Seine "Flowastickaz" machen seit geraumer Zeit Stuttgarts Innenstadt bunter, nun gesellt sich florale Kreide-Kunst hinzu. Wir haben den französischen Straßen-Künstler, der in Stuttgart studiert, zum Gespräch getroffen.

Stadtkind: Tanja Simoncev (tan)

Stuttgart - "Flowa" ist mein Künstlername, sagt der junge Mann selbstbewusst. Und als genau dieser will er die Stadt ein bisschen bunter machen - mit Stickern und Kreide, seinen "Flowastickaz". Manchmal steht noch eine kleine Message dabei wie "Love wins" oder "Hell yeah". "Ich will den Menschen hier und in anderen Städten, in denen ich unterwegs bin, einfach eine kleine Freude machen", sagt er. Dabei bewegt er sich mit seiner Kunst wie viele Streetart-Künstler im Bereich der Illegalität. Denn auch wenn es in seinen Augen weder etwas mit Verschmutzung, noch mit Sachbeschädigung zu tun hat, ist es dies laut Gesetz. 

 

Danke für die Blumen

Sie fallen auf, die bunten Sticker, die seit geraumer Zeit an Stromkästen, Laternenpfählen oder Schilderrückseiten der Stadt kleben. Darauf zu sehen sind bunte Blumen, handgezeichnet von Flowa selbst. Angefangen hat er damit 2014. "Mir war während des Schulunterrichts ein bisschen langweilig und dann habe ich begonnen, Blumen zu zeichnen - einfach so und immer mehr." Irgendwann habe es ihn dann in den Fingern gejuckt und er wollte die gemalten Zeichnungen verbreiten und die Menschen mit seiner Kunst überraschen.

Stickerbombing als Straßenkunst

Über Instagram wurde der Straßenkünstler schließlich auf immer mehr Menschen aufmerksam, die sich wie er, mit Blumen- oder anderen Charakter-Aufklebern auf den Straßen, die die Welt bedeuten, verewigen. Man begann sich auszutauschen - nicht nur verbal - sondern schickte sich auch gegenseitig Sticker zu. "Wir Stickerbomber tauschen unsere Adressen über Social-Media aus und bekleben die Straßen der Stadt dann auch mit den Stickern der anderen - so macht man das eben in der Szene."

Apropos Szene: Flowa hat sich bereits mit Künstlern aus der ganzen Welt ausgetauscht, mit Leuten aus China, den USA, Frankreich und natürlich auch Deutschland. "Es gibt so viele Sticker-Artists in Deutschland und sogar ein Sticker-Museum in Berlin." Entstanden ist die Sticker-Bewegung übrigens aus der Graffiti-Bombing-Szene. Den Gedanken, seinen Namen schnellstmöglich und breitflächig zu verbreiten, sei mit Stickern noch einfacher und schneller möglich, bestätigt der Student.

Für eine "Flowa" braucht der Klebe-Künstler, der sich mittlerweile auch an Kreide-Kunstwerken versucht, zwei Minuten - zu lange, um sie zu sprayen. Er sei in Frankreich auch als Graffiti-Sprayer unterwegs, aber hier in Deutschland wolle er keine Probleme mit der Polizei bekommen. "Ich bin hier, um zu studieren und will keinen Ärger haben", betont er. Aufkleber ließen sich schließlich viel leichter wieder entfernen. Und bei Kreide tut der Regen sein übriges. 

Kunst mit Kreide 

Unterwegs, um zu "bomben", ist Flowa übrigens immer und vor allem tagsüber. "Einen Sticker irgendwo hin zu kleben, geht so schnell, das bemerkt keiner." Erwischt wurde der Künstler nur einmal von der Polizei, aber da hatte er sich mit Kreide verweigt und das wurde nicht geahndet - ein paar Spritzer Wasser und das Kunstwerk ist wieder weg. "Diese Kunst ist übrigens in Frankreich sehr beliebt. Seit zwei Jahren werden dort die Wände mit Kreide bemalt." Keine Probleme mit der Polizei und das Temporäre seien der Reiz an der Sache. "Obwohl das Temporäre bei jeder Art von Streetart ein Thema ist - Graffiti, Sticker- und Kreidekunst ist nie für eine gewisse Zeit angedacht."

Das Zeitlose, habe aber nichts mit Ziellosigkeit zu tun. Denn Flowa hat, so der Künstler, bestimmte Ziele vor Augen. "Eines meiner Ziele ist, selbst die Welt zu bereisen und meine Sticker überall zu verteilen. Ein anderes ist, dass viele Leute Bilder von meiner Kunst machen und sie verbreiten."