Nach knapp drei Jahren ist die Sanierung des ehemaligen Schoch-Areals abgeschlossen. 18 Millionen Euro hat allein die Beseitigung der Altlasten im Boden gekostet. Der Untergrund war massiv mit hochgiftigem Chromat verunreinigt.

Feuerbach - Am Rande des ehemaligen Schoch-Geländes beim Bahnhof Feuerbach wurde am Montagnachmittag gefeiert. Rund 100 Besucher hatten sich zum Festakt versammelt und Karl Noé, Geschäftsbereichsleiter Umwelt bei der Arcadis Germany GmbH, kam am Ende seiner Rede ein wenig ins Schwärmen: Vielleicht gelinge es der Stadt, mit dem Projekt den Flächenrecyclingpreis zu gewinnen. Die Sanierung und Umwandlung der 2,8 Hektar großen ehemaligen Gewerbefläche in ein Mischgebiet mit hohem Wohnanteil sei ein „Paradebeispiel der Altlastensanierung“ und ein „Vorzeigeprojekt“, meinte Noé. Der Weg dahin war allerdings sehr kostenintensiv.

 

Chromat im Untergrund

Mit rund 2,6 Millionen Euro schlug allein der Abriss der kontaminierten Gebäudesubstanz zu Buche. Dazu kommen nun weitere 18 Millionen Euro für die Beseitigung der Schadstoffe im Boden, 75 Prozent der Summe zahlt das Land. An Stellwänden dokumentierten Luftbilder, wie die Verwandlung einer Industriebrache zu einer baureifen Fläche für ein neues Quartier Schritt für Schritt realisiert wurde. Auf einem Plan waren die Hotspots und Sanierungsbereiche farbig markiert.

Viele Jahrzehnte sickerten hochgiftige Stoffe in den Untergrund des früher hier beheimateten Galvanisierungsbetriebs. Neben leichtflüchtigen chlorierten Kohlenwasserstoffen (LCKW) sammelte sich im Untergrund ein toxischer Schadstoff-Cocktail – vor allem Chrom VI, eine krebserregende Substanz. 1925 hatten die Gebrüder Schoch auf dem Areal zwischen Kremser und Dornbirner Straße einen Galvanisierungsbetrieb gegründet. Offenbar flossen im Laufe vieler Jahrzehnte große Mengen der gesundheitsgefährdenden Stoffe in den Untergrund. „Der Boden war stellenweise mit Chromat durchtränkt und grellgelb“, berichtete Technikbürgermeister Dirk Thürnau.

Bereits Mitte der 1970er Jahre wurde festgestellt, dass beträchtliche Mengen des Chromats bis ins Grundwasser kamen. Juristische Auseinandersetzungen folgten. Im Jahr 2004 meldete Schoch Insolvenz an. Die Stadt nutzte ihr Vorkaufsrecht. 2011 beschloss der Gemeinderat den Kauf der Immobilie. Fast drei Jahre haben die Sanierungsarbeiten auf dem Areal nun gedauert. Rund 145 000 Tonnen Boden wurden ausgehoben. Die geplanten 16 Sanierungsflächen wurden auf 18 ausgeweitet.

120 Sondierungen und 18 Bohrungen im Vorfeld

Die beauftragte Firma Arcadis führte bei den vorbereitenden Untersuchungen rund 120 Sondierungen und 18 Bohrungen bis zu einer Tiefe von 20 Metern durch. Auch alle Gebäude auf dem Gelände mussten komplett abgerissen und teilweise als Sondermüll behandelt werden. „Es war schon eine außergewöhnliche Belastung“, sagte der Altlasten-Experte Noé. Stellenweise bis in zwölf Meter Tiefe wurde Erdreich ausgetauscht. Unterschiedliche Verfahren kamen zum Einsatz. Josef Geiger von der ausführenden Baufirma sagte, dies sei bisher „eines der größten Projekte gewesen, die wir abgewickelt haben“.

Nun ist der Bau von 150 Wohnungen auf der sanierten Fläche vorgesehen. Insgesamt soll eine Mischung aus Wohnungen, Geschäften, Gastronomiebetrieben und Büros entstehen. Auf dem nördlichen Baufeld wird die Firma Klumpp ihren Betrieb erweitern. Auch der Inhaber des Postgebäudes sei bereits am Planen, sagte Bezirksvorsteherin Andrea Klöber. Im Frühjahr 2020 werden wohl die ersten Bagger anrollen.