Leichte und ernste Komödien, Kabarett, Konzerte: In der Stadthalle und im Widdumhof ist in der neuen Saison viel geboten. Das hat seinen Preis.

Es ist bei weitem nicht so, dass sich die Kulturreferentin der Stadt, Melanie Thamm-Beck, langweilt, seitdem es in der Kultur keine Corona-Regeln mehr gibt, die Zeiten vorbei sind, in denen es bei Veranstaltungen deshalb noch mehr zu planen, organisieren und beachten galt. Schließlich sind die Kulturveranstaltungen in Korntal-Münchingen generell äußerst gefragt. Beim Publikum, das aus der gesamten Region kommt, bei Menschen aus der Unterhaltungsbranche, die gern die Stadthalle in Korntal und den Widdumhof in Münchingen nutzen. Außerdem will Melanie Thamm-Beck wieder mehr Kinder und Jugendliche fürs Theater begeistern, indem sie den Kontakt mit Kitas und Schulen verstärkt. Der sei wegen Corona eingeschlafen. Bastian Sicks kabarettistische Deutschstunde mit dem Titel „Wie gut ist Ihr Deutsch?“ etwa eigne sich perfekt für Schulklassen.

 

„Ich kann nicht jammern“, sagt Melanie Thamm-Beck. In den vergangenen drei Jahren seien die Leute treu geblieben, dankbar gewesen für das Programm, das denn auch gut besucht war. Bis Ende April durfte pandemiebedingt nur jeder zweite Stuhl belegt werden. Es sei von Vorteil, sagt Melanie Thamm-Beck, dass Korntal-Münchingen ein kontinuierliches Programm biete. „Wir sind verlässlich. Die Leute wissen, bei uns ist regelmäßig was los.“ So sei, entgegen dem allgemeinen Trend, der Publikumszuspruch im vergangenen Jahr sehr groß gewesen mit 5902 Besucherinnen und Besuchern.

Nichtsdestotrotz: „Die Abos haben uns gerettet“, sagt Melanie Thamm-Beck. Seit Frühling 2020 habe es nicht mehr Kündigungen als sonst gegeben. Mittlerweile sei die Zahl der Abonnenten „beachtlich“ gestiegen: Waren es im Jahr 2021 268 Abonnenten, sind für die laufende Saison 323 Abos verkauft. Den seit dem Beginn der Pandemie ersten Theater-Info-Abend im vorigen Sommer hätten 300 Menschen besucht. So viele wie noch nie.

Profitiert von der Bundesförderung

Auch von der Förderung des Bundes hat die Kultur in der Stadt profitiert. Insgesamt 86 000 Euro erhielt Melanie Thamm-Beck aus dem Programm „Neustart Kultur“, davon im Jahr 2022 rund 44 000 Euro. Andernfalls hätte sie sich aus finanziellen Gründen jenen Theater-Info-Abend gut überlegt, sich möglicherweise nicht getraut, die weltberühmte Klezmer Gruppe „Kolsimcha“ zu holen.

Das liebe Geld spielt beim Programm für die neue Saison von Oktober an mehr denn je eine Rolle. Die Honorarforderungen seien „enorm“ gestiegen, die Zahl der Anbieter von Theaterproduktionen sei gesunken. „Dennoch ist es gelungen, ein abwechslungsreiches und unterhaltsames Programm mit Anspruch zusammenzustellen“, sagt Melanie Thamm-Beck. Und auch, die Stadt Korntal-Münchingen sei für ihr niveauvolles Kulturprogramm überregional bekannt.

Kritik am Trend im Theaterbereich

Den hohen Ansprüchen Rechnung zu tragen, ist allerdings offenbar zunehmend eine Herausforderung. Melanie Thamm-Beck kritisiert den derzeitigen Trend im Theaterbereich: Einen guten Mix zu finden, sei immer schwieriger, weil das Angebot sehr comedylastig sei. „Es sind überwiegend Komödien unterwegs“, so Thamm-Beck, Stücke, bei denen es für das Publikum nichts nachzudenken gebe. Doch es müssten auch Stücke mit Substanz gezeigt werden. Sie ermutige die Wahl-Abonnenten stets, sich auch mal auf was Neues, tiefgründigere Stücke einzulassen. „Die öffentliche Förderung ist nicht gerechtfertigt, wenn nur Komödien und Comedy kommen“, findet Melanie Thamm-Beck angesichts des Zuschusses der Stadt von 33 000 Euro.

So sind in der neuen Saison unter den mindestens 15 Stücken zwar zahlreiche Komödien wie „Toc Toc“, „Drei Frauen im Schnee“ oder „Aufguss“, ebenso treten Dodokay und Dui do on de Sell auf – aber eben nicht nur. „Indien“ sei bloß vordergründig eine Komödie, „Der Vater“, auch aufgeführt von der Landesbühne Esslingen, ein Stück über Demenz aus der Perspektive des Erkrankten. „Ich habe keine Ahnung, wie dieses Schauspiel angenommen wird“, gibt Melanie Thamm-Beck unumwunden zu. Eine große Ehre sei es, dass „Hannes und der Bürgermeister“ ihre Bühnenkarriere in der Stadthalle Korntal beenden. Der Agent habe in Gesprächen immer wieder betont, wie wohl sich alle in Korntal-Münchingen fühlen würden, wie sehr den reibungslosen Ablauf schätzen. Beide Termine sind bereits ausverkauft.

Erhöhung um im Schnitt acht Prozent

Künftig muss das Publikum wegen der gestiegenen Kosten tiefer in die Tasche greifen, zuletzt war das im Jahr 2012 der Fall. Das Theaterabo und die Einzelkarten im Rahmen des Aboprogramms werden „moderat“ erhöht, um im Schnitt acht Prozent. Die Eintrittspreise für Veranstaltungen im freien Verkauf orientieren sich laut Thamm-Beck an den marktüblichen Preisen und vertraglichen Vereinbarungen mit den Agenturen.