Der Förderkreis krebskranker Kinder bietet im Blauen Haus Elternwohnungen und eine Begegnungsstätte. Die Familien sollen sich möglichst wohl fühlen.

Stuttgart - Das Eichenparkett ist geölt, die Betten sind frisch bezogen, Flachbildschirme hängen an der Wand und das Spielzimmer ist eingerichtet: das Blaue Haus des Förderkreises krebskranker Kinder am Herdweg ist nach zweijähriger Bauzeit fertig gestellt. Am Mittwochabend fand nach einer Führung durchs Haus im benachbarten Lindenmuseum die feierliche Eröffnungsveranstaltung statt, bei der auch Staatssekretär Klaus-Peter Murawski (Grüne) und sein Parteifreund und Nachfolger im Amt des Krankenhausbürgermeisters, Werner Wölfle, auf der Gästeliste standen. Bereits für Montag haben sich die ersten vier Familien angekündigt.

 

Auf 900 Quadratmetern können in der Villa am Herdweg von nun an Eltern krebskranker Kinder kostenlos wohnen, während die kleinen Patienten im Olgäle in Behandlung sind; die Geschäftsstelle des Förderkreises krebskranker Kinder ist miteingezogen und der sozialpsychologische Dienst der Kinderklinik soll Raum für Gesprächskreise erhalten. „Hier haben wir nun alles unter einem Dach“, sagt Stefan Nägele, der Vorsitzende des Vereins.

Charme des Jugendstilhauses wieder hergestellt

Bisher hatte der Förderkreis Elternwohnungen an der Hasenbergstraße, in der direkten Nachbarschaft zum alten Olgäle. „Als klar wurde, dass das Olgäle umziehen wird, haben wir uns auch auf die Suche nach einem neuen Haus gemacht“, sagt Nägele. „Elternwohnungen müssen so nah am Krankenhaus wie möglich sein.“ Im Frühjahr 2013 soll das Olgäle den Neubau hinter dem Katharinenhospital beziehen.

Im Herdweg wurde der Förderkreis schließlich fündig: 2009 kaufte er die 1905 erbaute Gründerzeitvilla der Vorbesitzerin Schwäbische Wohnungs AG für 1,8 Millionen Euro ab. Das leer stehende Gebäude musste grundsaniert und teilweise neu aufgebaut werden. Das Dachgeschoss und die große Freitreppe im Inneren des Hauses waren im Krieg komplett zerstört worden. Jetzt ist der Charme des Jugendstilhauses wieder hergestellt, kombiniert mit modernen Einrichtungselementen. Rücklagen aus Spendengeldern und ein Darlehen haben den Um- und Ausbau ermöglicht, die Aktion Herzenssache des SWR hat die Inneneinrichtung mit 250 000 Euro finanziert. Die Gesamtkosten des Hauses belaufen sich auf rund fünf Millionen Euro.

Gelegenheit zur Begegnung

18 Zimmer auf drei Etagen bietet das Blaue Haus – jeweils mit zwei Betten, einem eigenen Bad und einer Küchenzeile ausgestattet. Sie tragen Namen wie „Wilhelma“, „911er“ oder „Zacke“. Vorher waren die Wohnungen in der Hasenbergstraße ein Ort zum Übernachten, mehr nicht. Das soll sich ändern: Gemeinschaftsräume bieten Gelegenheit zur Begegnung, Platz zum Kochen ist in der Gemeinschaftsküche, für Geschwisterkinder gibt es ein Spielzimmer, eine Empfangsdame kümmert sich um die Gäste. „Das ist die zweite Teilzeitstelle, die wir uns leisten“, sagt Nägele. Ansonsten arbeiten alle ehrenamtlich.

Für den Verein ist das Blaue Haus ein Aushängeschild und ein bisschen auch ein endgültiger Neuanfang: Über den Spendenskandal von 2008, als bekannt wurde dass der damalige Vereinsvorsitzende Klaus-Peter Baatz 2,6 Millionen Euro an Spendengeldern veruntreut hatte, will Nägele am liebsten gar nicht mehr sprechen. „Damit haben wir abgeschlossen. Unser Vorstand ist komplett erneuert, alle Geldgeschäfte verlaufen transparent.“ Im Herdweg soll nichts an die Altlasten erinnern. Das Vertrauen der Spender ist inzwischen auch längst zurück und die Gelder fließen wieder.

Seinem Namen verdankt das Blaue Haus einer blauen Lichtskulptur des Künstlers Nikolaus Koliusis, die zu Beginn der Bauphase vor dem Haus stand und im Jahr 2010 gestohlen wurde. Ein halbes Jahr später tauchte sie wieder auf. Der blauen Kunst will der Verein nun treu bleiben: bei der Eröffnung waren gestern wieder blaue Kunstwerke am Herdweg aufgestellt.

Besichtigung Am Samstag, 24. März, findet am Herdweg 15 ein Tag der offenen Tür statt.