Die Emichsburg im Blühenden Barock in Ludwigsburg ist marode: Ein Gerüst schützt Besucher vor herabfallenden Steinen. Was bedeutet das für die Märchenfigur und das alte Gemäuer?
Rapunzel hat ein Problem. Ihr Turm, die Emichsburg im Blühenden Barock, bröckelt. Deshalb wurde ein Gerüst – eine Art Fußgängertunnel – aufgestellt, um die Besucher vor herabfallenden Steinstücken zu schützen.
Der Schaden am Zuhause der schönen Königstochter kam im Rahmen einer so genannten Bauschau ans Licht. „Dabei haben wir lose Schollen am Turm der Emichsburg festgestellt“, informiert Corinna Bosch von Vermögen und Bau Baden-Württemberg. Das Amt ist der Verpächter der Emichsburg.
Auch die Standsicherheit der Burg wird geprüft
„Ein Abschlagen der losen Teile oder Abnehmen der gesamten Schale wurde vom Landesamt für Denkmalpflege nicht befürwortet“, erklärt Corinna Bosch weiter. „Stattdessen soll das Mauerwerk tiefergehend untersucht werden, um gegebenenfalls nicht sichtbare weitere Hohlstellen auszuschließen und die Standsicherheit zu prüfen.“
Sobald die Ergebnisse der Prüfung vorliegen, soll über das weitere Vorgehen gesprochen werden. Das wird wohl etwas Zeit in Anspruch nehmen. Beim Amt für Vermögen und Bau rechnet man derzeit mit einer längeren Standzeit des aktuellen Fußgängertunnels und auch mit einer Volleinrüstung des Bauwerks.
Es steht offenbar nicht gut um die Emichsburg im Blühenden Barock, denn „die Aufstellung des Gerüsts war die einzige Möglichkeit, den Turm weiterhin für den Publikumsverkehr zugänglich zu halten“, sagt Lea Gruber, die Leiterin der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit im Blühenden Barock. Die Terrasse der Emichsburg mit ihrer schönen Aussicht über den unteren Ostgarten erreicht man wie gewohnt über beide Seiten des Turms – nur eben jetzt geschützt durch den Gerüst-Durchgang. Auch die Treppe, die an dieser Stelle hinunter zum Märchengarten führt, ist gefahrlos begehbar.
Rapunzel selbst ist ebenfalls außer Gefahr und wohlauf. Die schöne Königstochter mit dem langen blonden Zopf „bleibt von den Arbeiten unberührt“, sagt Lea Gruber. „Ihr Turmzimmer ist sicher, und ihr Alltag geht märchenhaft weiter.“
Heißt also auch, dass Rapunzel weiterhin ihr Haar herunterlässt, wenn man sie nur laut genug darum bittet. Ohnehin dürfte die Märchenfigur nichts so schnell aus der Ruhe bringen. In all den Jahren, die sie schon im Turm der Emichsburg wohnt, hat sie einiges erlebt. Sogar ihren Zopf musste sie vor vielen, vielen Jahren abschneiden. Früher reichte er bis zum Boden. Weil Kinder daran geschaukelt hatten, mussten einige Meter Haar ab. So erzählt man es sich zumindest.
Die Emichsburg ist mehr als 200 Jahre alt
Dass die Emichsburg mittlerweile Schäden aufweist, überrascht zumindest angesichts ihres Alters nicht. Herzog Friedrich II. ließ die künstliche Ruine 1798 bis 1802 nach Plänen des Hofbaumeisters Nikolaus Friedrich von Thouret erbauen. Heute ist die Ruine in den Märchengarten integriert und dient der Märchenfigur Rapunzel als Zuhause.
Die Emichsburg besteht aus zwei miteinander verbundenen, unterschiedlich hohen Türmen und steht am Rand eines schroffen Felsabsturzes im Ostgarten. Auf der Turmspitze wehte früher eine riesige Fahne, wenn der König in der Stadt weilte. Benannt ist die Burg nach dem Ritter Emich, einem sagenumwobenen Ahnen des Hauses Württemberg aus dem zwölften Jahrhundert.