Blitzer-Strategie Kreis Ludwigsburg 770 Stellen für mobile Blitzer

, aktualisiert am 07.04.2025 - 15:35 Uhr
Wer zu schnell fährt, muss vielerorts im Kreis Ludwigsburg damit rechnen, geblitzt zu werden. Foto: Jürgen Bach

Ein bisschen zu schnell unterwegs – ein rotes Licht blitzt auf und mit Blick auf den Tacho wird klar: das wird teuer. An vielen Orten in der Region wird geblitzt. Doch welche Strategie verfolgt der Kreis konkret?

Baden-Württemberg: Lea Krug (lkr)

Wer mit dem Auto im Kreis Ludwigsburg unterwegs ist, kommt an zahlreichen Blitzern vorbei. Egal, ob auf der B 27 oder auf der Straße Richtung Marbach oder Kornwestheim. An vielen Ecken droht das rote kurze Licht und eine saftige Strafe – zumindest für all jene, die sich nicht an die Geschwindigkeitsvorgaben halten. Wer viel und schnell fährt, für den kann es teuer werden, und manch einer fragt sich: Wird das immer mehr? Unsere Redaktion hat sich im Kreis Ludwigsburg umgehört.

 

Wer schon lange über einen Führerschein verfügt, weiß: Anfang der 1980er Jahre sah die Lage noch anders aus. Erst im Jahr 1988 beschloss der Kreistag Ludwigsburg den Einstieg in die sogenannte Geschwindigkeitsüberwachung. In den folgenden beiden Jahren wurde von Seiten des Landratsamtes dann in 29 Kreisgemeinden insgesamt 40 stationäre Blitzer aufgestellt. Aber hat sich die Zahl nun verändert? „Das Landratsamt bewegt sich mit der Anzahl seiner stationären Blitzer nach wie vor innerhalb dieser Obergrenze“, teilt die Pressestelle mit. Zwar hätten sich die Standorte immer wieder aufgrund neuer Verkehrssituationen geändert, doch die Zahl sei geblieben.


770 Stellen für mobile Blitzer

Eine echte Obergrenze für Blitzer gibt es dabei nicht. Das sei die Sache des Kreises, betont das Amt in Ludwigsburg. Doch die typischen großen Säulen, die dauerhaft die Geschwindigkeit überwachen, sind nicht die einzigen Blitzer, mit denen gearbeitet wird. Auch mehrere mobile Blitzer kommen zum Einsatz. Ihre Orte sind nicht einfach zufällig, meist etwas unauffällig gewählt. Im Kreis Ludwigsburg gibt es 770 Stellen, an denen mit diesen Geräten in Abständen kontrolliert wird. Wann genau, erfahren Autofahrerinnen und Autofahrer im Zweifel aber erst, wenn es zu spät ist.

Auch mobile Blitzer kommen zum Einsatz. Foto: 7aktuell.de/Fabian Geier/www.7aktuell.de/Fabian Geier

Doch nicht nur das Landratsamt stellt Blitzer auf. Die Städte können auch selbst Anlagen aufstellen. Eine Nachfrage unserer Redaktion in Ludwigsburg ergibt etwa, dass auch die Stadt selbst seit 2020 keine neuen Anlagen angeschafft hat. Letztlich ist die Zahl zumindest in der Barockstadt also nicht gestiegen. Trotzdem trügt der Eindruck nicht, dass immer mehr Geld fürs zu schnelle Fahren fällig wird. Denn im Jahr 2021 erfolgte eine massive Erhöhung der Bußgelder. Je nach Vergehen zahlen Raserinnen und Raser seither die doppelten Beträge. Schnell werden 30 Euro oder 70 Euro fällig. Landratsamt-Pressesprecherin Franziska Schuster betont, es geht nicht darum, die Bürgerinnen und Bürger mit den Blitzern zu drangsalieren. „Das dient der Verkehrssicherheit, es geht nicht darum, Kassen zu füllen“, sagt sie. Die Blitzer würden dort aufgestellt, wo ein hohes Gefahrenpotenzial bestehe.


Wohin fließt das Geld?

Aber wo landen eigentlich die Einnahmen aus dem roten Blitzlicht? Es gelte das Gesamtdeckungsprinzip, erklärt Schuster. Alle Erträge dienen zur Deckung aller Aufwendungen, die Einnahmen werden also nicht ausschließlich für Investitionen in die Straße genutzt. Sie fließen in den Gesamthaushalt – über diesen Topf fließen sie dann aber entsprechend auch wieder in die Straßen und die Infrastruktur. Und selbst der ADAC, Deutschlands Auto-Vertretung Nummer 1, zeigt sich verständnisvoll für die Blitzer-Politik der Kreise und Städte. „Das große Ziel ist, die Verkehrssicherheit zu erhöhen und möglichst viele Unfälle zu vermeiden. Das heißt, Schäden zu begrenzen und vor allem die Menschen zu schützen“, sagt Julian Häußler, Pressesprecher des ADAC Württemberg. Eine regelmäßige Kontrolle gehöre dazu. Um die Akzeptanz in der Bevölkerung zu gewährleisten, sollten Blitzer jedoch aus Sicht des ADAC nur an Unfallschwerpunkten oder an „besonders schützenswerten Orten wie Schulen oder Kindergärten aufgestellt werden“.

Technisch haben sich die Geräte massiv weiterentwickelt. Scheinbar unsichtbar blitzen seit wenigen Jahren neuartige Schwarzlicht- oder Infrarot-Blitzer. Sie sollen verhindern, dass Fahrer durch das rote grelle Licht geblendet werden. Umso überraschender kommt im Zweifel dann aber der Strafzettel. Bislang werden solche Geräte laut Kreis und Stadt Ludwigsburg aber nicht eingesetzt, heißt es auf Nachfrage.

Bußgeldkatalog - Was kostet wieviel?

Geschwindigkeitsüberschreitung innerorts:

  • bis 10 km/h - 30 Euro
  • 11 bis 15 km/h - 50 Euro
  • 16 bis 20 km/h - 70 Euro
  • 21 bis 25 km/h - 115 Euro und ein Punkt
  • 26 bis 30 km/h - 180 Euro, ein Punkt und ein Monat Fahrverbot*
  • 31 bis 40 km/h - 260 Euro, 2 Punkte und ein Monat Fahrverbot
  • 41 bis 50 km/h - 400 Euro, 2 Punkte und ein Monat Fahrverbot
  • 51 bis 60 km/h - 560 Euro, 2 Punkte und 2 Monate Fahrverbot
  • 61 bis 70 km/h - 700 Euro, 2 Punkte und 3 Monate Fahrverbot
  • über 70 km/h - 800 Euro, 2 Punkte und 3 Monate Fahrverbot

Geschwindigkeitsüberschreitung außerorts:

  • bis 10 km/h - 20 Euro
  • 11 bis 15 km/h - 40 Euro
  • 16 bis 20 km/h - 60 Euro
  • 21 bis 25 km/h - 100 Euro und ein Punkt
  • 26 bis 30 km/h - 150 Euro, ein Punkt und ein Monat Fahrverbot*
  • 31bis 40 km/h - 200 Euro, ein Punkt und ein Monat Fahrverbot*
  • 41 bis 50 km/h - 320 Euro, 2 Punkte und ein Monat Fahrverbot
  • 51 bis 60 km/h - 480 Euro, 2 Punkte und 2 Monate Fahrverbot
  • 61 bis 70 km/h - 600 Euro, 2 Punkte und 3 Monate Fahrverbot
  • über 70 km/h - 700 Euro, 2 Punkte und 3 Monate Fahrverbot

* Fahrverbot erst, wenn es innerhalb eines Jahres zu einem zweiten Verstoß mit mehr als 25 km/h Überschreitung gibt.

Viele fahren zu schnell

Umfrage im Auftrag des ADAC
Autofahrer in Deutschland sind laut einer aktuellen Umfrage überzeugt von ihren eigenen Fähigkeiten. 82 Prozent gaben bei der Online-Befragung des Meinungsforschungsinstituts Bilendi im Auftrag des ADAC an, sich für gute oder sehr gute Autofahrer zu halten. Lediglich rund ein Prozent schätzte die eigenen Fähigkeiten am Steuer als schlecht ein, 17 Prozent als durchschnittlich.

Flensburg
Rund 2,8 Millionen Autofahrer bekommen jährlich Punkte in Flensburg, weil sie mindestens 21 km/h zu schnell waren.

Dieser Artikel ist im Juli 2024 erschienen und wurde im April 2025 aktualisiert.

Weitere Themen