Der frühere Ministerpräsident Günther Oettinger hat einmal gesagt, er könne sich auch vorstellen, unter einem König Carl demokratisch zu regieren. Zuvor hatten Sie, Herzog Carl, in einem Interview gesagt, sie hielten die Monarchie als Staatsform, nicht als Regierungsform, für die beste Lösung.
Herzog Carl Wenn Sie auf das Interview der Stuttgarter Zeitung vor sechs Jahren abheben, so ist das vollkommen verdreht herausgekommen. Ich habe nie behauptet, ich wünschte die Monarchie zurück. Ich habe damals gesagt, ich halte die Staatsform der Monarchie aus meiner Entwicklung heraus für das Beste. Diese Frage stellt sich heute aber nicht, darüber braucht man gar nicht zu diskutieren. Wir leben in einem demokratischen und republikanischen Staat, das ist einfach so. Ich bin aufgewachsen in dieser Republik, ich stehe voll hinter dieser Republik. Aber ich verleugne auch nicht mein Herkommen und meine Tradition.

Sie nannten in dem Interview einen Monarchen weniger abhängig als einen aus der Politik nach oben gekommenen Repräsentanten des Staates. Ist das nicht ein wenig von oben herab gesagt?
Herzog Carl In diesem Sinn habe ich das auch nicht gesagt. Gemeint war Folgendes: es ist schwieriger für einen Parteipolitiker, unabhängig zu sein, weil er sich dem Druck seiner Partei beugen muss, wie aktuelle Beispiele zeigen. Aber nochmals: das spielt bei uns heute keine Rolle.

Es gibt zahlreiche Beispiele, dass Mitglieder ehemaliger Adelshäuser in die Politik gegangen sind – von Graf Lambsdorff über Guttenberg bis hin zu Otto von Habsburg. Haben Sie selbst mal mit dem Gedanken geliebäugelt?
Herzog Carl Das habe ich, und zwar, nach meiner Schulzeit und zu Beginn des Studiums. Aber dann habe ich gesagt, nein, du bist dann nicht mehr unabhängig. Man kann heute keine Politik machen außerhalb der Parteipolitik. Es fehlen aber in der heutigen Politik Leute, die eine gewisse, auch finanzielle Unabhängigkeit haben. So sind sie immer der Partei verpflichtet.

Leo Wohleb kämpfte gegen die Länderfusion, sein Hut hängt in Freiburg im Deutschen Haus, einer Kneipe, in einer Vitrine und wird bewundernd angeblickt von badischen Separatisten. Wie geht es Ihnen mit solchen Kräften, die aus folkloristischen oder harten politischen Gründen sagen: Baden, ach, das wäre schon schön gewesen, wenn wir das behalten hätten?
Prinz Bernhard Ich halte Baden-Württemberg für eine Erfolgsgeschichte und sehe keinen Anlass, solche Gedanken zu hegen. Sie sind mir fremd und fern.

Prinz Bernhard, haben Sie Ihre wirtschaftlichen Ziele erreicht mit dem Verkauf von Schloss Salem an das Land? Ist das Familienunternehmen saniert? Prinz Bernhard Meine große Aufgabe der vergangenen Jahre war, nachhaltige Strukturen zu schaffen. Das ist gelungen. Wir haben ein gesundes, land- und forstwirtschaftlich geprägtes Unternehmen samt dem Weinbau geschaffen. Das ist die Zukunft. Wenn man heute die Zeitung aufschlägt, sieht man überall, dass das kommende Jahrzehnt eher den Landwirten als den Bankern gehören wird. Natürlich stehen alle im Wettbewerb. Und auch unser Unternehmen muss sich immer wieder im Markt bewähren.

 

„Adel repräsentiert sich in Schlössern“, hat der Freiburger Historiker Dieter Mertens geschrieben. Sind Sie traurig, Prinz Bernhard, dass Sie Schlösser verkaufen mussten und im Schloss Salem heute nur noch Teileigentümer sind? Prinz Bernhard Das sehe ich ganz anders. Am Oberrhein sehen Sie viele Ruinen und intakte Schlösser, in denen meine Familie einmal gewohnt hat. Meine Vorfahren haben immer wieder Antworten auf die Herausforderungen ihrer Zeit gefunden. Ich habe heute ein gut laufendes Familienunternehmen, das mir erlaubt, ein verlässlicher Arbeitgeber zu sein, meine Familie zu ernähren und eine Zukunft aufzubauen. Ich konzentriere mich auf die Teile des Schlosses in Salem, die wir seit Generationen bewohnen und nutzen. Das Land trägt Verantwortung für die öffentlichen Teile, wie die Museen und das gotische Münster, die allein zu Schultern meine Familie auf Dauer überlastet hätte. Die Aufteilung war richtig aus der Sicht des Landes und auch aus Sicht meiner Familie.