An der Bundesstraße 27 bei Zuffenhausen steht eine neue Laserblitzsäule. Sie ersetzt einen alten Starenkasten. Das Wissen, wo die Anlagen stehen, hält viele nicht vom Rasen ab.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Stuttgart - Ein neuer Blitzer ist nicht einfach nur ein neuer Blitzer. Immer ist ein neuer Blitzer auch ein neuer Aufreger. So nun wieder geschehen am nördlichen Stadtrand: Auf dem Mittelstreifen der Bundesstraße 27 steht seit ein paar Tagen eine schwarze Säule, die noch nicht „scharf“, aber den Autofahrern schon aufgefallen ist. Im Internet wird vor der neuen „Abzockstation“ in den einschlägigen Gruppen schon gewarnt, etwa in der Facebookgruppe namens „Blitzerkontrolle Stuttgart“ war das zu lesen.

 

Auswärtige haben bei den Spitzenwerten die Nase vorn

Wenn ein neuer Blitzer an einer Ein- und Ausfallstraße aufgestellt wird, dann gehe erfahrungsgemäß immer die Diskussion los, ob die Stadt nun Besucher von außerhalb abschrecken oder vergraulen wolle. Das kann Joachim Elser, der Chef der Verkehrsüberwachung, entkräften. Zum einen sei der Blitzer an dieser Stelle nicht neu, und zum anderen seien es überwiegend die ortskundigen Fahrer, die in die Falle tappen oder vielmehr rasen. „Weil der Vorwurf immer wieder kommt, machen wir uns manchmal die Mühe und zählen das von Hand aus.“ Bei der Geschwindigkeitsüberwachung an der Bundesstraße 10 bei Wangen habe man so eine Quote von weit über 60 Prozent Autofahrer aus Stuttgart und der Region ermittelt, die zu schnell fuhren. „Wir nehmen da auch Pendler aus den umliegenden Landkreisen mit rein, weil man davon auskennen kann, dass die häufig hier fahren“, erläutert Elser. Den exakten Datensatz hat er noch von der letzten Zählung an einem Ampelblitzer vorliegen, und zwar an der Ecke Neckar-/Werderstraße im Stuttgarter Osten. „80 Prozent der Verstöße haben damals Autofahrer aus Stuttgart und der Region begangen“, der Anteil der Stuttgarter sei an einer solchen Stelle natürlich auch höher als jener der Fahrer aus der Region. Die Anlage stehe dort, weil immer wieder beim Linksabbiegen Autofahrer mit geradeaus fahrenden Stadtbahnen zusammengestoßen waren.

In einem Punkt hätten jedoch die Auswärtigen die Nase vorn: „Die Spitzenwerte von 140 oder 150 Stundenkilometern an einer Stelle, wo nur 80 erlaubt ist – etwa auf der Bundesstraße 27 bei Zuffenhausen – gehen überwiegend auf die Konten Auswärtiger“, sagt der Leiter der Verkehrsüberwachung.

Lasersäulen ersetzen nur defekte Starenkästen

Dort stehen bisher bereits sogenannte „Starenkästen“, sprich die klassischen Anlagen auf Pfählen mit viereckigem Kasten am Ausleger auf die Fahrbahn gerichtet. Doch da einer der alten Kästen nun defekt war, sollte er ersetzt werden. Die neue Anlage aufzustellen sei günstiger gewesen, als die alte ersetzten zu lassen, sagt Johannes Elser. Ausgetauscht wurde einer der „Starenkästen“ auf dem Grünstreifen zwischen den Fahrbahnen. Die neuen Säulen sind unter anderem deswegen günstiger, weil sie auf lange Sicht wartungsärmer sind. Die Säulen überwachen die Geschwindigkeit mit Laserstrahlen. „Das ist wie ein Scanner, der dauernd die Autos auf den drei Fahrstreifen abtastet“, erläutert Elser. Im Gegensatz dazu müsse man für die ältere Blitzergeneration eine Kontaktschleife im Asphalt einlassen. Das sei aufwendig zu warten und teuer. Aus dem selben Grund wurde vor kurzem an der Neuen Weinsteige ein Kasten durch eine Säule ersetzt. Ein flächendeckender Austausch sei das aber nicht, man reagiere, wenn Geräte zu erneuern seien, so Elser.

Der Blitzer an der B 27 ist kein Star unter den Anlagen der Stadt. Mit rund 6500 registrierten Tempoverstößen rangiert er im eher niedrigen Bereich. Hinzu kommt, dass die meisten dort geblitzten Autofahrer lediglich im Verwarnungsgeldbereich unterwegs waren, also höchstens 20 Stundenkilometer zu schnell fuhren. Mit 5713 Fahrern waren das etwa 87,5 Prozent der Geblitzten. Nur gut zwölf Prozent waren so schnell unterwegs, dass sie ein Bußgeld bezahlen mussten.

Bei Rasern auf der der Autobahn unterscheidet die zuständige Behörde, das Regierungspräsidium Karlsruhe, übrigens nicht nach regionaler Herkunft. Lediglich in Deutschland zugelassene und im Ausland registrierte Autos werden dort unterschieden. Etwa 120 000 der im vergangenen Jahr geblitzten 950 000 bekamen ihren Strafzettel ins Ausland hinterhergeschickt.