Hat die staatliche Einheit dann auch zu einer engeren Verbindung Ihrer Familien geführt?
Prinz Bernhard Wenn man die Geschichte unserer beiden Familien betrachtet, finden sich schon früher ganz viele Parallelen. Viele historische Entwicklungen liefen parallel: Die Reformation, die Gründung der Residenzen Karlsruhe und Ludwigsburg, die Erhebung zum Königreich und Großherzogtum. Jetzt leben wir in guter Nachbarschaft im Bodenseegebiet.
Herzog Carl Es gab in der Vergangenheit viele Eheverbindungen zwischen Württemberg und Baden. Der badische Bereich ging weit hinein ins Württembergische. Stuttgart ist eine badische Gründung, das vergisst man immer.
Prinz Bernhard Die ersten badischen Markgrafen liegen alle im württembergischen Backnang begraben.

Gibt es heute so etwas wie einen Jour fixe, an dem Sie regelmäßig zusammenkommen und sich absprechen, um gemeinsame Interessen zu wahren?
Herzog Carl Nein. Natürlich gibt es gemeinsame Interessen in der Landwirtschaft oder im Weinbau. Vor zehn Jahren zum Landesjubiläum haben wir gemeinsam eine Weinkiste mit einem badischen Rotwein und einem württembergischen Weißwein herausgebracht, um die Verbindung beider Häuser zum Land zu zeigen.

Wie ist das Verhältnis zur Landesregierung? Gibt es einen regelmäßigen Austausch?
Herzog Carl Ich habe alle Ministerpräsidenten des Landes gekannt. Zu Lothar Späth habe ich heute noch eine gute Verbindung, auch Winfried Kretschmann kenne ich nicht erst, seit er Regierungschef ist.

Hatten Sie seit seiner Amtsübernahme im Mai 2011 Kontakt mit ihm?
Herzog Carl Vor der Landtagswahl gab es eine weitere kurze Begegnung. Danach leider nicht mehr; er ist sehr beschäftigt, ich ebenfalls, und so hat es sich bisher noch nicht ergeben. Aber mir fällt in diesem Zusammenhang eine lustige Geschichte ein. Vor der Wahl Horst Köhlers zum Bundespräsidenten wurde ich als Mitglied der Bundesversammlung benannt. Das macht der Landtag, der die Wahlmänner auf Vorschlag der Fraktionen bestimmt. Kretschmann hat sich bei dieser Gelegenheit über meinen Titel echauffiert.

Kretschmann war damals Fraktionschef der Grünen und sagte, der Herzog von Württemberg sei zwar ein verdienter Bürger, der sich vielfach engagiere, aber Adelsprädikate gebe es in der Republik nicht mehr, auch keine Herzöge oder Fürsten, sondern Herzog von Württemberg sei halt Ihr Name.
Herzog Carl In Berlin, bei der Bundespräsidentenwahl, traf ich ihn dann wieder. Kretschmann kam auf die Geschichte im Stuttgarter Landtag zu sprechen und sagte, ich wisse doch, er sei Demokrat, er könne solche Adelstitel nicht akzeptieren, aber persönlich verstünden wir uns doch gut und das möge so bleiben.
Prinz Bernhard Begegnungen mit der Politik ergeben sich bei Veranstaltungen. Wenn meine Familie demnächst ihre 900-Jahr-Feier begeht, sprechen auch Vertreter des Landes. Alle Regierungen wissen um die historischen Linien des Landes und anerkennen sie natürlich auch.