Himmelsgucker sollten den Montag, 21. Januar, rot im Terminkalender markieren: Dann können Frühaufsteher bei wolkenfreien Himmel den Blutmond bestaunen. Und es wird die letzte totale Mondfinsternis für viele Jahre sein. Und das sagen die Mythen der Völker über den Blutmond.

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Stuttgart - Wer am Montag vor 6.45 Uhr zum Mond hinaufschaut, wird den sonst so strahlenden Vollmond zwischen den Sternbildern Zwillinge und Krebs in ein glutrotes Licht getaucht sehen. Es ist die Zeit des Blutmonds. Um das Himmelsspektakel zu verfolgen, muss man allerdings sehr früh aufstehen. Denn schon um kurz nach 4.30 Uhr beginnt der Mond sich langsam in den Erdschatten zu schieben.

 

Himmlisches Wechselspiel

Bei einer Mondfinsternis steht die Erde zwischen Sonne und Mond – der Vollmond taucht in den Schatten ein, den die von der Sonne angestrahlte Erde ins Weltall wirft. Finsternisse sind also das Ergebnis des himmlischen Wechselspiels von Sonne, Mond und Erde.

Es herrscht eine gespenstische Atmosphäre, welche seit Urzeiten die Fantasie und Ängste der Menschen beflügelt hat und um die sich finstere Mythen ranken.

Nordische Mythologie: Wolf Hati jagt Mondgott Mani

In der nordischen Mythologie ist ein Mondfinsternis ein Anzeichen dafür, dass Übles bevorsteht und Hati und Skalli dabei eine Schlüsselrolle spielen. Die beiden Zwillingsbrüder sind riesige Wölfe, die von Fenrir (dem Fenriswolf) und der Riesin Gyge (der „Alten vom Eisenwald“) abstammen, welche sie im Jarnwid-Wald zur Welt brachte. Hati verfolgt den Mondgott Mani, während Skalli die Sonnengöttin Sól nachstellt.

Hati hetzt dem Wagen Manis über den Himmel nach und treibt den Mond zur Eile an. Am Tag des Weltunterganges (dem sogenannten Ragnarök) werden beide Wölfe die Gejagten einholen, packen und zerreißen. Der Mond wird verschlungen, das verspritzte Blut wird die Sonne verdunkeln. Aus der untergehenden alten Götterwelt der Aasen wird eine neue Welt entstehen.

China: Ein Drache will den Mond verschlingen

Im alten China glaubten die Menschen, dass sich bei einer Mondfinsternis ein himmlischer Drache der Erde nähert, um sie zu verschlingen. Er gebe sie erst wieder frei, wenn die Menschen ihn mit Lärm und Feuerwerk vertreiben.

In Anlehnung an diese Mythologie werden die Schnittstellen, an denen eine Mondfinsternis stattfindet, auch Drachenpunkte genannt. Voraussetzung dafür ist, dass der Vollmond exakt in einem der beiden Schnittpunkte von Mondbahn- und Erdbahn steht. Nur dann wird er vom Erdschatten erfasst. Er taucht also in den Schatten ein, den die von der Sonne angestrahlte Erde in den Weltraum wirft.

Ägypten: Seth raubt Horus sein Mondauge

Im Alten Ägypten galt eine Mondfinsternis als böses Omen. Hinter der Mondfinsternis sahen die Menschen den göttlichen Seth am Werk. In einem Zweikampf schlägt er dem Gott Horus eines seiner beiden heiligen Augen aus, das als Mond am Himmel wandert (das zweite Auge symbolisiert die Sonne). Thot, der Gott der Heilkunst, findet es in der Dunkelheit und bringt das geheilte Mondauge zu Horus zurück.

Griechenland: Hexensabbat über dem Peloponnes

Im antiken Griechenland dachte man, Hexen würden bei einer Mondfinsternis ihr Unwesen treiben und den Mond blutrot färben.

Indianer: Der Mond blutet

Noch plastischer erklärten sich Indianervölker im Amazonas-Gebiet Südamerikas das seltsame Himmelsphänomen: Sie glaubten, der Mond sei von einem Pfeil getroffen worden und würde aus seinen Wunden bluten.

Blutmond über Hollywood

Bei so viel Mythen und Legenden darf Hollywood nicht abseits stehen. Im amerikanischen Fantasy-Film „Seventh Son“ (Der Siebte Sohn, 2014) will die böse Hexe Mutter Malkin die Welt in Finsternis stürzen. Bis zum nächsten Blutmond muss der Hexenjäger John Gregory einen Schüler ausbilden, welcher der siebte Sohn eines siebten Sohnes ist, damit dieser die Hexe und ihre dunkle Anhängerschar besiegt.