Der Bobfahrer Manuel Machata schließt sich dem Bob-Club Suttgart Solitude an und will wieder richtig angreifen. „Mein Ziel ist der Weltmeistertitel“, sagt der gebürtige Bayer.

Sport: Dominik Ignée (doi)

Stuttgart - Wenn einer anpacken kann, dann Manuel Machata. Der Bobfahrer bringt bei einer durchschnittlichen Körpergröße von 1,81 Meter stramme 95 Kilo auf die Waage – der Berchtesgadener ist ein Kraftpaket. Also muss er seinen Viererbob vor dem Schloss Solitude mit ein paar Helfern schon selbst aus dem Kleintransporter wuchten. Mal stellen sie ihn fürs Foto vor das unter Herzog Carl Eugen von Württemberg erbaute Jagd- und Repräsentationsschloss, dann schieben sie das Sportgerät die Treppe hinauf. Beim Hin und Her auf dem Schlosshof hätte der Fahrer des Kleinbusses beim Rückwärtsfahren das gute Stück dann fast zertrümmert.

 

In Manuel Machatas Bobkarriere ist es zuletzt auch immer hektisch zugegangen – jetzt soll Ruhe einkehren. Dafür steht der Bob-Club Stuttgart Solitude, für den der Bayer jetzt startet. Als der am 6. März 2013 gegründete Club, der das Prachtschloss sein heimliches Vereinsheim nennt, im vergangenen Jahr hier Sandra Kiriasis präsentierte, da wunderten sich die Beobachter der Szene doch sehr – zumal der Bobsport in Stuttgart so viel Tradition besitzt wie das Eisstockschießen in Tunesien.

„Unsere Vereinsgründung hat damals für Grinsen gesorgt, das hat sich geändert“, sagt der Vizepräsident Axel Watter, der Machata auch als Manager zur Seite steht. Die Kritiker mussten einsehen, dass es die muntere, bobbegeisterte Truppe damals ernst meinte – und sie ist stolz darauf, dass der fünfte Platz von Kiriasis noch das beste Sotschi-Ergebnis der bei den Winterspielen eingebrochenen deutschen Equipe war.

Wo ist der Bobfahrer daheim?

Die Olympiassiegerin Kiriasis hat nun ihre Karriere beendet – jetzt machen die Solitude-Bobfreunde mit dem 2011er Weltmeister im Vierer weiter. Sie unterstützen ihn bei der Sponsorensuche und stellen Verbindungen zu schwäbischen Firmen her, die ihm helfen, seine weiße Kiste weiterzuentwickeln, und ihn im Hinblick auf das Feintuning unterstützen. Unter anderem ist schon ein großer Autozulieferer dabei. Im Gegenzug startet Machata dann für Stuttgart – obwohl er aus Berchtesgaden kommt und auch noch bei seinem Zweitverein SC Potsdam Mitglied ist. Es könnte also sein, dass Machata bald nicht mehr richtig weiß, wo er daheim ist.

In Stuttgart, wo es bekanntermaßen keine Eisrinne gibt, wird er sich hin und wieder aufhalten. Und fürs Training hat ihm der Olympiastützpunkt Stuttgart Hilfe angeboten. „Mein Ziel ist der Weltmeistertitel“, sagt Machata, langfristig will er auch noch die nächsten Winterspiele in Südkorea unter die Kufen nehmen. „Ich habe hier in Stuttgart super Leute hinter mir und fühle mich aufgehoben – jetzt kann ich wieder Gas geben“, sagt der 30-Jährige, der das Tal der Tränen verlassen will und nochmals durchstarten möchte. Für die Winterspiele in Sotschi hat er sich nicht qualifiziert, und nach Olympia gab es mächtig Ärger mit dem Deutschen Bob- und Schlittenverband, weil der Russe Alexander Subkow mit Machatas Kufen Gold gewann – während das deutsche Team unterging.

Stilsicher in die Zukunft

Der Streit ist beigelegt. Abhaken, Mund abwischen, weitermachen – das ist jetzt Machatas Devise. „Dieses Jahr mache ich einen Neuanfang – da überlasse ich nix dem Zufall. Und ich habe wieder schnelle Leute im Bob“, sagt der Berchtesgadener, dessen Anschieber weiterhin beim SC Potsdam trainieren. Die Zusammenarbeit zwischen Stuttgart und Potsdam soll sich zu einer fruchtbaren Kooperation entwickeln.

Daran glaubt auch Jochen Buck, der Präsident des Bob-Clubs Stuttgart Solitude. Er ist Inhaber eines Sachverständigen-Instituts und dabei so erfolgreich, dass er in einer dunklen Limousine mit Chauffeur den Schlosshof wieder verlässt. Auch Machata sitzt im Fond – und fährt stilsicher in den zweiten Abschnitt seiner Karriere.