Waren es im vergangenen Spätsommer noch 470 Blitz-Stellen, die Bürger bei der Polizei meldeten, so kommt dieses Jahr nur noch etwas mehr als ein Fünftel der sogenannten Aufregerstellen zusammen.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Stuttgart - Der Blitzmarathon ist der dritte seiner Art, und offenbar hat sich das System schon ein bisschen totgelaufen: Waren es im vergangenen Spätsommer noch 470 Stellen, die Bürger bei der Polizei meldeten, so kommt dieses Jahr nur noch etwas mehr als ein Fünftel der sogenannten Aufregerstellen zusammen. 100 Stuttgarter haben die Gelegenheit genutzt und bei der Polizei Punkte gemeldet, an denen ihrer Meinung nach so sehr gerast wird, dass eine Überwachung nottut.

 

Das Prinzip hat sich leicht geändert. In den vergangenen Jahren wurde beim bundesweiten Blitzmarathon 24 Stunden lang nach Rasern Ausschau gehalten. In diesem Jahr ist die Zeit auf 18 Stunden verkürzt worden – aus Respekt vor den Opfern des Flugzeugabsturzes in Frankreich, derer am Freitag in einer zentralen Trauerfeier gedacht wird. Der erstmals europaweite Marathon beginnt am Donnerstag um 6 Uhr und endet um 24 Uhr.

Die Liste der überwachten Stellen steht im Internet

Bereits seit Tagen steht eine Liste der Straßen im Internet, wo die Polizei mit Messgeräten stehen oder mit Messfahrzeugen fahren wird. Die genaue Position wird jedoch nicht verraten. „Ziel der Aktion ist es ja nicht, so viele wie möglich zu erwischen, sondern für das Thema zu sensibilisieren“, begründet das ein Polizeisprecher.

In Stuttgart sind es vor allem große Ein- und Ausfallstraßen, an denen nach Ansicht der Bürger zu schnell gefahren wird. Im Internet sind die ersten frustrierten Kommentare dazu zu lesen: Manche Stuttgarter meinen, dass ihre Aufregerstelle zu Unrecht weggelassen wurde. So diese in einem Wohngebiet ist, liegt es in der Natur der Sache, dass diese Stellen wegfallen: In Stuttgart beteiligt sich nur die Polizei an dem europaweiten Blitzmarathon. „Die Verkehrspolizei ist für die sogenannten übergeordneten Straßen zuständig“, sagt Joachim Elser, der Chef der Verkehrsüberwachung bei der Stadt Stuttgart. „Unser primärer Gedanke ist der Schutz der Wohnbevölkerung, und die ist tagsüber unterwegs. Bis 24 Uhr zu blitzen hat aus unserer Sicht keinen Sinn, die Leute sind von 6 Uhr bis 20 Uhr in ihrem Wohn- und Arbeitsumfeld unterwegs. Das sind unsere Arbeitszeiten“, erläutert Joachim Elser. Die städtische Verkehrsüberwachung müsse mit sechs Fahrzeugen, die mit Messgeräten ausgestattet sind, bei 1500 Straßen in der Stadt Schwerpunkte setzen: „Wir gehen dahin, wo wirklich etwas los ist“, sagt Elser. Das könne natürlich von der Meinung des Bürgers abweichen, räumt der Leiter der Verkehrsüberwachung ein. „Wir haben da Verständnis – was man vor der eigenen Haustür erlebt, empfindet man zu Recht als Gefährdung“, fügt er hinzu. Aber man müsse auch bedenken, dass die mobile Verkehrsüberwachung immer nur eine Momentaufnahme sei und nie das komplette Verkehrsgeschehen erfassen könne.

Polizei gibt Infos an Verkehrsüberwachung der Stadt weiter

Die Polizei lasse die gemeldeten Stellen, die für ihre Kontrollen nicht in Frage kommen, jedoch nicht in der Schublade verschwinden, sagt der Pressesprecher Jens Lauer. Die Verkehrspolizei werte alle Vorschläge aus. Die Stellen, die zum Beispiel in Tempo-30-Zonen liegen und deswegen nicht berücksichtigt werden, würden an die Stadt weitergegeben.

Die Polizei ist an den angekündigten Stellen (siehe Grafik) mit insgesamt 40 Beamten im Einsatz. Die Verkehrspolizei und die Einsatzhundertschaft haben Laserpistolen, Blitzfahrzeuge, Videomessfahrzeuge und Lichtschranken-Messanlagen, mit denen sie die Geschwindigkeit messen. Das Polizeipräsidium Ludwigsburg ist für die Autobahnstrecken rund um Stuttgart zuständig. Es finden Kontrollen beim Leonberger Dreieck, am Kreuz Vaihingen und am Engelbergtunnel statt. Alle Stellen sind auf der Seite https://blitzmarathon.polizei-bw.de zu finden.