Wird die Bottwartalbahn tatsächlich als lohnenswert eingestuft, braucht es als nächsten Schritt mehr Informationen für die Allgemeinheit, schreibt Andreas Hennings im Blickwinkel.

Ludwigsburg: Andreas Hennings (hen)

Bleibt die Planung im Zeitrahmen, rollen in fünf Jahren die ersten Stadtbahnen auf der wiederbelebten Strecke zwischen Ludwigsburg und Markgröningen. Die weiteren Äste nach Schwieberdingen, Remseck und innerhalb Ludwigsburgs gehen dann in ungefähr neun Jahren an den Start. Manche Details der Ludwigsburger Stadtbahn, Stichwort Anbindung von Wilhelmstraße und Schlößlesfeld, sind zwar noch zu klären. Das Projekt an sich aber wird immer greifbarer.

 

In einem ganz anderen Stadium befindet sich unterdessen ein ähnliches Vorhaben: die Bottwartalbahn zwischen Marbach und Heilbronn. Hier ist die Planung längst nicht so fortgeschritten wie in der Barockstadt. Immerhin liegt hier jetzt ganz frisch die erste Grundlage für eine Realisierung vor: Eine positiv bescheinigte Machbarkeitsstudie, die zumindest einen volkswirtschaftlichen Nutzen prognostiziert und damit eine Förderfähigkeit von Bund und Land in Aussicht stellt. Auch wenn das im nächsten Schritt bei der standardisierten Bewertung erst noch tatsächlich nachgewiesen werden muss. Denn ohne Förderung gibt es keine Reaktivierung.

Keine pfeifende Dampflok, sondern eine moderne Bahn

Die Bottwartalbahn. Bis heute tauchen bei diesem Begriff eher Bilder einer schnaufend-pfeifenden Dampflok in den Köpfen auf, die mit 30  Stundenkilometern auf Schmalspurgleisen durchs Täle tuckert. Und weniger das Bild einer deutlich schnelleren, modernen Niederflurbahn, wie sie im Bottwartal einmal fahren soll. Obwohl es um genau das eigentlich geht. Eine Bahn, wie sie dann auch in Ludwigsburg und schon längst im weitläufigen Verkehrsnetz von Karlsruhe eingesetzt wird. An dieses wäre die Bottwartalbahn via Heilbronn angeschlossen. Wie auch über Marbach ans S-Bahn-Netz.

Dass diese Bilder aus vergangener Zeit in den Kopf kommen, dürfte wohl auch damit zusammenhängen, dass es für die Reaktivierung der Bottwartalbahn bislang kein öffentliches Forum gibt. Die einzelnen Schritte gehen eher im Verborgenen vonstatten, gefühlt in Hinterzimmern. Die Streckenverläufe der vier Varianten sind ein gut gehütetes Geheimnis, Aussagen zum Thema allgemein fallen von den Behörden ebenso karg aus.

Zu Beginn ist Abwarten wohl sinnvoll – aber wie lange?

Klar ist es sinnvoll, die Bewertung abzuwarten, ob die Bahn überhaupt realistisch ist, bevor große Hoffnungen oder Befürchtungen geschürt werden und man in Diskussionen und Abwägungen einsteigt. Spätestens wenn Klarheit herrscht, dass die Bahn finanzierbar wäre, herrscht, wird das Thema aber eine breite Öffentlichkeit brauchen. Zu viele Menschen wären involviert: Anwohner, die bislang den Bus nutzenden Pendler, die auf der Strecke fahrenden Radfahrer oder auch die Kommunen selbst, die seither die Trasse möglichst freihalten und finanziell beteiligt sein dürften. Man darf gespannt sein, wann das Projekt in ein öffentliches Licht gerückt wird. Hoffentlich passiert das lange bevor die Stadtbahn in Ludwigsburg bereits ihren Betrieb aufgenommen hat.