Herzog Carl, in dieser Hinsicht war es vergleichsweise ruhig um Ihr Haus. Wie viele Schlösser haben Sie noch?
Herzog Carl Drei habe ich noch, Altshausen, Friedrichshafen und Monrepos bei Ludwigsburg. Auch uns ging es so, dass man nach 1918 allmählich hat neu anfangen müssen, aus dem Hausvermögen etwas zu machen. Auch wir haben Besitz an den Staat abgegeben. Wir hatten das Glück, dass bei uns alles ruhig über die Bühne ging. Heute stehen wir gut da.
Prinz Bernhard Aber du stimmst mir zu: Der große Unterschied zwischen unseren beiden Häusern ist, dass bei euch die Vermögensaufteilung zwischen Staat und Familie aus heutiger Sicht früher und eindeutiger geregelt war als bei uns.
Herzog Carl Das stimmt, bei uns in Württemberg steht seit Jahr 1649 fest, was Privat- und was Staatsvermögen ist. Ich bin froh, dass das so früh geregelt wurde. So gab es 1918 bei der Revolution keine Schwierigkeiten bei der Aufteilung des Vermögens zwischen Staat und Familie.
Prinz Bernhard Bei uns dagegen ist die Vermögensaufteilung 1918 nicht konsequent vollzogen worden. Das ist eigentlich erst Herrn Oettinger und mir vor wenigen Jahren gelungen. Nachdem auf beiden Seiten so viele so lang diesen Fragen aus dem Weg gegangen sind, war das eine schwierige Angelegenheit – und das Ganze auch noch unter den Augen der Öffentlichkeit die die vielschichtigen Vorgänge aus längst vergangenen Zeiten kaum mehr nachvollziehen konnte.
Herzog Carl Und das war nicht der Fehler des Hauses Baden, es war der Fehler der Republik Baden. Die hat das laufen lassen, dadurch kam es erst zu dem Schlamassel.

In Donaueschingen läuft es nach unserem Eindruck nicht so vorbildlich, was den Umgang des dortigen Fürstenhauses mit seinem Vermögen betrifft, wie beurteilen Sie das?
Herzog Carl Ich urteile nie über einen Nachbarn, weil das ausschließlich seine eigenen Angelegenheiten sind. Wenn mir manches daran nicht gefällt, steht mir darüber kein Urteil zu.

Was wäre Ihnen eigentlich lieber: wie normale mittelständische Familienunternehmer im Land behandelt zu werden, oder doch eine besondere Rolle zu spielen mit gewissen Pflichten, aber auch gewissen Privilegien?
Herzog Carl Dieses Land ist von meiner Familie mit aufgebaut worden, deshalb fühlt sie sich verpflichtet zu kulturellem und sozialem Engagement. Man könnte ja auch sagen, das ist mir alles wurscht, die haben uns zum Teufel gejagt, ich mache nichts mehr. Wir hatten Verantwortung für das Land, wir haben sie nicht mehr, aber wir leben darin, und wir können die mehr als achthundert Jahre Geschichte nicht vergessen machen.

In welchem Umfang engagieren Sie sich?
Herzog Carl Wohl nicht wie Großunternehmen, aber mit kleineren Beträgen hilft man manchmal wirkungsvoller.

Haben Ihre Unternehmen durch die Finanzkrise Schaden genommen?
Prinz Bernhard Nein, wir hatten das Glück, in Branchen tätig zu sein, die davon nicht betroffen waren.

Welche Qualifikation muss man mitbringen, um heute ein Adelshaus zu führen, wie lassen Sie Ihre Kinder ausbilden?
Herzog Carl Das ist wie in anderen Familienunternehmen auch, die Kinder werden so erzogen, dass sie ein Interesse an der Fortführung der Unternehmen haben und bekommen in Studium und Ausbildung das Rüstzeug dafür. Aber das allein ist es nicht: Wichtig sind außerdem zwei, drei Mitarbeiter, auf deren Rat es Ihnen ankommt. Unternehmer, die glaubten, alles alleine zu können, laufen schneller Gefahr, in Schwierigkeiten zu kommen.
Prinz Bernhard Was die Zukunft bringt, wissen wir nicht. Also versucht man den Kindern mitzugeben, dass sie gut familiär verwurzelt und innerlich stark sind. Das geht vor allem mit Liebe und positiver Einstellung.

Das Interesse am Adel – auch die Neugier eines bestimmten Medienspektrums – ist nach wie vor groß in Deutschland. Wie lebt es sich damit?
Prinz Bernhard Wenn man im Alltag seiner Arbeit nachgeht, ist das alles nicht so spannend. Wenn man diese Geister nicht selber ruft, kann man mit ihnen leben.

Aber Ihnen schmeckt wahrscheinlich auch nicht alles, was nahezu täglich über den Hochadel und seinen Lebenswandel zu lesen ist.
Prinz Bernhard Damit haben wir nichts zu tun. Wir fühlen uns in solchen Berichten nicht angesprochen.