Anders als im Münchner Stadion darf in der Mercedes-Benz-Arena noch in weiten Teilen geraucht werden. Änderungen sind nicht geplant. Allerdings gibt es auch in Stuttgart schon rauchfreie Blocks.

Stuttgart - Ein Fußballspiel ohne Zigarette – für viele schlicht unvorstellbar. Zum Kick gehört der Qualm, vor allem live. Für so manchen Stadiongänger ist die Zigarette zumindest gefühlt Balsam für die angegriffenen Nerven, für andere Trost, wenn der Gegner vorn liegt, wieder andere brauchen einfach was in den Händen, die sonst verzweifelt durchs Haar fahren oder nicht wissen, was sie tun sollen. Kurzum, der Glimmstängel gehört für viele zur Bundesliga wie das Fantrikot, die rote Wurst und das Halbzeitbier. Das Rauchen kollidiert freilich mit dem stetig steigenden Anspruch der Nichtraucher auf Schutz ihrer Gesundheit. Der Verein „Pro Rauchfrei“ fordert zum Beispiel seit Jahren ein striktes Rauchverbot für alle Stadien, alles andere sei nach Ansicht des Vereins ein „schwerer Sicherheits- und Gesundheitsmangel, den es zu verbessern gilt.“ Nicht zuletzt zum Schutz von Kindern.

 

Wie in guten alten Zeiten

Drei Vereine in der ersten Bundesliga haben sich bisher zu einem absoluten Rauchverbot auf den Rängen durchringen können. Neben 1899 Hoffenheim und Bayer Leverkusen ist das ganz frisch auch der Branchenprimus FC Bayern München, der am Samstag zum Bundesliga-Heimauftakt des VfB Stuttgart zu Gast in der Mercedes-Benz-Arena ist. Seit Beginn der neuen Saison ist in München das Rauchen auf den Rängen verboten. Übrigens auch das von E-Zigaretten. „Das gilt ab dem Blockzugang auf allen Rängen der Allianz-Arena“, teilt der Verein mit.

Am Samstag in Stuttgart (Spielbeginn: 18.30 Uhr) können sich die mitgereisten Raucher unter den Münchner Fans dagegen noch wie in guten alten Zeiten fühlen. In der Mercedes-Benz-Arena gilt auch in der Saison 2018/19 weiterhin überwiegend Feuer frei, im Fanbereich der Gäste sogar zu 100 Prozent. Es gibt zwar Tribünenbereiche im weiten Rund, auf denen das Rauchen verboten ist, ein größerer zusammenhängender geschützter Bereich existiert aber nur in der Untertürkheimer Kurve. Die anderen Nichtraucherzonen sind relativ überschaubar und von Raucherbereichen umgeben.

In Leverkusen ist das ganze Stadion rauchfrei

Steffen Lindenmaier vom VfB sagt: „Die Verteilung der Bereiche erklärt sich so, dass wir in jedem Tribünenbereich einen Raum für Nichtraucher anbieten wollten.“ Der größte zusammenhängende Bereich in der Untertürkheimer Kurve ist quasi selbst erklärend: Dort sind die Plätze für Eltern mit Kindern. Daneben gibt es noch einen Block auf der Haupttribüne, drei auf der Gegengerade und einen auf der Cannstatter Kurve. In diesen Bereichen werde auch kontrolliert, sagt Lindenmaier. „Das Sicherheitspersonal weist Raucher darauf hin, hier nicht zu rauchen und das doch bitte im Umlauf zu tun.“ Das Angebot werde angenommen, scheint aber ausreichend zu sein. Zumindest ist beim VfB Stuttgart nichts von Bitten von Nichtrauchern bekannt, die Bereiche doch auszuweiten.

In Leverkusen ist das ganze Stadion rauchfrei. Dirk Mesch, der Pressesprecher von Bayer Leverkusen, sagt: „In Zeiten, in denen in Öffentlichen Räumen Rauchverbote längst die Regel sind, verschließt sich Bayer 04 Leverkusen diesem gesundheitlich orientierten Ansatz nicht.“

Rauchverbot ist bei Kontrolle sinnvoll

Auch in Hoffenheim bekennt man sich schon seit 2009 klar zum Rauchverbot: „Es geht uns als Sportverein mit einem starken Fokus auf der Nachwuchsarbeit darum, deutlich Stellung zum Thema Rauchen zu beziehen und dies über das Verbot offen zu artikulieren“, sagt Frank Briel, der Geschäftsführer Finanzen und Organisation bei dem Kraichgauer Erstligisten. Ein Problem eines generellen Rauchverbots besteht aber darin, dass eine Regel nur dann Sinn macht, wenn sie auch kontrolliert werden kann. Das wäre zum Beispiel in den dichtgedrängten Fanblocks in der Cannstatter Kurve schlicht nicht möglich und in den anderen Bereichen wohl nur durch einen hohen Personalaufwand. In Hoffenheim setzt man „auf das Prinzip der Rücksichtnahme und wir appellieren an die Vernunft unserer Besucher“, sagt Frank Briel.

Trotz der Kontrollprobleme werden die qualmfreien Zonen in Stadien wohl weiter zunehmen. In Großbritannien, Irland und Kroatien sind die Fußball-Arenen übrigens schon länger komplett rauchfrei, auch der FC Barcelona verbietet bereits seit 2012 im Nou-Camp-Stadion das Rauchen. Und auch bei den großen internationalen Turnieren wie EM und WM gilt Nichtraucherschutz. In Erinnerung sind aber noch die Bilder eines unbehelligt auf der Tribüne Zigarre paffenden Diego Maradona bei der rauchfreien WM in Russland. Immerhin hat sich der einstige Weltstar hinterher entschuldigt.

In der Mercedes-Benz-Arena hätte er das nicht müssen. Auf den meisten Plätzen im Stadion darf auch weiter ungehindert geraucht werden.