Das erste Bluestanz-Festival ist gute Werbung für die Gattung. Es beweist, dass die Musik weit mehr zu bieten hat, als gepflegten Weltschmerz. DJs und Live-Musiker sorgen für gute Laune und Bewegungsdrang.

Stuttgart - Martin Kade klagt über die Frau, die ihm davongelaufen ist. Der Sänger und Gitarrist kündigt an, sich gleich kräftig einen hinter die Binde zu kippen. Er hat den Blues. Die Besucher des Octoblues-Festivals im Gemeindehaus Schwarenberg freut das. Am Samstagabend schwingen sie zu den Klängen der Feelin’ Good Bluesband das Tanzbein.

 

Das erste Bluestanz-Festival in Stuttgart beweist, dass die auf zwölf Takten basierende Musikform weit mehr zu bieten hat, als gepflegten Weltschmerz. DJs und Live-Musiker sorgen für gute Laune und Bewegungsdrang.

Für den Laien geht es überraschend ausgelassen zu. „Blues kann sehr lebensfroh sein“, erklärt Katrin Amend. Sie hat die Kombination aus Tanzworkshop und abendlicher Party zunächst in Heidelberg ins Leben gerufen. „Jetzt will ich die Veranstaltung auch in andere Städte bringen, in denen die Leute Blues tanzen sollten“, schildert die Studentin der Anglistik und Ethnologie ihre Mission. „Es ist einfach zu gut, um es nicht weiter zu verbreiten.“

Die Tanzenden teilen diese Begeisterung. Ob allein, als gemischtes oder gleichgeschlechtliches Doppel: Freude an der Bewegung dominiert im Saal. Einzelne Schrittfolgen und Figuren wiederholen sich und folgen bestimmten Mustern. Die Freiheit des persönlichen Ausdrucks ist allerdings mindestens ebenso wichtig.

Bunt gemischtes Publikum

„Nach meinem ersten Workshop konnte ich abends schon mittanzen“, schwärmt Heike Tscheschner. „Der Einstieg ist wesentlich einfacher als etwa beim Lindy Hop.“ 2014 hat sie gemeinsam mit anderen die Blues Kitchen Stuttgart ins Leben gerufen und kümmert sich nun um Angebote für Bluestänzer in der Landeshauptstadt. „Man kann zwei-, dreimal im Monat auf ein Event fahren“, weiß Amend. „Viele Leute aus der Szene sind gerne unterwegs.“

Auch im Stuttgarter Osten ist das Publikum bunt gemischt. Unter den 80 Workshop-Teilnehmern finden sich auch Iren und Neuseeländer. Selbst Zeitreisende sind anwesend: „Ich verkleide mich einfach gern“, gesteht Andreas (36) lachend. An diesem Abend hat er sich für ein Outfit aus dem 18. Jahrhundert entschieden – Dreispitz inklusive. Schräg angeguckt wird er deshalb nicht. Blues hat eben in jeder Hinsicht mit Freiheit zu tun.