Im Frühjahr erst hat die Stadt in Stuttgart-Sillenbuch eine Blumenwiese frisch angelegt. Kaum war diese aufgeblüht, wurde sie auch schon wieder abgemäht. Das wirft kritische Fragen bei Anwohnern aus.

Sillenbuch - Ein einziger Mohn hält wacker die rote Fahne hoch, und ein kornblumenblauer Sprenkel leistet ihm Gesellschaft. Sonst herrscht grün-braune Ebbe am Brombeerweg. Der Streifen am Fußweg, der die Kernenblick- und die Landschreiberstraße in der Landstadt in Sillenbuch verbindet, ist frisch gemäht. Und das wirft bei einigen Anwohnern kritische Fragen auf.

 

Die Bienenweide war erst in diesem Frühjahr angelegt worden. Lang sei gar nichts passiert auf der Fläche – bis vor gut zwei Wochen, berichtet ein Anwohner. „Dort hat es endlich im oberen Teil angefangen, richtig zu blühen – nun wurde sie gemäht“, moniert der Mann aus dem Viertel. Auch Nachbarn seien empört über den allzu schnellen Kahlschnitt, immerhin hätten sich Menschen und Insekten gerade erst am Blütenmeer erfreuen können. „Das hätte auch noch mehr werden können“, sagt der Mann über den Bewuchs.

Aus dem Rathaus heißt es indes, dass das so sein müsse. Der Verwaltungssprecher Martin Thronberens hat folgendes aus dem Fachamt erfahren: „Aktuell haben wir als Pflegemaßnahme den sogenannten Schröpfschnitt durchgeführt. Er verhindert, dass schnellkeimende Pflanzen langsamer wachsende Arten verdrängen.“ Dieses Vorgehen sei Standard bei der Blumenwiesenpflege und Voraussetzung für eine vielfältige und artenreiche Zusammensetzung von heimischen Wiesenarten.

Die Anwohner sind nicht überzeugt

Die Gestaltung der Fläche hat sich die Stadt einiges kosten lassen. Im vergangenen Jahr hatte die Verwaltung nach einem Antrag aus dem Bezirksbeirat ein umfangreiches Analysepapier angefertigt, um darzulegen, welche Sillenbucher Flächen zu Blumenwiesen taugen und was die Umgestaltung kosten würde. In der Stellungnahme war auch die 940 Quadratmeter große Fläche am Brombeerweg aufgetaucht – und für geeignet befunden worden. Die Umwandlung habe letztlich etwa 3800 Euro gekostet. Finanziert habe man das aus dem Sonderprogramm „Umwandlung zu Blumenwiesen“.

Komplett überzeugt ist der Anwohner noch immer nicht. „Schröpfschnitt hin oder her, aber warum nicht erst, wenn die Blumen verblüht sind?“, in der kurzen Zeit hätten die Pflanzen doch gar keine Samen bilden können. Ob denn nun nachgesät werde? Und ob da in diesem Sommer überhaupt noch etwas blühen werde? Für den Mohn jedenfalls sei die Zeit nun wohl vorbei, befürchtet der Anwohner. „Ob der noch mal die Kraft hat, ist zu bezweifeln.“