Die Erdhebungen haben die Bodensee-Wasserversorgung alarmiert. In einem Waldstück werden Messungen an einer Leitung vorgenommen.

Böblingen - Wegen Erdhebungen in Böblingen, die mit hoher Wahrscheinlichkeit auf Geothermiebohrungen zurückzuführen sind, läuten nun auch bei der Bodensee-Wasserversorgung die Alarmglocken. Unweit des Thermalbads wird ein Versorgungsrohr überwacht, das in dem Gebiet der Hebungen liegt. Nach Auskunft der Bodensee-Wasserversorgung gebe es in diesem Bereich Hebungen von 30 Zentimetern. Es bestehe die Gefahr, dass die Leitung breche, sagt Alexander Frey von der Abteilung Grundstückswesen des Wasserversorgers. Inzwischen kontrollieren auch die Stadtwerke Böblingen die Wasserrohre in den beiden betroffenen Wohngebieten. Bisher gebe es aber noch keine Probleme, erklärt eine Sprecherin.

 

Rohre sind verschraubt

Obwohl die Stadtwerke Böblingen davon sprechen, dass sich die Erde in den Gebieten bereits um bis zu 40 Zentimeter gehoben hat, bleibt man in dem Unternehmen weitgehend gelassen. „Die Untersuchungen laufen“, sagt die Stadtwerkesprecherin. Die CDU-Stadträtin Daniela Braun, die als Sprecherin der betroffenen Hausbesitzer im Südosten Böblingens fungiert, hat beobachtet, dass in den Straßen immer häufiger Fahrzeuge vorfahren, die sich an den Kanaldeckeln zu schaffen machen, um die Leitungen zu inspizieren.

Für die Bodensee-Wasserversorgung gibt es aber durchaus Anlass zur Besorgnis. „Wir wissen nicht, wie lange die Leitung noch standhält“, sagt Alexander Frey. Das betroffene Rohr mündet in den Wasserbehälter an der Böblinger Waldburg, von wo aus die Stadtwerke-Nebenleitungen die umliegenden Wohngebiete und auch das Krankenhaus versorgen. Laut Frey fließen durch das Hauptrohr das ganze Jahr über 70 Liter pro Sekunde. Die in der Regel sechs Meter langen Rohre mit einem Innendurchmesser von 25 Zentimeter haben eine Wandstärke von fünf bis sechs Millimeter und sind mit Schraubenmuffenringen miteinander verbunden. Sie seien 50 bis 60 Jahre alt, sagt Frey, normalerweise würden sie bis zu hundert Jahre lang ihren Zweck erfüllen.

Auch die EnBW ist misstrauisch geworden

„Durch die Verschraubung liegen die Rohre nicht steif im Boden und reagieren auf Druck bis zu einem gewissen Punkt flexibel“, erläutert Frey. Wann dieser allerdings erreicht ist und ein Leck auftreten könnte, weiß auch er nicht. Deshalb wird in der Nähe der Stuttgarter Straße in einer 250 Meter langen Schneise in dem Waldgebiet der Wasserdruck gemessen, um festzustellen, ob irgendwo Wasser entweicht. Bisher sei noch kein Schaden festgestellt worden, beteuert Alexander Frey.

Auch das Energieunternehmen EnBW ist inzwischen misstrauisch geworden. Seine Experten beobachten die Gas- und Stromversorgungsleitungen genau. „Wir haben aber noch keine Schäden festgestellt“, sagt der EnBW-Sprecher Jörg Busse. Sollten es jedoch zu einem Leitungsproblem kommen, könne an der Gasregelstation „ein sogenanntes Knie eingebaut werden“, erklärt Busse, wodurch die Leitung eine gewisse Flexibilität erhalte. Solche baulichen Maßnahmen seien zuletzt in Rudersberg im Rems-Murr-Kreis nötig geworden. Dort hatte sich die Erde ebenfalls gehoben, 35 Häuser wurden in Mitleidenschaft gezogen. Seit einer Teilsanierung der Bohrlöcher hebt sich die Erde dort monatlich noch vier Millimeter.

Bei der Telekom indes gibt es noch keinen Grund, tätig zu werden. Zuerst müsse ein Haushalt eine Telefonstörung melden, bevor das Unternehmen eingreife, erklärt ein Telekom-Sprecher. Von einem Schaden aber sei ihm bislang nichts bekannt.