Unter dem Motto „Black Lives Matter“ haben Hunderte Menschen in Ludwigsburg ein Zeichen gesetzt: Für sie haben Fremdenfeindlichkeit und Diskriminierung keinen Platz. Die Kundgebung soll indes keine Eintagsfliege bleiben.

Ludwigsburg - Die „Black-Lives-Matter“-Veranstaltung (Englisch für: Schwarze Leben zählen) auf dem Rathaushof in Ludwigsburg ist vorbei, doch von der Resonanz sind die Veranstalter auch noch Tage danach überwältigt. „Wir hatten eine tolle und gelungene Kundgebung“, sagt Saliou Gueye von der Initiative „Afrika hilft Afrika“.

 

Der Polizei zufolge haben sich am Samstagnachmittag in der Innenstadt 450 Menschen zusammengefunden. Um, so Saliou Gueye, gemeinsam Rassismus, Diskriminierung und Fremdenfeindlichkeit ein klares Nein zu erteilen. „Wir wollten mit der Veranstaltung ein Zeichen setzen, ein Signal senden, um Rassisten nicht die Meinungshoheit zu überlassen.“ Laut einer Teilnehmerin sei mit der beeindruckendste Moment der knapp neunminütige Kniefall gewesen, womit der gewaltsame Erstickungstod von George Floyd in den USA nachempfunden werden sollte. „Das war richtig beklemmend.“

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Zugleich habe man „unsere Vielfalt“ gefeiert. „Vielfalt kann zur Stärke werden, wenn sie anerkannt, geschätzt und gelebt wird. Und das, was auf dem Rathaushof passierte, nenne ich gelebte Vielfalt. Ludwigsburg steht zur Vielfalt“, sagt Saliou Gueye.

Mehr als 20 Organisationen und Einrichtungen – wie das Jugend-Eine-Welt-Forum, das Büro für Integration und Migration der Stadt, Mut gegen Rechts oder das Bündnis für Vielfalt sowie Amnesty International – unterstützten die Initiative „Afrika hilft Afrika“ und den Mitveranstalter, der Förderverein „Synagogenplatz“, bei ihrem Vorhaben. Auch Ludwigsburgs Oberbürgermeister Matthias Knecht (parteilos) und der Erste Bürgermeister Konrad Seigfried waren dabei.

Ludwigsburg ist eine „weltoffene und internationale Stadt“ – aber

Nicht nur sie gehörten zu den 17 Rednern. Auch viele Schüler, Migranten wie Nicht-Migranten, zeigten klare Kante. Dass sie sich in der Öffentlichkeit „so stark und vehement positioniert“ hätten, mache ihm Hoffnung, dass die Zukunft besser sei, sagt Saliou Gueye, der Ludwigsburg als eine „weltoffene, bunte und internationale“ Stadt bezeichnet. Natürlich gebe es auch hier Rassisten. Gleichwohl lebe es sich in der Barockstadt gut. Und dies sei die Voraussetzung für Engagement. „Als Migrant kann man sich einbringen“, sagt der 52-Jährige. Er wurde in Senegals Hauptstadt Dakar geboren und ist der Koordinator für die kommunale Entwicklungspolitik.

Die Veranstalter betonen, dass die Kundgebung keine „Einzelaktion“ bleiben werde. Im Juli wolle man den Termin reflektieren und „sehen, wie wir künftig mit dem Thema umgehen“, sagt Saliou Gueye. Vorstellbar sei, dass ein Arbeitskreis, Bündnis oder eine Plattform entsteht. Der Wunsch danach sei explizit auch aus den Reihen der Teilnehmer gekommen, sagt Jochen Faber vom Förderverein „Synagogenplatz“. Der Slogan „Black Lives Matter“ dürfe nicht nur ein cooler Slogan bleiben. Es sei eine zivilgesellschaftliche Aufgabe, die Diskussion weiter in die Tiefe zu bringen, sagt Jochen Faber. Daraus könnten konkrete politische Forderungen münden. Vor allem aber gehe es darum, die eigene rassistische Struktur in der Gesellschaft und bei sich selbst aufzuarbeiten und weiterzukommen. „Nicht alle Rassisten sind bewusst Rassisten“, sagt Jochen Faber. Man müsse es zulassen zu schauen, wo die Wurzeln des Rassismus steckten, man eine rassistische Prägung erfahren habe, was einen treibe.

Aktion geht auf den 25. Mai zurück

„Black Lives Matter“ ist eine internationale Bewegung. Sie hat ihren Ursprung in der afro-amerikanischen Gemeinschaft in den USA und richtet sich gegen Rassismus, Gewalt und Diskriminierung von Farbigen. Auslöser der aktuellen Proteste ist der Tod des Afroamerikaners George Floyd, der am 25. Mai in Minneapolis im US-Bundesstaat Minnesota durch eine brutale polizeiliche Festnahme ums Leben kam.