt

Der Staatsanwalt jedenfalls geht davon aus, dass der „Handel mit Betäubungsmitteln nicht mehr mit Sicherheit nachgewiesen werden kann“, weswegen er sich auf die anderen Tatkomplexe fokussiert. Die Männer sollen in mehreren Städten Spielautomaten manipuliert haben, bis die Geräte satte Gewinne ausschütteten. Außerdem sollen sie mehrere Personen, darunter Aussteiger aus der Gruppierung, massiv bedroht haben – mit dem Ziel, von diesen Geld einzutreiben.

Die Black Jackets sind, ähnlich wie andere Rockerbanden, in sogenannte regionale Chapter eingeteilt. Der Hauptangeklagte, 28 Jahre alt und ehemals Präsident des Ludwigsburger Chapters, bestreitet die Vorwürfe. Es sei möglich, dass einzelne Mitglieder Fehler gemacht hätten. Aber man sei ein Freundschaftsclub, keine kriminelle Bande. Fakt ist: kürzlich gaben die Black Jackets bekannt, dass das zuvor fusionierte Chapter Ludwigsburg/Stuttgart aufgelöst worden sei, Gründe wurden nicht genannt. Die Situation sei schwer einzuschätzen, sagt Peter Widenhorn, der Sprecher der Ludwigsburger Polizeidirektion. Man schließe nicht aus, dass die Nachricht nur aus taktischen Gründen lanciert worden sei. „Aber momentan stellen wir keine Aktivitäten der Black Jackets mehr fest.“ Die Vorwürfe der Verteidiger weist Widenhorn entschieden zurück. „Wir haben objektiv ermittelt und in der Vorgehensweise der Angeklagten sehr wohl organisierte Strukturen erkennen können.“

Für den Prozess sind noch vier weitere Verhandlungstage angesetzt, und tatsächlich könnte es jetzt schnell gehen. Die Richter, Verteidiger und der Staatsanwalt haben am Donnerstag hinter verschlossenen Türen Möglichkeiten einer Verständigung ausgelotet. Denkbar ist etwa, dass der Vorwurf des Kokainhandels endgültig fallen gelassen wird, wenn die Angeklagten andere Teile der Anklage zugeben.