Das Wagnis wurde zum Erfolgskonzept: Die Design-Messe Blickfang feiert ihr 25-jähriges Bestehen. 200 Aussteller zeigen in der Liederhalle vom 17. bis 19. März Originelles und Innovatives.

Lokales: Sybille Neth (sne)

Stuttgart - Nach der Messe ist vor der Messe. Dass seit Wochen überall in den Blickfangbüros am Marienplatz Kartons stehen, ist ein Zeichen dafür, dass es soweit ist: Messestart in der Liederhalle. „Ich bin nervös bis zum letzten Tag“, gesteht Dieter Hofmann. Wird alles klappen? „Einmal hatten wir das falsche Datum auf die Flyer gedruckt“, erinnert sich Jennifer Reaves. Ein anderes Mal saß ein Aussteller aus dem Ausland beim Zoll fest und einmal war Stromausfall in der Halle. Nichts ging mehr. In Wien kam die Feuerwehr und verlangte, dass aus Brandschutzgründen zehn Stände abgebaut werden mussten. Show must go on – und das tat sie noch jedes Mal.

 

Die Jubiläumstafel

Zur Feier des 25. Geburtstags entwarfen die Innenarchitekten Marcel Besau und Eva Marguerre, die unter anderem die Elbphilharmonie in Hamburg ausgestattet haben, eine Tischdecke. Sie vereint dank High Tech die Technik der Aquarellmalerei und die japanische Shibori-Technik zu einem zarten Textildruck. Zum Fest werden so alle aus der großen Blickfangfamilie symbolisch an einen Tisch gesetzt. Das geht auch im privaten Kreis zuhause, denn die Tischdecke gibt es zu kaufen.

Die Macher

Dieter Hofmann ist ein Messemensch seit seiner Kindheit. Da waren es noch Flohmärkte und der Verkauf von Waffeln. Dann kamen Comics, Feinkost sowie Sport und Adventure. Schließlich die Hochzeitsmesse Trau Dich. Die managt heute sein Bruder, mit dem er schon seit jeher seine Geschäftsideen entwickelt und umgesetzt hat. Vor 18 Jahren stieß an einem heißen Sommertag und beim Vorstellungsgespräch ein Eis schleckend die Abiturientin Jennifer Reaves als Bewerberin für ein Praktikum dazu. Sie blieb. Heute ist sie Geschäftsführerin.

Die Besucher

„Was auf der Blickfang gezeigt wird, gehört nicht zum Lebensnotwendigen“, charakterisiert Jennifer Reaves das Angebot des schönen Nützlichen und des schön Unnützen auf der Messe. Wer hier einkauft, gibt mehr aus. Die Besucher sind nicht unbedingt wohlhabend, sondern haben eine andere Wertschätzung für die Dinge, betont die Ausstellungsmacherin. Billiganbieter für Kleidung und Möbel sind deshalb keine Konkurrenz. „Man muss auch sehen: Wer Ramsch kauft, kauft zweimal“, gibt Hofmann zu bedenken. Zwei Jahre nach dem Startschuss kamen zu den Raum-Objekten Mode und Schmuck dazu, weil sich die Macher sagten: Wer schöne Möbel schätzt, schätzt auch ein individuelles Outfit.

Der Anfang

1992 war der Startschuß für „Raum Objekte“ in der Alten Reithalle. Es wurde ein Fehlstart. Die Halle wurde mitten in der Vorbereitung an das Hotel Maritim verkauft. Hofmann stand mit Ausstellern da, aber ohne Ausstellungsort. Ein Jahr später ging es dann los als „Raum Objekte Blickfang“. 42 Aussteller waren da und 7000 Besucher kamen. Heute sind es 200 Aussteller und 20 000 Besucher. Hinzu kam die kleine Schwester, die „schöne Bescherung“. Einige der Aussteller sind treu geblieben und jedes Mal dabei. „Ich weiß noch genau, wie ich vor 25 Jahren im Design Center Stuttgart war und mir der damalige Leiter sagte: Er habe jede Woche einen Menschen in seinem Büro, der irgendwelchen Schwachsinn erzählt, und heute wäre ich das gewesen.“

Trip nach Tokio

Eine Messe von Stuttgart nach Tokio zu exportieren – das war ein wirkliches Wagnis. Jennifer Reaves war vor Ort. Das erste Mal mit neugeborenem Baby im Tragetuch. „Ich war ein Vierteljahr da, um alles vorzubereiten“, erzählt sie und ist heute noch voller Bewunderung für die Hilfsbereitschaft, die sie als frisch gebackene Mutter von den Japanern erfuhr. Die Verständigung funktionierte mit Dolmetscher, auf Englisch oder mit Händen und Füßen. Die Aussteller aus Europa reisten mit Unterstützung der Industrie –und Handelskammer sowie der Botschaft und Sponsoren zum günstigen Preis nach Japan. Nach drei Jahren stand jedoch fest, dass der Aufwand zu groß ist. „Wir haben da den zehnten vor dem dritten Schritt gemacht“, lautet Dieter Hofmanns Resümee.

Zu Hause in Europa

Die Blickfang ist unter den Kreativen ein Selbstläufer. Die Kartei der Ausstelleradressen umfasst 22 000 Namen – weltweit. „Täglich werden es mehr“, sagt Jennifer Reaves. Sie fungiert als Design-Scout und reist zu den Fachmessen, immer auf der Suche nach interessanten Ausstellern. In Stuttgart gilt das Prinzip: ein Drittel kommen aus der Stadt, ein Drittel aus der Region, der Rest aus Deutschland sowie dem benachbarten Ausland. Messestandorte sind Zürich, Basel, Wien und Kopenhagen sowie Hamburg, München und Köln.

Das Team

„Uns gibt es 25 Jahre – und dabei sind einige im Team selbst noch nicht einmal so alt“, amüsiert sich Dieter Hofmann. 20 Mitarbeiter an verschiedenen Standorten sorgen hinter den Kulissen dafür, dass die Schau an allen Standorten gelingt. Und dann gibt es noch das jüngste Kind, den Onlineshop. Der wird vom Marienplatz aus betreut.

Jennifer Reaves, die von sich behauptet, dass das meiste in ihrem Kleiderschrank von den Streifzügen über die eigene Messe stammt, freut sich über ein unübersehbares Phänomen in den Büros: „Je länger man bei der Blickfang arbeitet, desto besser ist man angezogen und desto größer wird das Budget, das man für Kleidung und Einrichtung ausgibt.“

Die Messe kann man von 17. bis 19. März in der Liederhalle besuchen. Die Öffnungzeiten sind: Am 17. März von 12 bis 21Uhr, am 18. März von 11 bis 20 Uhr und am 19. März von 11 bis 18 Uhr.