Blitzermarathon in Stuttgart Auf der B 27 im Visier von Laserpistole und Video-Fahrzeug

, aktualisiert am 08.08.2024 - 09:29 Uhr
Wer am Mittwoch auf der B27 zu schnell war, wurde rausgewunken. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Bei der Aktionswoche „Operation Speed“ ist die Verkehrspolizei verstärkt unterwegs. Im Fokus waren zunächst die B 27 und Landhauskreuzung. Jetzt gibt es Hinweise zu weiteren Kontrollen in Stuttgart.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Hoffentlich ziehen Lio und Chris nicht die falschen Schlüsse aus diesem Zwischenfall am Mittwochmorgen: Ihre Mutter Christel Brockstedt ist kurz nach 9.30 Uhr zu schnell gefahren. Die Polizei hat sie mit der Laserpistole dabei erwischt, auf der Bundesstraße 27 bei Möhringen. Sie wird von einem Polizeimotorrad abgefangen und runter von der Bundesstraße begleitet. Auf einer abgesperrten Abbiegespur bei der Landhauskreuzung wickelt die Verkehrspolizei die Formalien für den Bußgeldbescheid ab. Die Buben wittern ihre Chance: Ob sie sich in der Zeit wohl mal auf das Polizeimotorrad setzen dürfen? „Klar, das geht“, sagen Ines Gairing und ihr Kollege Benjamin Hoffmann. Und die Mutter ist glücklich: Ihre Jungs sehen die Polizei „als absolute Helden“. Sie würden keinesfalls auf die Idee kommen, sie zum Regelverstoß zu bewegen, um wieder so etwas zu erleben.

 

Täglich zwei Radarkontrollen in Stuttgart

Eingesehen hat die junge Mutter ihren Fehler ohnehin. „Ich habe einfach nicht drauf geachtet und dachte, ich überhole das Auto jetzt mal.“ Dieser Moment der Gedankenlosigkeit kostet sie nun 115 Euro plus Gebühren. Denn sie war 21 Stundenkilometer zu schnell. „Das ist so ärgerlich, denn ich habe es nicht mal eilig. Ich will nur einen Ausflug mit den Jungs nach Stuttgart machen“, sagt die Frau aus Leinfelden-Echterdingen.

Weil ihre Mutter Christel Brockstedt beim zu schnellen Fahren erwischt wurde, bekommen Lio und Benjamin die Chance, auf dem Polizeimotorrad Probe zu sitzen. Foto: Lichtgut//Max Kovalenko

Die Polizei zieht ein Auto nach dem anderen raus. Wie Christel Brockstedt bekommen alle auch – freundlich, aber deutlich – den Hinweis, sich doch mehr zu konzentrieren auf die Geschwindigkeitsgebote. Denn die Sensibilisierung für eine der häufigsten Unfallursachen ist das Hauptanliegen bei der Schwerpunktaktion in dieser Woche. „Operation Speed“ heißt die Aktionswoche. Jeden Tag steht die Verkehrspolizei an zwei Stellen in der Stadt und lasert die Fahrzeuge an, die ihr zu schnell vorkommen. Am Mittwochmorgen von 9 bis 11 stehen sie mit den Lasergeräten auf der Brücke über der Bundesstraße 27 beim Fasanenhof. Wird ein zu schnelles Auto entdeckt, messen die Beamten auf der Brücke. Einsatzkräfte auf Motorrädern bringen die Fahrerinnen und Fahrer dann zur Station kurz vor der Landhauskreuzung, wo sie mit dem Vorwurf konfrontiert werden.


Einsichtig sind alle. „Oh, das ist so unnötig wie ein Kropf!“, regt sich eine Autofahrerin auf. Nicht über das Stoppen durch die Polizei, sondern über ihre Unachtsamkeit. „Ich bin so im Stress, und jetzt steh ich hier“, macht sie sich selbst den Vorwurf. Ein Mann aus Wels in Oberösterreich kriegt doppelt Ärger. „Entschuldigung, ich war zu schnell“, sagt er sofort, als er das Fenster an der Kontrollstelle runterlässt. Jetzt muss er nicht nur mehr als 200 Euro Sicherheitsleistung bezahlen – 39 Kilometer pro Stunde war er zu schnell. Sondern auch noch das Schimpfen seiner Frau aushalten. Nach Straßburg soll die Fahrt noch gehen am Mittwoch, aber er habe sich so sehr einen Besuch im Mercedes-Museum gewünscht, bevor das Paar durch Frankreich eine lange Tour bis Spanien macht. „Da war sie eh schon sauer“, sagt er zerknirscht – und zückt die Kreditkarte, um seine Sicherheitsleistung direkt an Ort und Stelle zu hinterlegen. „Deutschland ist deutlich strenger“, meint der ertappte Schnellfahrer. In Österreich gebe es zum Beispiel kein Punktesystem.

Nicht nur mit der Laserpistole von der Brücke ist die Verkehrspolizei im Einsatz. Marc-Daniel Frey und sein Kollege sind mit einem Zivilfahrzeug mit eingebauten Videokameras unterwegs. Auch er hat an diesem Vormittag nur einsichtige Fahrerinnen und Fahrer erwischt: „Wenn sie hören, dass wir ein Video haben, wissen sie ja, dass das Diskutieren nichts bringt.“ Insgesamt ziehen die die Beamtinnen und Beamten am Mittwochvormittag 23 Autos raus, die zu schnell sind. Bei einem Fahrer wird wohl ein einmonatiges Fahrverbot verhängt werden.

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