Als Knolle kam die Titanwurz 2019 von Frankfurt nach Stuttgart-Hohenheim. Jetzt hat sie eine Knospe entwickelt und die Universität hofft darauf, das Surprise, wie sie getauft wurde, am Wochenende blüht. Doch zu welchem Zeitpunkt? Das bleibt eine Überraschung.

Stuttgart - Sie ist riesig und stinkt zum Himmel: Die Titanwurz, die größte Blume der Welt. In Kürze, vermutlich noch an diesem Wochenende, wird sie in den Hohenheimer Gärten erstmals blühen. „Einiges spricht dafür, dass wir sie am Wochenende unseren Besuchern zeigen können“, sagt eine Sprecherin der Universität Hohenheim.

 

Die Blume lässt die Hüllen fallen

Die Titanwurz ist eine Knollenpflanze und gehört zu den Aronstabgewächsen, die aus den Regenwäldern Sumatras in Indonesien stammen. Hat sie sich erst einmal zum Blühen entschlossen – was nicht jedes Jahr geschieht –, strebt sie unaufhaltsam in die Höhe. „Surprise“, so haben die Hohenheimer ihre Titanwurz genannt, „wächst aktuell sechs Zentimeter täglich“, sagt der Botaniker Robert Gliniars. „In etwa zwei Tagen wird sie damit aufhören und in die Breite gehen.“ Der Botaniker kann den Blühzeitpunkt übrigens ganz genau bestimmen: „Sobald die Titanwurz die Hüllblätter fallen lässt und Feuchtigkeit austritt, blüht sie am nächsten Tag.“

Ihr Geruch ist eher abschreckend

Man kann „Surprise“ beim Wachsen zusehen. Das hat Vorteile, denn die Titanwurz verbreitet einen bestialischen Gestank nach Verwesung und Kot. Dafür ist sie ebenso berühmt wie für ihre Größe. „Sie täuscht damit vor, ein verwesender Kadaver zu sein, und heizt sich sogar auf rund 38 Grad auf, um den Geruch weit zu verbreiten“, erläutert der Hohenheimer Wissenschaftler. So locke sie Insekten an, die ihre Eier an der Pflanze ablegen und sie bestäuben.

Schwere Knolle

Das Schauspiel dauert in der Regel nur 24 Stunden lang. Dann fällt die Pflanze wieder in den Ruhezustand und ist nur noch Knolle unter der Erde, allerdings auch dabei ein Superlativ: „Unsere wiegt 40 Kilogramm“, sagt Robert Gliniars. 2019 habe man sie aus dem Frankfurter Palmengarten erhalten. „Man muss intensive Knollenpflege betreiben, um sie vor Nematoden und Fäulnis zu schützen“, sagt er. Das heißt umtopfen, faule Stellen abschneiden, nicht zu feucht, aber auch nicht zu trocken halten.

Ein riesiges Blatt reicht zur Fotosynthese

Dann, eines Tages, bilde sie ein Blatt aus. „Das war riesig, hat fünf Meter weit hoch gereicht und der Stiel war fünf Zentimeter im Durchmesser“, sagt der Botaniker. Sechs bis acht Monate lang betreibe die Pflanze Fotosynthese und stärke damit die Knolle. Dann welke das Blatt wieder und die Titanwurz tauche erneut ab.

Im Mai schließlich habe „Surprise“ eine Knospe gebildet, die Blüte sei aber erst vergangene Woche mit Sicherheit zu erkennen gewesen. „Und nun ist sie innerhalb einer Woche einen Meter hoch gewachsen“, so Robert Gliniars. Nun dürfen Wetten abgeschlossen werden, ob sie den Höhenrekord von 3,25 Meter im Jahr 2013 in den Botanischen Gärten Bonn übertreffen wird. Für Stuttgart ist die Titanwurzblüte keine Premiere: Die Amorphophallus titanum ist auch im botanischen Garten der Wilhelma heimisch, dort kamen bereits mehrere Pflanzen zur Blüte.

Nachtöffnung in der Wilhelma

Den Rekord setzte die legendäre „Diva“ mit 2,94 Meter im Jahr 2005. Im Jahr 2018 trieben sogar zwei Exemplare ihren Phallus aus: „Alberich“, der lediglich eine Höhe von 1,25 Meter erreichte, und „Brunhilde“, die 1,62 Meter hochragte. Im jüngsten Fall öffnete sich die Blüte nachts, weshalb der zoologisch-botanische Garten mehrere hundert Besucher zum Abendtarif ins Schmetterlingshaus einließ.

Einblicke ins Glashaus

Die Titanenwurz in Hohenheim kann man selbstverständlich auch besuchen. Die Tür des Gewächshauses wird während der Blüte geöffnet. So kommt man der größten Blume der Welt immerhin bis auf einen Meter nah – wenn man das bei dem Geruch überhaupt will.

Neugierige können der Gigantin beim Wachsen zusehen: die Universität Hohenheim hat eine Webcam angebracht, Zugang unter https://www.youtube.com/watch?v=RdZ2pxI35zY

Sobald feststeht, wann sich die Blüte voll entwickelt hat, stellt die Universität Hohenheim den Termin auf ihre Homepage unter https://gaerten.uni-hohenheim.de