Blutspenden im Freizeitpark: Weil in den Sommerferien die Spenderzahlen immer zurückgehen, kooperieren Rotes Kreuz und Tripsdrill seit 24 Jahren und stellen inzwischen die größte Blutspendeaktion Deutschlands auf die Beine.
Draußen kreischen die, die gerade in der Achterbahn mit Karacho durch die Kurve geschüttelt und auf den Kopf gestellt werden. Drinnen ist es vergleichsweise ruhig – und schön kühl noch dazu. Drinnen, das ist im riesigen weißen Zelt auf dem Parkplatz des Erlebnisparks Tripsdrill. Eine Woche lang kann hier Blut gespendet werden. Es ist nichts weniger als die größte Blutspende-Aktion Deutschlands.
Dieser Superlativ kommt nicht daher, weil das Zelt, in dem die Aktion stattfindet, die Ausmaße eines ordentlichen Festzeltes hätte. 900 Quadratmeter misst es. Vielmehr geht es um die Aktion an sich, die fünf Tage lang dauert und täglich um die 700 Blutspenden als Ergebnis hat.
Nur drei Prozent der Deutschen spenden Blut
Was eine ganze Menge Blut ist, vor allem für die Zeit, in der die Anzahl der Spenden alle Jahre wieder zurück geht, weil die Menschen im Urlaub sind. Da ohnehin nur rund drei Prozent der Deutschen Blut spenden und allein in Baden-Württemberg etwa 2000 Spenden pro Tag benötigt werden, ist das ein Problem.
Um dem entgegenzuwirken, gab es vor vielen Jahren in den Sommerferien eine Blutspendeaktion am Sauerlandpark, bei der jeder Spender freien Eintritt erhielt. Rudi Feix, damals schon im Landkreis Ludwigsburg für das Rote Kreuz tätig, fand die Idee gut und organisierte einen Kontakt nach Tripsdrill. Die erste Ferien-Blutspende-Aktion im damals noch kleinen Zelt auf dem Parkplatz dauerte drei Tage, und die Nachfrage war enorm. „Wir waren überwältigt“, sagt Feix. Seither ist fast ein Vierteljahrhundert vergangen – mit einem ebenfalls überwältigenden Ergebnis: Am Mittwoch wurde die 70 000. Tripsdrill-Blutspenderin geehrt.
Das Konzept ist ähnlich wie damals im Sauerland: Wer bei der Aktion in Tripsdrill Blut spendet, bekommt als Dankeschön eine Eintrittskarte für den Erlebnispark geschenkt. Also erst Blut spenden und dann ab in die Achterbahn? „Lieber nicht“, sagt Cüneyt Demirel. „Wir empfehlen es nicht, direkt am gleichen Tag auch den Erlebnispark zu besuchen“, sagt der DRK-Referent. Lieber solle man nach der Spende den Kreislauf schonen und an einem anderen Datum alle Tripsdrill-Attraktionen genießen. Die Tickets sind ja noch bis November gültig.
Um die vielen Menschen, die zum Blut spenden auf den Parkplatz von Tripsdrill kommen, zu koordinieren, ist einiges an Manpower nötig. Etwa 30 hauptamtliche DRK-Helfer sind täglich im Einsatz, hinzu kommen noch einmal so viele Ehrenamtliche von den umliegenden Ortsvereinen. Die Aktion beim Erlebnispark sei mit den „normalen“ Blutspenden, etwa in Sporthallen, nicht vergleichbar, sagt Cüneyt Demirel „Hier haben wir volles Programm, es geht Schlag auf Schlag.“
Und tatsächlich, kaum öffnet sich die Tür an diesem Donnerstag, kommt die erste Traube Menschen herein. 27 potenzielle Spender können sich pro Slot – also alle 15 Minuten – vorher online anmelden. Ohne größere Warterei geht es dann von der Registrierung zu den Gesundheits-Checks auf die Entnahmeliege. Nach fünf bis zehn Minuten ist ein halber Liter Blut abgezapft, danach kurz oder länger ausruhen und dann gibt’s Maultaschen, Kartoffelsalat – und die Gratis-Eintrittskarte für Tripsdrill.
Letztere ist offenbar auch ein schönes Bonbon für Erstspender. Während deren Quote bei den üblichen Aktionen bei sieben bis zehn Prozent liegt, ist sie in Tripsdrill bei 14 bis 18 Prozent.