Am Burgholzhof in Münster soll eine neue BMX-Bahn entstehen. „Der Olympiastützpunkt Stuttgart bekommt dadurch eine noch größere Bedeutung, als er für diese Disziplin ohnehin schon hat“, sagt Patrick Moster, der Sportdirektor vom Bund Deutscher Radfahrer.

Stuttgart - Ein klein wenig dürfte es so gewesen sein wie bei dem Schulkind, das zum ersten Mal den Süßigkeitenladen in der Großstadt betritt und von den Dimensionen des Sortiments große Augen bekommt. Der Radsportfunktionär Uwe Skrzypek aus Mönsheim war jedenfalls schwer beeindruckt, als er vor zwei Wochen mit seiner Familie aus Manchester nach Hause kam, wo der zwölfjährige Sohn Toni das Europacup-Finale seiner Altersklasse im BMX-Radsport bestritten hatte. „Der britische Verband hat dort für 30 Millionen Pfund ein Zentrum für unsere Sportart bauen lassen, das ist ein Traum“, schwärmt der BMX-Leistungssportkoordinator des Württembergischen Radsportverbandes.

 

Der Blick der deutschen Delegation auf die paradiesischen Bedingungen der Engländer wäre wohl noch deutlich neidischer ausgefallen, gebe es nicht in der Heimat gute Nachrichten. Die jüngste Entscheidung von drei Stuttgarter Gemeinderatsfraktionen (Grüne, CDU, SÖS-Linke-Plus), bei den Beratungen für den Sporthaushalt für 2016 den Bau einer Supercross-Strecke am Burgholzhof in Münster einzubringen, ist nicht nur bei den neun Bundes- und 18 Landeskaderathleten unter den BMX-Fahrern in Württemberg auf Begeisterung getroffen. 710 000 Euro soll die neue, 450 Meter lange Bahn kosten. Der Bau soll im Frühjahr 2016 beginnen.

Ein alter, stillgelegter Tennenplatz wird umfunktioniert

Das Projekt wird zwar in jeglicher Hinsicht einige Nummern kleiner ausfallen als das Vorbild im Norden Englands. Für die deutsche BMX-Gemeinde ist die Entscheidung in Stuttgart, deren Zustimmung im Gemeinderat als sicher gilt, jedoch eine wichtige Zukunftsinvestition. „Der Olympiastützpunkt Stuttgart bekommt dadurch eine noch größere Bedeutung, als er für diese Disziplin ohnehin schon hat“, sagt Patrick Moster, der Sportdirektor vom Bund Deutscher Radfahrer.

Ein alter, stillgelegter Tennenplatz des VfR Cannstatt, auf dem schon seit einigen Jahren keine Fußballspiele mehr stattgefunden haben, wurde als der geeignete Bauplatz für das Projekt ausgewählt. Dessen Kosten teilen sich die Stadt Stuttgart, das Land Baden-Württemberg und der Bund jeweils zu einem Drittel. Neben Leistungssportlern wie Maik Baier (Olympiateilnehmer von 2012) sollen auf der neuen BMX-Superstrecke auch Hobbysportler, Kinder und Jugendliche das Gelände zum Training nutzen können. „Wir haben in der Region eine sehr homogene Gruppe, deren Fahrer in allen Altersklassen zur deutsche Spitze gehören und diese dominieren“, sagt Uwe Skrzypek, dessen zwölfjähriger Sohn Toni in seiner Kategorie in diesem Jahr Deutscher Meister, Gewinner der Bundesligawertung und Gesamtsieger der Europacup-Wertung wurde.

Neben den positiven Entscheidungen aus der Politik haben aber auch die Radsportler in der Region selbst vor Kurzem ein weiteres Signal zur Professionalisierung der Disziplin gegeben, indem sie die BXM-Union Stuttgart gegründet haben. Der neue Verein ist ein Zusammenschluss sämtlicher BMX-treibender Clubs in Baden-Württemberg. Er soll als Ergänzung und keinesfalls als Konkurrenz zu den bestehenden Vereinen, Verbänden und zum Olympiastützpunkt Stuttgart die Aktivitäten im Leistungssportbereich noch effektiver bündeln. „Nur gemeinsam können wir noch mehr erreichen“, sagt Uwe Skrzypek, der den geschäftsführenden Vorsitz übernommen hat. „Das Ziel ist es, ein Optimum an Rahmenbedingungen für unsere Athleten zu schaffen.“ Die Strecke am Burgholzhof ist ein großer Schritt auf diesem Weg.