Telemedizin mutet auch noch Jahre nach dem Start wie vom anderen Stern an. Doch die Liste an Vorteilen ist lang.

Ludwigsburg: Andreas Hennings (hen)

Der 11. März weckt leider keine guten Erinnerungen. Vor 14 Jahren geschah der Amoklauf in Winnenden. Der Tsunami in Japan mit der daraus folgenden Fukushima-Katastrophe jährt sich zum zwölften Mal. Und vor drei Jahren wurde Corona offiziell zur Pandemie erklärt. Ereignisse, an die sich jeder erinnern kann und zu denen sich traurige Bilder eingebrannt haben. Ereignisse, die lange nachhallten oder noch immer nachhallen.

 

Auch bei Corona ist das so, obwohl die Pandemie endlich überstanden zu sein scheint. Doch für viele Menschen, egal in welchem Alter, ist sie das nicht. Sie spüren Spätfolgen. Als Erschöpfung, Kopfschmerzen, Depression, Gedächtnisschwäche, einen gestörten Geschmacks- oder Geruchssinn, Muskelbeschwerden oder Angstzustände. Stichwort: Post- und Long-Covid. Studien besagen, dass jeder zehnte Infizierte – egal ob mit leichtem oder schwerem Verlauf – betroffen ist. Eine immense Zahl.

Umstände machen Telemedizin sowieso unausweichlich

In dieser Woche war das ein Thema, als Bundestags-Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt und Landes-Gesundheitsminister Manne Luche bei ihrer so genannten Post-Covid-Tour Halt am Klinikum Ludwigsburg machten. Was sie von Klinikchef Jörg Martin hörten, stimmt wenig hoffnungsvoll. Wer die Intensivstation überlebte, habe physische, kognitive oder mentale Probleme. Zwei Drittel von ihnen seien noch nicht zu ihrem vorherigen Gesundheitszustand zurückgekehrt. Erschütternd. Belastend ist all das nicht nur für die Patienten, sondern auch für ihre Angehörigen. Mit rein mischt sich die große Ungewissheit: Wie lange wird das anhalten, wann tritt Besserung ein?

Immerhin: Angesprochen wurde auch die Vision, dass die ärztliche Hilfe in Zukunft einfacher und schneller greifen könnte. Sobald die Politik grünes Licht gibt und das sensible Thema Datenschutz es erlaubt, dass landesweit per Video zusammengearbeitet werden darf. Sprich: Der Hausarzt bei der Behandlung das Klinikum zuschalten oder das Klinikum den Experten vom Rehazentrum hinzuziehen kann. Dass Patienten von Experten begutachtet werden, wo auch immer sie gerade liegen. Das spart belastende Transporte und erhöht die Geschwindigkeit, denn manch längere Wartezeiten entfielen. Selbst Patienten zuhause wären durch bestimmte Parameter und dank künstlicher Intelligenz überwachbar. Zeilen, die auch Jahre nach dem Start der Telemedizin wie vom anderen Stern klingen. Doch die Technik gibt es her. Und vor allem nahm die Liste an Vorteilen, auch über die Nutzung bei Long-Covid hinaus, beim Gespräch im Ludwigsburger Klinikum quasi kein Ende mehr.

In Zeiten, in denen allein in den RKH-Kliniken wegen Personalmangels 15 Prozent weniger Intensivbetten parat stehen, als vor Corona, ist dieser Weg sowieso unausweichlich. Telemedizin scheint aber tatsächlich sowohl Ärzten als auch Patienten zu helfen. Die ersten Erfahrungen sind gut. Und das ist – verbunden mit der Hoffnung, dass sie auch verstärkt genutzt werden kann – an diesem 11. März zumindest eine gute Nachricht.